LdN232: Impfstoff liegt auf Halde

Hallo Philip, hallo Ulf,

wie üblich vielen Dank für die guten Analysen in der aktuellen Lage. :slight_smile:

Im Rahmen der Diskussion um Impfungen bei Hausärzten bin ich über eure Bemerkung gestolpert, es liege „Impfstoff auf Halde“ und würde „verstauben“. Leider finde ich dazu in den Shownotes auch keine Quelle. Eure Anekdote aus Tegel in allen Ehren, aber ich kann nicht erkennen, dass das (aktuell) ein strukturelles Problem ist.

Impfstoff "auf Halde"
Auf https://impfdashboard.de/ sehe ich, dass aktuell (13. März 2021) ca. 3.2 Mio Menschen zwar eine Erst- aber keine Zweitimpfung haben. Von den aktuell gelieferten 12.5 Mio Dosen sind ca. 30%, also 3,75 Mio Dosen, nicht verimpft. Wenn wir also weiterhin davon ausgehen, dass die Zweitimpfung in der Regel zurückgelegt wird, liegen wir ca. 500.000 Dosen, oder 250.000 Erstimpfungen hinter den Lieferungen.
Das ist bei der aktuellen Geschwindigkeit ein Tag! Von „verstauben“ kann also keine Rede sein.

Impfstoff-Lieferungen
In der Woche vom 1. bis zum 7. März wurden 1.7 Mio Dosen geliefert, das sind pro Tag (bei 7 Tagen) 250.000 pro Tag, wenn man sie auf 5 Tage runterbricht die erwähnten 350.000 pro Tag. Die Betrachtung von Lieferung pro Werktag finde ich allerdings verwirrend, weil am Wochenende, auch wenn es deutliche Rückgänge gibt, auch geimpft wird. Am 6. und 7. März zum Beispiel insgesamt ca. 350.000 Impfungen.
Am 9. März wurden ca. 2 Mio Dosen geliefert. Da die Geschwindigkeit jedoch kontinuierlich steigt, sehe ich auch hier nicht, dass hier nennenswert Impfstoff liegen bleibt.
Man könnte fast vermuten, die Geschwindigkeit wird an die Liefermenge angepasst. :wink:

Leistungsfähigkeit der Impfzentren
Dauernd gibt es Beschwerden, die Impfzentren hätten nur so kurz geöffnet, zum Beispiel nicht am Wochenende. Wozu sollen sie öffnen, wenn es keinen Impfstoff gibt?! Viele Impfzentren könnten, rein auf die Öffnungszeiten blickend, ihre Leistung verdoppeln bis vervierfachen (Personal vorausgesetzt).

Fazit
Ich verstehe die ganze Diskussion um „Impfungen beim Hausarzt“ deshalb nicht. Insbesondere ärgert mich der Eindruck, der hier (natürlich primär in den Boulevardmedien) erzeugt wird, die verzögerte Entscheidung für die Impfung beim Hausarzt würde aktuell irgendetwas aufhalten.

Auch die HausärztInnen werden nichts anderes tun können, als den Mangel zu verwalten. Zusätzlichen wird das Telefon nicht stillstehen, weil Leute anfangen, alle Arztpraxen abzutelefonieren, ob man dann jetzt geimpft werden kann. Die werden den Ansturm kaum besser handeln können als die zentralen Call Center der Impfzentren.

Vielleicht könntet ihr zu dem Thema noch ein paar Punkte oder Links ergänzen. :slight_smile:
Wie schon in anderen Threads erwähnt, halte ich es für elementar, das wahre Problem zu identifizieren, bevor man an dem Konstrukt Bevölkerungsimpfung planlos rumschraubt.

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Danke für die Ausführungen. Zusätzlich zu den angeführten Argumenten ist auch die Temperaturkomponente komplett verschwunden. Impfzentren wurden wir auch unter der Prämisse errichtet, das Hausärzten keine ausreichende Kühlung für die mRNA-Vakzine zur Verfügung stehen würde. Dementsprechend eignet sich für Praxen lediglich AstraZeneca oder J&J, der noch nicht verfügbar ist.
Bei 70 000 Arztpraxen bräuchte man eine unfassbare Menge an Impfstoffen um nur jeweils 50 Menschen pro Woche pro Praxis zu Impfen. Nämlich 3,5 Millionen nur AstraZeneca.
Das ist (noch) völlig unrealistisch.

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MoinMoin in die Runde,

noch eine kleine Ergänzung zum Thema „Impfung durch Hausärzte“:

Wie wird denn ab Mitte April sichergestellt, dass die impfenden Hausärzte auch halbwegs seriös impfen und nicht einfach z. B. den Impfstoff entsorgen, die Klebchen in die Ausweise von impf-unwilligen Menschen kleben und damit eine gewisse Anzahl an „gefälschten“ Impfnachweisen erzeugen. Im Impfzentrum würde so etwas ja relativ schnell auffallen und auch nur schwer überhaupt organisierbar sein.

Bei Masken-Attesten soll sich ja schnell eine passende Infrastruktur unter Corona-Leugnern gebildet haben.
… oder ist das Problem zahlenmäßig erwartbar so klein, dass das zu vernachlässigen ist?

Liebe Lage,

Ich muss sagen eure Aussagen zum Impfstatus haben mich irritiert.

“Sollen wir warten bis die letzten paar Hansel aus der Risikogruppe 2 auch noch geimpft sind”

Ich kenn jetzt nicht den aktuelle deutschlandweiten Status dieser Gruppe, aber aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, mein 79jähriger Vater, Diabetiker Typ I, hat in NRW aktuell noch nicht einmal die Möglichkeit, sich zur Impfung anzumelden. Das gleiche gilt für meine autoimmun-erkrankte Frau hier in Berlin.

Ja, ich möchte auch gerne schnell geimpft werden, aber ich finde es unerträglich , wenn Leute wie ihr und ich, die gesund sind und zu recht in der letzten Gruppe sind, jetzt an meine Vater, meine Frau vorbeiziehen, weil wir cleverer, schneller oder IT-Erfahrener sind.

Und ganz ehrlich, ich glaube es gibt sehr viele Hausärzte mit einem sehr guten moralischen Gewissen, aber wen würdet ihr denn impfen, wenn ihr an ihrer Stelle wärt, die Druck machenden gut organisierten und gesunden Privatpatienten, die in der Normalität meine Praxis wirtschaftlich tragen, oder die alten Omis, denen man aufwändig hinterher telefonieren muss.

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Jetzt is aber dann doch mal gut. Es gibt leider auch unter uns HausärztInnen eine sehr kleine Zahl von Kriminellen, die sich bereichern oder irgendwelche unberechtigten Atteste ausstellen. Aber daraus ein Argument gegen die Corona-Impfung dort zu stricken, weil wir reihenweise die Impfungen danebenspritzen könnten, um Imfgegnern trotzdem den Eintrag im Impfpass zu ermöglichen, ist komplett daneben.

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Die alten Omis und Opis! Für die wir übrigens seit Wochen rumtelefonieren, weil wir eine Möglichkeit suchen, diese so schnell wie möglich impfen zu können, weil sie nicht ins Impfzentrum kommen können. Hausärztlicher Gruß aus Oberbayern!

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Gut das du das so ausführlich beschrieben hast. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch in Medien manchmal etwas kritisiert wird, was faktisch nicht vorhanden ist. In Berlin und anderen Orten mag das anders sein, aber so im allgemeinen stimmt es einfach nicht.

Das sieht man auch gut an der Grafik zu dem Impfstofflieferungen und der verimpften Menge. Hier könnte man natürlich noch die teils zurückgehaltenen Zweitimpfungen einrechnen um auf die Menge zu kommen, die angeblich übrig sind. Abzüglich natürlich einer Menge, die man auch im Kühlschrank haben sollte um eben sicher solche Termine anbieten (gerade bei älteren Menschen) zu können.

Was natürlich trotzdem stimmt im Beitrag ist die Sache das man perspektivisch die Haus-Ärzte einbinden muss um mehr zu Impfen. Wenn man will das zehntausende Artzpraxen einen fairen Anteil des richtigen Impfstoffes geliefert bekommen finde ich ein Monat Vorlauf i.O., und ich habe kein stichhaltiges Argument in der Lage gehört warum das zu spät sein sollte - von der komischen Vorstellung, das wir bereits jetzt hunderttausende Impfstoffe haben die angeblich täglich nicht verimpft würden mal abgesehen.

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“Sollen wir warten bis die letzten paar Hansel aus der Risikogruppe 2 auch noch geimpft sind” … diese Formulierung in der aktuellen Lage ist in der Tat sehr enttäuschend und unprofessionell …
Hallo Philip, hallo Ulf, in gewisser Weise empfinde ich eure Formulierung sogar verächtlich gegenüber vielen älteren Menschen, die dringend einer (zeitnahen) Impfung bedürften …
Habe nun Impfeinsätze in verschiedenen Impfzentren in NRW hinter mir … immer wieder die „typ.“ Konstellation: ER ist 80 (+), wird geimpft, SIE ist - wie häufig in dieser Gen. - 77 oder 78 (es gab hin und wieder auch die umgekehrte Konstellation, aber selten) … ER wurde geimpft, SIE kann hat noch nicht einmal eine verlässliche Perspektive, zeitnah ein Impfangebot zu erhalten.
In der letzten Woche habe ich auch AstraZeneca an ErzieherInnen, LehrerInnen, kath. Priester (?!), Polizisten, Bewährungshelfer, usw. verteilt … um nicht falsch verstanden zu werden: Ich freue mich jeden Impffortschritt und gönne einem jeden die Impfung … ABER: Es erscheint mir geradezu zynisch und verächtlich, wie die Altersgruppe 70 - 79, häufig mit relevanten Vorerkrankungen - nach hinten gedrängt wird (letztlich aus wahltaktischen Überlegungen) … die Älteren können jetzt noch Wochen warten, haben aber ein erhebliches Risiko für einen schweren Coronaverlauf - im Gegensatz zu dem 30jährigen durchtrainierten Sportlehrer …
Als Arzt kann ich nur davor warnen, den Impfstoff zu früh in die Hände der Hausärzte abzugeben … da wird dann Kölner Klüngel hoch 3 … de facto ist die Impfpriorisierung dann aufgehoben … und das ist eben nicht egal, sondern am Ende wird es eine höhere Sterberate (mehrere Tausend) bedeuten … Also, geschätzte LAGE, diese Menschen im Alter 70-79 sind keine „Hansel“, sondern bedürfen des Schutzes … damit sie diesen möglichst schnell erfahren, gibt es die Impfpriorisierung!
best wishes aus dem Westen

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Danke, das fand ich ziemlich informativ. Man liest ja in der Zeitung nur davon, dass der Impfstart so verbockt wurde, während man mit dem Finger auf die USA zeigt. Die sind im Moment so großzügig, dass sie 30 Millionen AZ Dosen lieber verrotten lassen, als sie nach Europa zu schicken. The U.S. Is Sitting on Tens of Millions of Vaccine Doses the World Needs - The New York Times
Und so was soll man sich zum Vorbild nehmen?

Moin!
Ich möchte einfach mal ein Symbolbild zusteuern aus Schleswig-Holstein. Arbeite in einer Grundschule und bin somit in Prio 2. Seit letztem Dienstag kann ich also einen Impftermin machen, doch also ich am Mittwoch dann dazu kam, mir die Anmeldeseite anzuschauen, waren die Impftermine weg. Seitdem schaue ich jeden Tag mehrmals ins System und bekomme immer die angehängte Meldung.
Also hier im Norden scheint doch noch zu wenig Impfstoff anzukommen.

Besten Gruß und alles Gute zu fünf Jahren Lage,
Mirko

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Liebes Team von Lage der Nation,

vielen herzlichen Dank für Euren tollen Podcast, der mich nun seit
einigen Monaten begleitet. Eure Recherchen sind umfassend und ich freue
mich jede Woche über neue Impulse zu so vielen wichtige Themen .

Einige Anmerkungen zur letzten Folge muss ich aber loswerden, dabei geht
es um Impfungen in Hausarztpraxen.

Ich kann Euren Unmut über die schleppenden Impfungen gut verstehen.
*Aber ich bitte Euch um eine differenziertere Betrachtung der Lage. **
*
Ich selbst bin Hausärztin in einer Gemeinschaftspraxis. Wir versorgen
mit 4 Ärzt:innen und 6 MFA´s ca. 3000 Patienten im Quartal. Andere
kommen nicht regelmäßig, gehören aber zu unserem Patient:innenstamm.
Unsere Praxis ist zu normalen Zeiten gut gefüllt, an den Nachmittagen
fallen häufig in der Pause vor der Abendsprechstunde Hausbesuche an. Vom
Papierkram mal abgesehen.
Unserer Telefonanlage ist meist Zeiten trotz 2 Anschlüssen stark
ausgelastet.
Während des Lockdowns haben wir in 2 Wochen Schichten z.T. auch im
„Homeoffice“ gearbeitet, um bei Erkrankung oder Quarantäne die Praxis
nicht schließen zu müssen. Das ist viel Organisation, aber alles
machbar. Bis jetzt , denn…

JA, WIR WOLLEN IMPFEN ABER :

Hier mal ein Rechenbeispiel:
Dafür nehme ich die aktuell im wieder auftauchenden Zahlen und die
vollmundigen Versprechen unserer Ärzt:innen- Funktionäre aus den großen
Berufsverbänden:
Es heißt es es 75.000 Arztpraxen in Deutschland. 50.000 würden sich an
Impfungen beteiligen.

5 000 000 Impfungen können angeblich problemlos pro Woche in Arztpraxen
durchgeführt werden. Ein Funktionär meinte, wir brauchen die Impfzentren
nicht. Dann müssten die Praxen zwischen 5 und 10 Millionen Impfungen
durchführen.
D.h. 50.000 Praxen müssten jeweils pro Woche je 100 Impfungen
durchführen. Nach 10 Wochen (z.B. bei Astra Zeneca) kommen dann die
Zweitimpfungen dazu, d.h. dann haben wir 200 Impfungen. Vielleicht gibt
es auch ein bisschen Johnson&Johnson, dann haben wir mal Glück und
können nur 1x Impfen ( haben dann aber wieder eine andere Logistik…)
Das ganze unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln.

Die Logistik : Anrufe durch Patienten zur Anmeldung, Priorisierung,
Terminvergabe, Koordination, Bestellungsmanagement für Impfungen,
Material, Personalmanagement, Raummanagement, Aufklärungsgespräche und
Rückfragen im Vorfeld und am Impftag. Management von Restimpfungen,
Terminverschiebungen und Lieferengpässen, Dokumentation und
Abrechnung. Und die Nachbeobachtung von 15 min (wo sollen die Patienten
warten??) mit entsprechender Notfallplanung im Falle allergischer
Reaktionen.
Notfallplanung für Praxisschließungen durch Erkrankung u/o Quarantäne
von Mitarbeiter:innen , von Urlaubsplanungen mal ganz abgesehen.

Im Impfzentrum kann ich mit der Hilfe einer MFA ca. 20 Patient:innen/
Stunde impfen. Aber nur, wenn es kaum Rückfragen gibt und das komplette
Management rund um die Impfung nicht von mir/uns gemacht werden muss.
Selbst die Spritzen werden von einem Team aufgezogen und vorbereitet
(anders als bei einer Grippeimpfung kommen die Spritzen ja nicht als
Einzelspritzen sondern müssen sehr genau aus einer Ampulle mit mehreren
Dosen aufgezogen werden). Impfen geht schnell. Es ist aber der
geringste Teil des Aufwandes. Wenn ich ausfalle, ist schnell Ersatz da.

In der Praxis sollen und wollen wir unsere Patient:innen aber auch
weiterhin hausärztlich versorgen. Diese sind ja nicht plötzlich weniger
krank als vorher. In den letzten Monaten haben sich viele
Vorsorgeuntersuchungen und Kontrollen aufgestaut, da die Menschen Sorge
hatten in die Praxis zu kommen. Ach ja, und Corona gibt es auch noch.
Das bedeutet Infektsprechstunden, Abstriche bei Patient:innen und
Kontaktpersonen und die Begleitung der Erkrankten zu Hause.

Wir wollen gerne helfen. Und wir sind 10 „Köpfe“ in einer Praxis. Und
wir sind meist gut organisiert und planen vorausschauend. Und zum Glück
aktuell alle gesund und nun auch bereits selbst geimpft. Die meisten
Kolleginnen habe nicht so viel Personal und Möglichkeiten. Aber auch wir
werden zusätzliches Personal benötigen, um die Impfungen neben dem
Alltagsgeschäft bewältigen zu können.

Wir sind sehr dankbar über unser gut organisiertes Impfzentrum hier in
Lübeck, das bisher nicht annähernd ausgelastet ist. All dies können wir
niedergelassenen Ärzt:innen nur mit sehr großem Kraftaufwand stemmen.
Eine von einigen Funktionär:innen geforderte Schließung der Impfzentren
ist grober, gefährlicher Unfug.

Wie gesagt: JA wir wollen impfen ABER…

Isabel

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Hallo zusammen,

Ich gehöre in Gruppe 2 und wurde letztes Wochenende geimpft (meine Frau ist Schwanger). Meine Erfahrung bestätigt erstmal dass die Impfzentren gut organisiert sind, zumindest was das reale doing (Bedürfnisprüfung, Information, Spritze in den Arm) Gut organisiert sind. Katastrophal empfinde ich die Bürokratie drumrum und hier würde ich Hausärzten/Privatwirtschaft mehr zutrauen. Manches meiner Kritik ist Kleinteilig, aber daran scheitern ja dann oft die großen Pläne.

  1. Am Eingang saß ein Security Mitarbeiter, der das Alphabet nicht konnte. Bedeutet aus einer Liste mit 1000 Namen jemanden raussuchen wird anspruchsvoll. (Ich habe kopfüber lesend unterstützt, aber jemand mit schlechten Augen dann gute Nacht)
  2. Bürokratisches Chaos. Meine Frau und ich hatten uns Vorab bei der Verordnungsseite informiert und sie auch noch ihre Frauenärztin angefragt welches Formular wir brauchen. Beide Male für uns die gleiche Antwort. Vor Ort wurde mir dann gesagt, dass dies das falsche Formular sei. „Auf Kulanz“ wurde ich doch geimpft, da ich sowohl den Original Mutterpass als auch die AG-Bescheinigung dabei hatte (meine Frau hat draußen gewartet falls ich nicht heimfahren kann). Im Nachgang haben wir uns erneut erkundigt, der Frauenärztin ist nur dieses Formular bekannt. Dies lässt mich schlimmes befürchten für den weiteren Ablauf, da dann viele erst spät abgewiesen werden.
  3. Ich habe einen „Laufzettel“ bekommen. Das letzte Mal, dass ich sowas in der Hand hatte war gefühlt bei der Musterung im Kreiswehrersatzamt vor 12 Jahren… Der Zettel hat einen QR Code, theoretisch wäre also alles vorhanden für eine Automatisierung des Prozesses via Scanner. Jetzt könnte man sagen: naja ist doch egal tut es doch. Allerdings wurden mehrfach Informationen im zwei-Finger-Adler-Suchsystem abgetippt. Dabei geht komplett sinnlos Zeit verloren, die man auf einen höheren Durchsatz verwenden könnte. Wieso man einen neuen (also nicht historisch gewachsenen) Prozess von Anfang an so ineffizient aufzieht ist mir ein Rätsel. Wenn es dann ins Volumen geht von den Zahlen her, bricht einem sowas das Genick.

Daher sehe ich die Einbindung der Hausärzte als einzige Möglichkeit wenn wir auch nur in die Nähe der angestrebten Impfzahlen kommen wollen.

Gruß, Jo

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Ich habe heute die Folge 232 gehört und dachte ich bin auf einem anderen Planeten. In unserem und dem Nachbarkreis sagt der Landrat
„wir haben zu wenig Impfstoff zur Verfügung“.

Beim Bild mit dem leeren Kühlschrank ist der neueste Post
„Wenn die Koordination vor Ort bleibt, dann können wir das problemlos organisieren, mit Impfzentrum, mit mobilen Impfteams und unseren Praxen … aber nur mit mehr Impfstoff, weniger Bürokratie und weniger Vorgaben für unsere Arbeit vor Ort.“

„in 2 Wochen sind wir bei Jahrgang 1940…“

Kann es sein dass der Impfstoff nur schlecht verteilt wird?
Kann es sein dass es das Problem nur in (Groß)Städten gibt?
Wie ist eigentlich der Verteilerschlüssel?
Geht Zuteilung %tual nach den Einwohnern?
Wo liegt eigentlich der ganze (überschüssige) Impfstoff?

https://www.deutschlandfunk.de/corona-impfplan-wer-wird-zuerst-geimpft-wer-spaeter.1939.de.html?drn:news_id=1236499

In dem Artikel werden verschiedene Fragen beantwortet, aber es ist auch eine „Falschaussage“ dabei, dass wir mit dem Impfen nicht hinterher kommen. Vielmehr können die Impfzentren nicht ausgelastet werden wegen Impfstoffmangel.

Bei meinem Hausarzt sieht es ähnlich aus. Da wüsste ich auch nicht wie er zusätzlich X Impfungen bewerkstelligen sollte. Vor allem weil der Warteraum seit Corona vor der Praxis bzw. im Auto ist.

Hallo zusammen,

gemäß DLF: „In Deutschland liegt eine Menge Impfstoff auf Halde. Die Kritik daran in der öffentlichen Debatte wird lauter.

Laut dem Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums sind in Deutschland bis zum 10. März gut 8,4 Millionen Dosen verimpft worden. Bis zu diesem Tag sind ebenfalls laut Ministerium 12,5 Millionen Dosen geliefert worden. Damit sind mehr als vier Millionen Dosen, also ein Drittel der Impfstoffmenge, noch nicht verabreicht worden.

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung stellt auf seiner Seite dar, wie das Verhältnis zwischen gelieferten und verabreichten Dosen sich gestaltet. Die Ausschöpfung der wöchentlichen Impfkapazität liegt demnach bei 65 Prozent.“

Hier zu finden: https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-viel-impfstoff-in-deutschland-auf-halde.1939.de.html?drn:news_id=1236689

Vom 11.3.

@Martino: 65%!!! Das geht doch eindeutig aus den Zahlen des Dashboards hervor. Ich hab dir mal oben EINEN von einigen Artikeln rein getan, die seriös darauf eingehen. Vielleicht hilft es dir ja in diesem Zusammenhang:

Wenn du den Artikel weiter liest, dann stellst du fest, dass alles nach Gruppe 5 irgendwann nach August dran ist: „Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung stellt auf seiner Seite dar, wie das Verhältnis zwischen gelieferten und verabreichten Dosen sich gestaltet. Die Ausschöpfung der wöchentlichen Impfkapazität liegt demnach bei 65 Prozent. Der Prognose des Instituts zufolge werden die Erstimpfungen der Risikostufe 1 Mitte März verabreicht, der Risikostufe 2 bis Ende April, Risikostufe 3 bis Anfang Juni, Stufe 4 bis Mitte Juli, Stufe 5 bis Ende August und alle übrigen „später“.“

Also: es ist Material da + es sind Mediziner da, die impfen würden = wo ist das Problem? Mittlerweile ist auch bessere Haltbarkeit bei höheren Temperaturen für RNA-Impfstoffe gezeigt.
Der Forecast gefällt mir gar nicht uns zeugt von einem echten Problem.

Gruß!
Anja

Ich bin auch Impfarzt und teile die Beobachtung und Haltung!
Bei den HausärztInnen bin ich nicht ganz so sicher, aber doch skeptisch. Allerdings beobachte ich auch bei meinen KollegInnen im Impfzentrum wenig Beachtung von STIKO-Empfehlung oder Impfverordnung. Da wird teilweise nach dem Prinzip geimpft: „Ja wenn sie schon mal da sind…“ Daher ist es sowieso die Frage, ob das bei den HausärztInnenen anders läuft.
Die Impfungen von PädagogInnen stehen zwar der STIKO-Empfehlung entgegen, unterliegen aber dem politischen Willen, die Schulen zum Wohle der Kinder offen zu halten. Diese Abwägung kann ich nachvollziehen.
Es wäre aber doch wichtig, dass impfende ÄrztInnen sich an die STIKO-Empfehlungen halten, um möglichst viele Tote und viel Leid zu verhindern.
Ich würde mich freuen, wenn es die Lage bei diesen Themen wie auch bei der Anzahl der „verstaubenden“ Impfdosen schaffen würde, sachlicher und differenzierter zu berichten als andere Medien!

Da habe ich eine Nachfrage: Wenn die Schulen doch so sicher sind, dass wir sie zumindest in Teilen öffnen, wieso sind dann die Lehrer gefährdet? Und falls sie wirklich gefährdet sind, wie kann man die Schulen dann öffnen?

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Es bleibt doch mit Blick auf dem Impfstoffdashboards dabei das es falsch ist zu behaupten, es würde im allgemeinen total viel Impfstoff auf Halde liegen, den könnte man nicht verimpfen, weil - so die Lage - die Hausärtzte nicht zum Zuge kommen.

Realität: Das Verhältnis von Impfstoff zur verimpften Menge hat sich mit Blick auf das Dashboards in den Monaten nicht merklich verändert und war natürlich am Anfang noch schlechter (da war man unter der Hälfte). Sprich - gar keine neue Nachrichtenlage.

Nein, es ist kein Material da. Ob man die zweite sein lässt um schneller erst zu impfen ist eine komplexe Frage, die je nach Impfstoff variert. Da gehts dann auch darum ob man sich verlassen kann das die Lieferungen der einzelnen Hersteller auch kommen. Die gleichen die sich jetzt ärgern das man Zweitimpfungen - und darum geht es hier im wesentlichen, es gibt keine Berge an Impfstoff - zurückhält, würden dann wegen sich beschweren das Zweitimpfungen der eigenen Oma nicht stattfinden. Oder das Oma eine Absage bekommt, weil der Impfstoff direkt von der Laderampe in den Arm geht, aber eine Lieferung ausgefallen ist.

Manchmal kann man schon denken das Deutschland nicht nur 80 Mio Fußballtrainer hat, sondern auch die gleiche Anzahl an Epidemiologen und Logistikexperten.

Anders ist es übrigens in den USA, wo Impfstoff eingelagert wird, der noch getestet wird, aber in anderen Ländern verimpft werden könnte (danke @Verena):

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Hallo @Kommentar und @Impfdoc :slight_smile:

ist aus meiner Empfindung so nicht gemeint gewesen, wie es vielleicht angekommen ist. Hier steht nicht die Priorisierung zur Debatte, da die ethischen Grundsätze nach denen wir handeln ja nun oft genug durch die LdN als essentiell beschrieben sind.
Es stellt das hier keiner in Frage.
Vielmehr ging es darum, wann die nächste Stufe angefangen wird einzuladen und ob man die Prio 3 schon nachziehen kann, während Prio 2 noch fertig geimpft wird (2. Dosis).
Ich denke wir alle haben uns eine andere Dynamik in diesem Vorgang vorgestellt, da so suggeriert von verschiedenen Stellen (u.a. Politik).
Da nunmehr immer mehr Verzögerungen zu einer noch langsameren Impfgeschwindigkeit führen, ist die Perspektive hier schon Prio 3 einzuladen, während Prio 2 noch fertig geimpft wird, mittlerweile noch nicht mal mehr gegeben, da selbst Prio 2 keine Termine bekommt (Mein Vater z.B. auch nicht mit 73 und 4 Risikofaktoren).
Insofern überholt hier das Tagesgeschehen diese Diskussion.

@Axel_R: Verimpfte Dosen aller Hersteller der Grafik schließt die Dosen des 2. Bolus mit ein. Was ist also mit den 4 Mio Dosen, die mehr da sind/ über der blauen Kurve liegen? Warum bekommt die keiner? Ist doch da. Man kann damit jetzt Menschen schützen! Insbesondere die, die es am Dringendsten brauchen (–> PrioDiskussion) und vor allem mal vorwärts kommen mit dem ganzen Prozess.
Momentan liegen wir pro Woche bei 1-1,2 Mio Dosen. Heute waren es 163k Impfungen. Da muss ich nicht 4 Mio liegen haben. Wofür?

@Impfdoc: Prio 2 ist nicht nur mit 70-79Jährigen belegt. Die Wahltaktische Überlegung verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht, da die Senioren nunmal die größte Wählergruppe sind. Auch die Warnung mit den Hausärzten verstehe ich nur begrenzt. Ist denn der Kölner Klüngel so moralisch verfallen? Was ist mit den Betriebsärzten?

SozialLiberal91: Ui. Das ist bezeichnender Fallbericht…

Gruß!
Anja

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Das ist ja als würde man versuchen eine PS5 zu bestellen…

Da hat deine Quelle sich aber die Zahl rausgesucht, die gerade am besten zur beachsichtigen Message passt. Die Ausschöpfung variiert nämlich zwischen 65% und 75%, je nachdem, ob man den Tag betrachtet, an dem es eine neue Lieferung gibt, oder den Tag direkt vor der nächsten Lieferung.

Auch in deiner Quelle steht übrigens nichts von rumliegen, auch wenn das mit Größen wie der „Ausschöpfung“ suggeriert werden soll.

Ich zitiere mal aus deinem Artikel: „Der limitierende Faktor sei weiterhin, wie viel Impfstoff geliefert werde. Zu den Impfstoffen auf Lager sagte Kretschmer, dass es sich dabei um Dosen für die zweite Impfung handle sowie Reserven, falls es eine Störung oder eine Havarie in einer Fabrik gebe. Aus diesen Gründen müsse es genügend Rücklagen geben.“
https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-viel-impfstoff-in-deutschland-auf-halde.1939.de.html?drn:news_id=1236689

Genau das (!) habe ich oben haarklein vorgerechnet. Die erwähtnen Reserven sind übrigens vernachlässigbar, siehe oben; bevor sich jemand jetzt daran abarbeitet.

Tja, schade Banane, dann ist das wohl so. (Habe gerade keine Lust das nachzurechnen, da lässt sich sicherlich auch nochwas finden.)
Die Frage, wer wann nach welcher Hochrechnung dran ist und wie viel schneller wir das gerne hätten, hat keinen Einfluss daran, wie viel Impfstoff wir gerade haben.

Hier gilt das gleiche, was ich schon im anderen Thread erklärt habe: Ursachenforschung betreiben!
Die Verzögerungen im großen Stil entstehen durch Lieferverzögerungen (siehe z.B. gerade AstraZeneca). Da hilft es nicht, mehr oder andere Leute einzuladen oder Hausärzte impfen zu lassen. Anekdoten wie aus Tegel sind Einzelfälle, die sich mit den Zahlen des Impfdashboards nicht für ganz Deutschland belegen lassen. (Mal ehrlich, wundert es jemanden, dass die Geschichte aus Berlin kommt und nicht aus einer bayrischen Kleinstadt?! :smiley:)
Ich würde mich freuen, mir würde jemand eine Quelle geben, die den „herumliegenden“ Impfstoff belegt. Es hat aber bisher aber noch niemand meiner Rechnung widersprochen.

Ich mache direkt noch eine Ankündigung: Solange wir die Impfgeschwindigkeit steigern (und die Zweitimpfung zurücklegen), wird der „Impfstoff auf Halde“ in absoluten Zahlen immer größer werden. Das ist kein „Organisationsversagen“, sondern eine einfache Rechnung. Dieser Effekt wird aufhören, sobald wir mit kostanter Geschwindigkeit impfen.
Der zurückgelegte Impfstoff sollte daher nicht als Indikator für den Erfolg oder Misserfolg der Impforganisation dienen. Ganz im Gegenteil!

Steht im ersten Beitrag dieses Themas, ist übrigens meiner. Da habe ich auch erklärt, wieso wir immer etwas langsamer impfen, als geliefert wird: Weil die aktuelle Geschwindigkeit auch von der Liefergeschwindigkeit vor einigen Wochen abhängt.

Es ist wirklich unglaublich, wie du die Zweitimpfung ignorierst.
Falls du dich für eine (temporäre) Aussetzung der Zweitimpfung zugunsten von mehr Erstimpfungen aussprichst; bitte. Das ist eine medizinisch komplexe Diskussion, die man nicht mit „aber das Zeug liegt doch da“ entscheiden sollte.

Der Kölner Klüngel ist eine nette Beschreibung für systematische Korruption.

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