LdN235 Wirtschaftsinteressen bezüglich Corona

In der LdN235 ging es ja untere anderem darum, wie Lobbyismus bestimmter Wirtschaftsgruppen dazu geführt haben könnte, dass Lockerungen gegen eine Mehrheit der Bevölkerung erlassen wurden.
Dies ist selbstverständlich nachvollziehbar beispielsweise aus der Perspektive eines Soloselbstständigen, der vor Insolvenz und Pleite steht.
Ergänzenswert finde ich jedoch, dass der oft postulierte Zielkonflikt Wirtschaft vs. Coronaeindämmung zumindest in der Volkswirtschaftslehre stark bestritten wird.
So gibt es mehrere internationale Publikationen, die einen Zusammenhang zwischen effizienter Coronabekämpfung und einer gesunden Wirtschaft sehen. Ein Beispiel hierfür ist das oft zitierte Which countries have protected both health and the economy in the pandemic? - Our World in Data ,das zu dem Schluss kommt, dass „countries controlling the outbreak effectively may have adopted the best economic strategy too“.
Meiner Meinung nach noch interessanter ist jedoch ein Paper des Ifo-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (https://www.econstor.eu/bitstream/10419/223322/1/sd-2020-digital-06.pdf) , welches zu folgendem Ergebnis kommt: " Des Weiteren können wir in Bezug auf eine starke Lockerung keinen Konflikt zwischen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Kosten fest- stellen – die Kosten würden in beiden Dimensionen höher ausfallen. Eine zu starke Lockerung ist daher nicht vorzuziehen. Eine solche Politik würde kurzfristig zwar mehr Wirtschaftsleistung erlauben, die Phase der leichten Beschränkungen aber nach unseren Simulationsanalysen so sehr verlängert, dass die Gesamtkosten in den Jahren 2020 und 2021 zusammen betrachtet steigen."

Man kann noch viele weitere Studien betrachten, im Gesamtbild kommt jedoch das Ifo Institut auf seiner Website zu dem Schluss " Die These des Zielkonflikts zwischen Gesundheit und Wirtschaft ist falsch" (Coronavirus | Thema | ifo Institut). Zusätzlich wird auf der Website für die oft missverstandene NoCovid-Strategie geworben. Ich finde dies daher so interessant, da dies zeigt, dass einerseits der in einschlägigen Medien postulierte Zielkonflikt nicht haltbar ist. Andererseits finde ich es gerade deshalb so traurig, dass viele politischen Verantwortungsträger offenbar nur kurzfristig gedacht haben und sich hier Lobbyismusinteressen hingegeben haben, anstatt auf die (Wirtschafts-) Wissenschaften zu hören. Ich finde dies eine wichtige Ergänzung, da sie einmal wieder zeigt, dass die großartigen Wissenschaftler in unserem Land viel zu selten gehört werden.

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