Hallo Philip, hallo Ulf,
wie üblich vielen Dank für die guten Analysen in der aktuellen Lage.
Im Rahmen der Diskussion um Impfungen bei Hausärzten bin ich über eure Bemerkung gestolpert, es liege „Impfstoff auf Halde“ und würde „verstauben“. Leider finde ich dazu in den Shownotes auch keine Quelle. Eure Anekdote aus Tegel in allen Ehren, aber ich kann nicht erkennen, dass das (aktuell) ein strukturelles Problem ist.
Impfstoff "auf Halde"
Auf https://impfdashboard.de/ sehe ich, dass aktuell (13. März 2021) ca. 3.2 Mio Menschen zwar eine Erst- aber keine Zweitimpfung haben. Von den aktuell gelieferten 12.5 Mio Dosen sind ca. 30%, also 3,75 Mio Dosen, nicht verimpft. Wenn wir also weiterhin davon ausgehen, dass die Zweitimpfung in der Regel zurückgelegt wird, liegen wir ca. 500.000 Dosen, oder 250.000 Erstimpfungen hinter den Lieferungen.
Das ist bei der aktuellen Geschwindigkeit ein Tag! Von „verstauben“ kann also keine Rede sein.
Impfstoff-Lieferungen
In der Woche vom 1. bis zum 7. März wurden 1.7 Mio Dosen geliefert, das sind pro Tag (bei 7 Tagen) 250.000 pro Tag, wenn man sie auf 5 Tage runterbricht die erwähnten 350.000 pro Tag. Die Betrachtung von Lieferung pro Werktag finde ich allerdings verwirrend, weil am Wochenende, auch wenn es deutliche Rückgänge gibt, auch geimpft wird. Am 6. und 7. März zum Beispiel insgesamt ca. 350.000 Impfungen.
Am 9. März wurden ca. 2 Mio Dosen geliefert. Da die Geschwindigkeit jedoch kontinuierlich steigt, sehe ich auch hier nicht, dass hier nennenswert Impfstoff liegen bleibt.
Man könnte fast vermuten, die Geschwindigkeit wird an die Liefermenge angepasst.
Leistungsfähigkeit der Impfzentren
Dauernd gibt es Beschwerden, die Impfzentren hätten nur so kurz geöffnet, zum Beispiel nicht am Wochenende. Wozu sollen sie öffnen, wenn es keinen Impfstoff gibt?! Viele Impfzentren könnten, rein auf die Öffnungszeiten blickend, ihre Leistung verdoppeln bis vervierfachen (Personal vorausgesetzt).
Fazit
Ich verstehe die ganze Diskussion um „Impfungen beim Hausarzt“ deshalb nicht. Insbesondere ärgert mich der Eindruck, der hier (natürlich primär in den Boulevardmedien) erzeugt wird, die verzögerte Entscheidung für die Impfung beim Hausarzt würde aktuell irgendetwas aufhalten.
Auch die HausärztInnen werden nichts anderes tun können, als den Mangel zu verwalten. Zusätzlichen wird das Telefon nicht stillstehen, weil Leute anfangen, alle Arztpraxen abzutelefonieren, ob man dann jetzt geimpft werden kann. Die werden den Ansturm kaum besser handeln können als die zentralen Call Center der Impfzentren.
Vielleicht könntet ihr zu dem Thema noch ein paar Punkte oder Links ergänzen.
Wie schon in anderen Threads erwähnt, halte ich es für elementar, das wahre Problem zu identifizieren, bevor man an dem Konstrukt Bevölkerungsimpfung planlos rumschraubt.