LDN242: Tagessätze von Unternehmensberatern

Vorab: Ich bin stark für Transparenz (und alles was dazugehört) bei Nebeneinkünften von MdBs.

Die Tagessätze für Unternehmensberatung von 3.000€ wurden in der Lage als sehr weit über der Norm eingeordnet. Ich habe selbst einige Jahre Erfahrung als Unternehmensberater (mittelständische & freiberufliche Beratung) und kenne einige Berater aus mittel- bis sehr großen Beratungen. 1.000€ sind bei weitem (!) nicht die Spitze gängiger Tagessätze. Bereits mein mittelständischer Arbeitgeber stellt je nach Projekt und Seniorität der Berater 1.500€ bis 3.000€ pro Tag in Rechnung. Gründer / Geschäftsführer kosten bis zu 4.500€ pro Tag.
Ähnliche Größenordnungen findet man bei den großen Tier 1 & 2 Beratungen: McKinsey & Co. verrechnen bereits für Praktikanten 500€ bis 1.000€ pro Tag. Die Tagessätze erreichen problemlos schwindelerregende 5.000€ bis 10.000€.

Mir ist bewusst, dass diese Zahlen von außen (zu Recht) absurd hoch erscheinen. Dabei im Kopf behalten sollte man aber: Zum einen ist eine volle Projektauslastung der Berater selten gegeben. Zum anderen stehen hinter diesen „Tagessätzen“ teilweise hohe Aufwände, manche 8-Stunden-Arbeitstage dauern an der Spitze auch durchaus mal 16 Stunden. Dazu kommen interne Zuarbeit, Back Office, etc… Geld wird natürlich trotzdem ordentlich verdient, keine Frage!

6 „Gefällt mir“

Nichts für ungut, aber:
Das mag ja für ein Unternehmen gelten, das die kompletten Kosten für Back Office, Training, Recherche etc.pp. abdecken muss. Schon für Freelancer halte ich das für wenig wahrscheinlich, von Ausnahmen abgesehen. Und wenn wir dann über Menschen reden, die im Hauptberuf Politiker sind (und damit eigentlich gar keine Zeit für so eine „Nebenbeschäftigung“ haben sollten), dann liegt der Verdacht, dass dort nicht nur „Leistung“ vergütet wird.

6 „Gefällt mir“

Freelancer arbeiten oft lange Zeit mit hoher Auslastung auf einem Projekt. Dann kann man auch runtergehen, aber 1.000 Euro ist auch für Freelancer kein wirklich hoher Tagessatz, sondern eher normal.

Spezialisten, die eine hohe Wertschöpfung generieren und schwer ersetzbar sind, haben deutlich höhere.

Die Tagessätze, die Beratungsfirmen für die oberen Ränge ziehen, haben auch damit zu tun, dass die Kunden sonst immer den Chef selber wollen. Wenn der so teuer ist, nimmt man ihn nur noch für die Präsentation beim Vorstand - und der Chef der Beratung hat mehr Zeit, sich um die Geschäftsentwicklung zu kümmern :wink:

Aber es liegt nahe, die besonders hohe Wertschöpfung bei dem erwähnten MdB nicht nur auf seiner Fachkenntnis basierte, sondern auf seiner Funktion in der Gesetzgebung.

2 „Gefällt mir“

Zwei Dinge können gleichzeitig wahr sein:

  1. Tagessätze von 3000€ und mehr sind keine Seltenheit bei renommierten Beratungen
  2. ein hauptberuflicher MdB wird einen solchen Tagessatz bei weitem nicht Wert sein. Es sei denn, er verkauft seinen politischen Einfluss.
5 „Gefällt mir“

Vorab: Ich finde die Diskussion und den Standpunkt der Lage zu diesem Thema wichtig und richtig! Auch den bisherigen Posts kann ich mich anschließen.

Ergänzend zu den bisherigen Posts aber nochmals zu den Geldern für externe Beratungen:

  • Strategieberatungen wie McKinsey und BCG rufen für Berater auf den Einstiegslevel (!!!; 0-4 Jahre Erfahrung) etwa 3.500€ auf.
  • Projektleiter oder Partner kosten ein Vielfaches dieser Beträge.
  • Entgegen vorheriger Aussage werden Praktikanten i.d.R. bei diesen Beratungen übrigens nicht verrechnet.

Der Vergleich von Strategieberatungen mit MdB als “Freelancer” ist auf Grund der bereits benannten Punkte natürlich schwierig.
Da Firmen diese Preise jedoch durchaus gewohnt sind halte ich eine Einordnung durchaus für sinnvoll. Unterm Strich scheint mit der Preis alleine, ohne Angabe der geleisteten Tätigkeiten, noch kein ausreichendes Indiz für eine fragliche Absicht der Tätigkeit zu sein. Ein “Geschmäckle” bleibt aber definitiv.

1 „Gefällt mir“

Den oben genannten Punkten stimme ich zu. Es ist natürlich naheliegend und plausibel, dass die politische Stellung des MdBs ein (wichtiger) Bestandteil der Leistungserbringung war. Das finde ich als Bürger natürlich generell nicht wünschenswert!

Die Thematik sollte dennoch sauber diskutiert werden. Dazu gehört einerseits die realistische Einordnung der Tagessätze. Andereseits muss auch (bzw. ausschließlich) auf die Projektvolumen geschaut werden, da Tagessätze alleine quasi gar keine fundierte Aussage erlauben. Zwei Projekttage zu 3.000€ (6.000€ Brutto-Projektvolumen) sind wohl deutlich weniger spannend zu betrachten als 50 Projekttage zum halbierten Tagessatz von 1.500€ (75.000€ Brutto-Projektvolumen). Der Tagessatz klingt erstmal weniger aufsehenserregend, aber von außen ist nicht abschließend sicherzustellen, wieviele Tage wirklich geleistet wurden. Und die wirtschaftliche Verstrickung wäre im zweiten Fall wohl deutlich stärker.