Ldn232: Darstellung von "Megan und Harry" - Interview

Hallo liebe Lage der Nation,

zuerst möchte ich die Gelegenheit Nutzen euch für viele Monate des Podcasts bedanken. Die Lage ist zum festen Bestandteil meines „Nachrichtenkonsums“ geworden. Das liegt sich neben der vertrauenserweckenden Recherche auch an der Reflexion der dargestellten Nachrichten. Nicht selten bin ich einer anderen Meinung in der Bewertung und persönlichen Schlussfolgerungen, doch empfand ich „den persönlichen Touch“ nie als störend. Für euer Werk möchte ich mich bedanken!

Leider empfand ich eure Berichtserstattung über den „Megan und Harry“ Vorfall in der letzten Lage als absolut unreflektiert und euere Kommentare zu der Monarchie als unangemessen.“

Das Geschäftsmodell von „Megan und Harry“ basiert meiner Meinung nach auf deren Leben als „Royals“. Daher würde ich sie nicht zwingend als Opfer des Königshauses sehen. Ich bezweifle das Oprah Winfrey eine andere ehemalige Schauspielering und ihren Mann über einen Vorfall in deren Familie interviewt hätte. Das was die beiden machen ist vollkommen legitim, dennoch sind sie Profiteure. Ebenso handelt es sich hierbei, wenn ich es richtig sehe, um noch unbewiesene Behauptungen.

Die Behauptung das englisches Königshaus Rassismus erfunden hat und daher sein derzeitiges Benehmen ableitet, ist meiner Meinung nach so wertvoll wie die Behauptung, dass deutsche Familien an zwei Weltkriegen schuld sind und daher das Europa beherrschen wollen. Die Rassisten lassen sich bekanntlich weder einer Nation noch Bildungsschicht oder Adel-Status eindeutig zuordnen.

Sicher kann man der Meinung sein, dass Monarchie (übrigens kein ausschließlich englisches Problem) antiquiert ist, diese Meinung teile ich sogar. Die Art und Weise aber über die Kultur einer ganzen Nation herzuziehen empfand ich als unangemessen.

Ich bitte die harschen Worte zu vergeben. Es würde mich freuen weiter ein treuer Zuhörer der Lage der Nation sein zu dürfen.
Mit besten Grüßen
Max

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Hallo Max,
zuallererst freut es mich, dass dein Nachrichtenkonsum durch die Lage der Nation erweitert worden ist und konstruktive Kritik ist hier willkommen.

Ich möchte hier kurz mit einigen Punkten darlegen, weshalb ich den Beitrag der Lage für richtig und gut getroffen halte.

  • ,Profiteure" sind Megan und Harry schon, weil sie durch ihre Bekanntheit, die stetige Aufmerksamkeit der (Klatsch-)Presse sowie der allgemeinen Vorteile der Königshauszugehörigkeit finazielle und soziale Vorzüge erhalten. Bloß macht nicht ausschließlich Opfer zu sein Rassismus nicht weniger schlimm!

  • Das britische Königshaus war in seiner Geschichte für schwerste Völkerrechsverbrechen und Manifestierung von Rassismen verantwortlich, worauf bis heute nicht stark genug drauf aufmerksam gemacht wird und wovon sich bis heute nicht stark genug distanziert wird. Daher ist die ironische Parallele meiner Meinung nach gerechtfertigt gewesen und hat gut in die kurze Auseinandersetzung mit dem Interview gepasst. Dass sich der aktuelle Vorfall jetzt exakt davon ableiten ließe wurde ja gar nicht gesagt.

  • Die Monarchie, egal wo, da hast du recht, ist mehr als ,antiquitiert": Sie ist undemokratisch, schafft keinen Mehrwert und ungerecht (= rechtes Weltbild, welches von der Ungleichheit zwischen den Normalbürgern und den Mitgliedern der Königsfamilie ausgeht).

  • Die Kultur der Britten ist zum Glück wesentich reichhaltiger und vielfältiger als dieses eine monarchistische Element des Staates; ,über die Kultur einer ganzen Nation herzuziehen’ hat hier also nicht stattgefunden.

Mit freundlichsten Wünschen
Die Schlossallee

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Eine Monarchie ist undemokratisch? Sind Großbritannien, Schweden, die Niederlande (es gibt noch einige andere Länder, die ich hier aufzählen könnte) etwa keine funktionierenden Demokratien? Und wieso die Existenz eines Königshauses ungerecht sein soll, erschließt sich mir auch nicht. Oder finden sie es auch ungerecht, dass es Industriedynastien (Porsche, Quandt etc. ) gibt?

In einer aktuellen Folge wurde behauptet, dass die britische Königsfamilie keine politische Macht hat. Leider ist das nicht der Fall. Ganz abgesehen von ihrer kommerziellen Macht als Großgrundbesitzer mit einem großen Investitionsportfolio.

Die Royals haben das Recht, vorgeschlagene Gesetzesänderungen zu überprüfen, bevor sie an das britische Parlament geschickt werden, wenn sie die Vorrechte der Monarchie betreffen. Dazu gehören Gesetze, die das Privatvermögen der Royals beeinträchtigen könnten.

Die Queen ist auch Oberhaupt der Streitkräfte, und diese außerparlamentarische Befehlskette spielt oft eine Rolle in rechten Putschfantasien, die angesichts des verrotteten Zustands der britischen Demokratie so leicht Wirklichkeit werden könnten.

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Hallo AndyM,
ich habe mich undeutlich ausgedrückt, die genannten Staaten sind selbstverständlich Demokratien, bloß die monarchistischen Teilelemente sind undemokratisch.

Die Existenz eines Königshauses ist deshalb problematisch und ungerecht, da die Ungleichheit zwischen Legislative und Normalbürger per demokratischen Legitimierung erfolgt, die Ungleichheit zwischen Königshaus und Normalbürger aber durch Erbfolge und Familientradition begründet wird. Industriedynastien haben meiner Meinung nach zwar zu viel Macht, werden aber nicht von Steuern finanziert und haben keine Staatsgewalt inne bzw. haben auch die in der Antwort von klastree aufgefürten Dinge nicht.

Mit freundlichsten Wünschen
Die Schlossallee

Grundsätzlich ist das korrekt. Nur ziehst du meiner Meinung nach nicht die Verfasstheit der Gesellschaften in Betracht, die noch Monarchien haben. Diese „parlamentarischen Monarchien“ leben davon, ob sie von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert werden oder nicht. Also gibt es keine Ableitung mehr aus einem Gottesgnadentum oder ähnliches, noch nicht mal zwangsläufig aus Adel.
Die Rollen, die diese haben, sind im weitesten Sinne mit dem des deutschen Bundespräsidenten vergleichbar, mal grob gesagt.

Wenn sich die Bevölkerungen gegen die Monarchien entscheiden oder die Stimmung kippt, wackelt es also, wie in Spanien zu beobachten. Insofern haben wir weder konstitutionelle noch absolutistische Monarchien, sondern diese sind in den Ländern eher „Dekoration“ mit identitätsbildenden oder auch emotional stabilisierenden Elementen.

Wenn diese Ungleichheit also von der Bevölkerung unterstützt wird, dann ist es eine ähnliche Legitimation wie bei einem gewählten Bundespräsidenten.

Hallo Schlossallee,

vielen Dank für deine Antwort. Ich möchte gern meinen Standpunkt anhand deiner Argumente verdeutlichen.

  1. Deine Aussage unterschreibe ich. Es gibt keine Entschuldigungen für Rassismus. Es ist aber nicht mein Punkt. Mein Punkt ist, dass ein Interview in einer Talkshow als einzige Wahrheit dargestellt wird, so als wäre keine Möglichkeit eines Zweifels über den Wahrheitsgehalt der Aussagen gegeben. Wenn ich es richtig verstanden habe, haben die beiden bewusst auf die Nennung der Namen verzichtet. Was sicher aus PR-Sicht clever ist, aber nicht der Wahrheitsfindung dient.

  2. Diese Argumentation erachte ich als unglücklich. Im Verlauf der Geschichte haben viele „West“-Nationen am Rassismus profitiert und ja, auch Völkerrechtsverbrechen begangen. Ebenso kann man den Bundestag anklagen, weil die Vorgängerinstitutionen am Rassismus profitiert haben. Dabei haben wir (nachweislich und amtlich) Rassisten dabei.

  3. Die nächsten beiden Punkte würde ich gern zusammenfassen und mit einer Frage beginnen. Mit welchem Recht beurteilen wir hier, was die Menschen in einem anderen Land als Mehrwertschaffend/Notwendig/Gewünscht erachten oder nicht?
    Es geht nicht um eine Monarchie, welche mit Soldaten und Panzer ihre Existenz gegen eigenes Volk durchsetzt. Wir sprechen hier über eine Institution, welche offenkundig einen Wert für Menschen eines anderen Landes hat. Und wenn wir behaupten möchten, dass wir die Engländer als Menschen und als Volk respektieren, dann müssen wir uns auch so verhalten. Niemand hat gesagt, dass wir es dabei mögen müssen, aber eine Institution als (überspitzt) „Coseplayer-Rassisten“ zu bezeichnen finde ich arrogant und anmaßend. Wie würden wir uns fühlen, wenn jemand den Bundestag als eine „Horde schlecht angezogener Nazi-Clonws“ bezeichnen würde?

mit besten Grüßen
Max

Ich teile Deine Meinung hier nicht.
Natürlich ist es immer eine spannende Frage, ob es angemessen ist, sich über das Staatswesen andererleuts Staaten auszutauschen und da Bewertungen abzugeben.
Aber meiner Meinung nach ist es eine wichtige und auch zulässige Übung sich im Diskurs zu fragen: Was haben verschiedene Saaten für Konzepte und was sehe ich für Vorteile und Nachteile darin.
Z.B:

  • Das „winner takes it all“ Wahlsystem in den USA (oder auch UK), insb. gepaart mit der Dirketwahl der Präsident:in führt m:E zu einer Polarisierung der Gesellschaft und einer Verflachung des politischen Diskurses auf wenige Positionen.
  • Parlamentarische Demokratien erscheinen mir wie ein kurioses Konstrukt aus dem letzten Jahrhundert, wo sich fragwürdig privilegierte Familiendynastien ihren besonderen politischen Einfluss in das Staatswesen geschrieben haben. Und bsplsw. in UK betrifft dies ja nicht nur die Monarchie selber sondern auch das House of Lords. Politische Ämter die auf Lebenszeit oder sogar erblich vergeben werden sind mit meinem persönlichen Vorstellungen von Demokratie nicht vereinbar.

Diese Positionen sind doch legitime Punkte in einer Diskussion, unabhängig davon ob die Mehrheit der Bürger:innen in den USA / in UK diese Position teilt oder nicht.

Und den Unterschied zur deutschen Bundespräsident:in ist natürlich genau das: Die Person, die die jeweiligen Bürger:innen als Staatsoberhaupt bezeichnen, nehmen dieses Amt
a) Auf Lebenszeit und auf Basis einer Erbfolge
b) Auf Basis einer Wahl von demogratisch gewählten Abgeordneten des Bundestages und Vertretern von demokratisch gewählten Landesregierungen.
Das ist ein Unterschied, für mich auch emotional, und ich halte in diesem Aspekt Option b) für demokratisch überlegen.

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Wir müssen ja auch nicht eine Meinung teilen. :smile:
Da stimme ich dir voll zu, Vor- und Nachteile von Wahlsystemen abzuwägen und zu debattieren, ist immer nützlich und spannend. Daraus lässt sich viel lernen. Das finde ich auch.
Besonders im Vergleich mit der kuriosen Mischung aus Verhältniswahlrecht und Mehrheitswahlrecht, das in Deutschland gilt und das zum Beispiel 70% bei Bundestagswahlen wahrscheinlich nicht schlüssig erklären können. Spannend finde ich bei unseren Wahlen immer, dass hinterher von Spezialisty die Ergebnisse mühselig aufgedröselt werden müssen, bis alle Überhangmandate durch Expertymagic ausgerechnet und dann ein Gesamtergebnis entsteht.
Da lässt sich gut reden. Das Mehrheitswahlrecht hat übrigens auch Vorteile, ebenso wie das Verhältniswahlrecht oder die seltsame deutsche Mixtur große Nachteile hat.

Anders ist es, wenn wir über Kategorien wie „demokratisch überlegen“ oder „demokratisch unterlegen“ sprechen. Dann sagst du, dass Deutschland die überlegenere Demokratie hätte, weil wir ein gewähltes Bundespräsidenty haben.
Das halte ich für sehr gewagt gegenüber Ländern mit parlamentarischen Monarchien, die eine deutlich längere und liberalere Geschichte haben als Deutschland. Diese Bewertung steht gerade uns Deutschen nicht an und eine gewisse Bescheidenheit wäre angezeigt.

Insbesondere wenn parlamentarische Monarchien zu der politischen Kultur eines Landes gehören - so lange die Mehrheit dieser Bevölkerung es denn will. Dann kann diese Monarchie sogar zu einer Stabilisierung der politischen Kultur beitragen. Paradox, aber warum nicht?

Das Problem in UK ist ja noch weitergehend, finde ich. Aus persönlichem Kontakt mit Briten bei der Arbeit weiß ich, dass Stand nicht nur über Adel, sondern auch über Education erfolgt. Soll heißen: Dein antrainierter Akzent entscheidet, wie du wahrgenommen wirst, auch als Common (Eton, Cambridge). Da ist die britische Gesellschaft seltsam standesbewusst.
Ich persönlich finde es auch nicht gut und diese Unterscheidung geht mir gegen den Strich. Aber ich erkenne an, dass die demokratischen Strukturen über Jahrhunderte Bestand hatten und wir als Deutsche von dieser Beständigkeit einiges lernen sollten. Es gibt für uns jedenfalls wenig Grund, von „Überlegenheit“ zu sprechen, weil wir gerade einmal 60 Jahre unfallfrei eine liberale Demokratie hinbekommen haben, finde ich.

Ich finde nicht, dass wir Deutsche darüber urteilen sollten, welche Regierungsformen andere Länder haben sollten. Das müssen die Briten schon selber entscheiden. Wir hatten ja mit unseren Bundespräsidenten auch nicht immer Glück in der Vergangenheit

Wobei es schon ein wenig absurd ist, dass eine 94-jährige Britin das Staatsoberhaupt von 53 Nationen ist, darunter auch souveräne Demokratien wie Australien und Kanada. Dadurch, dass sie sich jede Woche mit dem Premierminister unterhält im Buckingham Palace hat sie auch mehr Einfluss auf die Politik als der Normalbürger.

Bei Diktaturen kann man sich aus meiner Sicht schon herausnehmen, gerade auch ihre politische Ordnung zu kritisieren. Zumal Diktaturen in vielen Fällen (Russland, China, Iran etc) nicht nur nach innen, sondern auch nach außen negativ wirken und damit auch „uns“ treffen.

Die negative Sicht auf die britische parlamentarische Demokratie und ihr Königshaus, die hier von einigen geäußert wird, kann ich dagegen nicht nachvollziehen. Australien und Kanada scheint ihre Bindung an die Queen auch nicht zu schaden.

Guten Abend Hasenkoettel,
ich gebe Dir in Deiner Aussage recht, dass das Staatswesen, Staatsformen usw. durchaus berechtigte und interessante Themen einer Diskussion sind und ja, am Ende einer Diskussion kann eine Bewertung der Vor- und Nachteile erfolgen. Da muss ich mein „Unmut“ etwas spezifischer vortragen.
Es geht mir nicht um die Diskussion als solche, sondern über die Art und Weise, wie diese geführt wurde. Ich finde, dass die Diskussion in Ihrer Art und im Ausdruck undifferenziert und respektlos geführt wurde. Denn zum einen wurde die weder politische noch gesellschaftliche noch kulturelle Rolle der Institution betrachtet. Zum anderen fand ich den Ausdruck der Bewertung vorsichtig ausgedrückt unangemessen.