LdN206: Begriffe in der Abtreibungsdebatte

Ich habe gerade die aktuelle Lage und hier eure Besprechung der Abtreibungsdebatte in den USA und in Deutschland gehört. Ich bin sicher, eure Frage zur allgemeinen Haltung der 218-Kritiker*innen werden euch diejenigen beantworten, die sich damit noch tiefer beschäftigen als ich.

Aber mir stieß arg auf, dass ihr es zu einem Thema für Frauen gemacht habt. Es ist relativ einfach, in diesem Thema Begriffe zu wählen, die nicht ungewollt Menschen ausschließen, die der „Durchschnittsmensch“ (nicht despektierlich, nicht jede*r hatte bereits Gelegenheit, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, leider) beim Thema Schwangerschaft nicht auf dem Zettel hat, denn, nur kurz angerissen, auch Personen, die sich nicht als Frauen bezeichnen, werden schwanger und sind vom Thema dann mindestens genauso, wenn nicht noch viel extremer betroffen.

Daher hätte ich mir gewünscht, ihr hättet hier von „Schwangeren“ gesprochen. Das trifft es schließlich am besten, denn vor allem (ich würde fast sagen: ausschließlich!) Schwangere sind von der Frage betroffen, wie die Gesetzeslage und gesellschaftliche Haltung zur Abtreibung ist.

Vielleicht können wir in Zukunft daher in der Diskussion von Schwangeren sprechen. Ob die dann Frauen sind, liegt in der Betrachtung des Zuhörenden.

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Danke für den Hinweis, aber biologisch geht es doch schon immer um Frauen, oder? Über Gender haben wir ja nicht gesprochen. Vielleicht hätten wir das noch mal ausdrücklich sagen sollen.

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trans männer sind auch männer und können auch schwanger werden. bei intersexualität ist es nochmal komplizierter.

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Biologisch geht es um Personen, die schwanger werden können. Das trifft nicht auf alle Frauen zu: Mädchen vor der Menarche, Frauen ab der Menopause, Frauen nach Hysterektomie können es nicht, und manche Frauen, die zwar einen Uterus und Zyklus haben, stellen ab dem Moment, ab dem sie versuchen schwanger zu werden, fest, dass sie es nicht können.

Ich habe nicht das Gefühl, dass uns eine biologische Definition in der Debatte hilft, die Thematik voran zu bringen. Wenn Sie aber erforderlich ist, wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, „Menschen die schwanger werden können“ zu sagen. Es wäre die genaueste Definition.

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Danke :slight_smile: Schöne Gelegenheit, mal die Begriffe in der Lage zu reflektieren.

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Hervorragend dazu geschrieben hat Antje Schrupp in „Schwangerwerdenkönnen“: Schwangerwerdenkönnen: Essay über Körper, Geschlecht und Politik - Google Suche

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Wenn wir schon bei dem Thema sind: Ich bin ein ganz „normaler“ Mann, ich kann keine Kinder gebären und ich war trotzdem schwanger zusammen mit meiner Frau. Ich bin da auch kein Einzelfall, sondern im allgemeinen beeinflusst die Frau den Mann hormonell während der Schwangerschaft. Ja, das ist sehr spitzfindig, aber wieso sind die Männer bzw. die „Schwangermachenkönnenden“ außen vor? Der Fötus stammt von zwei Personen ab. „Mein Sohn war auch vor der Geburt bereits mein Sohn.“ Ich will nicht darüber reden, dass der Anteil der Frauen bei der ganzen Sache „größer“ ist, ich will auch keine Anteile verteilen, aber dass der Erzeuger, der nach der Geburt überall mit unterschreiben muss, bei der Abtreibung gar nicht erwähnt wird, finde ich in der Darstellung einseitig.

Insgesamt jedoch ein sehr schöner Beitrag, wenn er auch etwas nach hinten losgeht. Denn ich glaube mit dem Thema habt Ihr hier im Forum die Welle losgetreten, die Ihr verhindern wollt ;).

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Insgesamt jedoch ein sehr schöner Beitrag, wenn er auch etwas nach hinten losgeht. Denn ich glaube mit dem Thema habt Ihr hier im Forum die Welle losgetreten, die Ihr verhindern wollt ;).

Eine Diskussion hier im Forum ist ja wunderbar! Hauptsache wir können einen Beitrag dazu leisten, dass das Thema in der politischen Diskussion sensibel behandelt wird, gerade auch im Lichte der gruseligen Debatte in den USA. Wenn beispielsweise im politischen Raum die Abschaffung von § 218 meinetwegen formal auf der Agenda bleibt, man weiterhin aber nicht groß drüber redet, sondern sich stattdessen um praktische Vorschläge zur Unterstützung schwangerer Menschen und Eltern kümmert, dann wäre schon viel gewonnen.