LdN Wortwahl bzgl Krieg in Ukraine

Liebes Team, ich freue mich jedesmal sehr über eure Arbeit und den Output! Danke!
Zu Beginn des Krieges wart ihr sehr vosichtig mit Wortwahlt und auch dem Blick auf Krieg; habt darüber gesprochen wie merkwürdig es ist all diese Waffennamen zu nutzen etc. Mitlerweile und ich weiß leider nicht mehr in welcher Folge sagt ihr Dinge wie „Futter“ bzgl der Menschen, die mit ihren Körpern am Krieg beteiligt sind. Ich würde mir wünschen, wenn es hier, wieder etwas mehr Aufmerksamkeit für den Gewöhnungseffekt gibt und die tatsächliche Gewalt bzw. deren Folgen für all die Leben wieder etwas mehr Gewicht bekommen und weiterhin klar bleibt, dass all diese Waffen, die nun ganz leicht in Menge und Wert benannt werden auch das bleiben, was sie sind: der Wunsch zu töten.
Dies bezieht sich natürlich nicht nur auf diesen Krieg, ich benenne aber diesen, da ihr vor allem bei ihm zu Beginn so vorsichtig wart, worüber iich mich sehr gefreut habe (und was ich mir auch für alle anderen Kriege und Kämpfe wünschen würde)! Danke

4 „Gefällt mir“

Ja, Sprache hat sicherlich die Macht, emotional viel zu bewirken.

Ich verstehe dein Anliegen und deine Sorge, das der unbedachte und häufige Gebrauch von doch emotional verrohenden und auf Dauer vielleicht verharmlosenden Begriffen wie „Kanonenfutter“ Angst machen.

Aber andererseits denke ich auch, das ein „weiches Umschreiben“ von Fakten oder gar ein Verschweigen den Menschen das Gefühl gibt, es sei Ja alles gar nicht so schlimm.

Beispiel: wie können in der Ukraine auch von „Disput“ oder „Konflikt“ sprechen, aber es handelt sich faktisch um einen Krieg in dem Menschen gewaltsam sterben. Da gibt es ja sprachlich nichts zu beschönigen.

Und ja, Waffen haben Namen, bei der Bundeswehr skurrilerweise sogar putzige Tiernamen wie Luchs, Dachs oder Marder.
Das ist verstörend und sicher auch verharmlosend.
Waffen haben primär die Funktion, Dinge zu zerstören oder Menschen zu verletzen oder zu töten. Das wir Waffen herstellen und benutzen spricht ja unbestritten für die Dummheit und Unreife der Menschheit in Gänze.
Leider ändert eine sprachliche Vermeidung dieser Begriffe nichts an dieser Tatsache.

Ich glaube, das ein bisschen mehr Offenheit und Klarheit auch erhellend sein kann, wie dumm wir eigentlich oft handeln.

Beispiel: wir sprechen ja auch von „Kindesmissbrauch“ und nicht von „unbotmäßigen Umgang mit Heranwachsenden“. Wenn etwas nicht so schlimm klingt, macht es des faktischen Sachverhalt ja nicht besser.

Aber ich gebe Dir recht, das man auch mit Sprache sorgsam und sensibel umgehen muss. Wohl ein großes Manko unserer Zeit.

5 „Gefällt mir“

Ich kann das Anliegen nachempfinden aber bin persönlich klar Befürworter deutlicher Sprache. Lieber hart und unangenehm als beschönigt und ggf am Rande zu unwahr. Insbesondere im Kontext von Nachrichten sollten Dinge als das benannt werden was sie sind - auch zu einem gewissen Grade anschaulich und mit Details. So lange etwas nicht gesichert ist, sollte man natürlich vorsichtig sein.

2 „Gefällt mir“

Ich bin grundsätzlich auch eher ein Freund deutlicher Worte, aber ich finde, es gibt eine klare Grenze, wenn es darum geht, Menschen ihr Menschsein abzusprechen. Es ist für mich ein grundlegender Unterschied, ob man beispielsweise fordert, einen Krieg auch Krieg zu nennen, anstatt da drum herumzureden („bewaffneter Konflikt“, „friedensschaffende Maßnahme“, „militärische Spezialoperation“) oder ob ich Menschen als „Kanonenfutter“ bezeichne. Bei solchen Ausdrücken ist aus meiner Sicht wichtig, eine gute Balance zu finden zwischen der angemessenen Beschreibung der Sichtweise anderer und der Vorsicht, entmenschlichende Begrifflichkeiten nicht leichtfertig zu übernehmen oder zu reproduzieren. Was meine ich damit konkret? Die derzeitige russische Kriegstaktik setzt auf den Einsatz und die Verwundung oder den Tod großer Mengen an Soldaten. Aber das heißt eben nicht, dass man Begriffe wie „Material“ oder „Kanonenfutter“ braucht, um das zu beschreiben und schon gar nicht, dass man diese Begriffe in den eigenen Sprachgebrauch übernehmen sollte.

3 „Gefällt mir“

Sensibilität im Umgang mit Sprache ist immer ein relevanter Punkt, unabhängig vom Thema.

Schwierig finde ich nur, wenn es irgendwann nur noch um die richtigen Begriffe und Formulierungen geht statt um den Sachverhalt bzw die Problematik an sich. Das hat was von „ausweichen“ statt sensibilisieren.

2 „Gefällt mir“

Aber davon kann ja weder hier im Forum noch in der Lage die Rede sein.

Aber die Russischen Militärs behandeln ihre Soldaten und wohl noch mehr die aus Nordkorea wie Kanonenfutter. Zumindest in der Vergangenheit. Ist es dann nicht sogar wichtig den Begriff zu verwenden wenn dem so ist?

1 „Gefällt mir“

Ich habe ja gerade beschrieben, warum es aus meiner Sicht eben gerade nicht notwendig ist, den Begriff zu benutzen, um das zu beschreiben. Genau so wie ich nicht jeden rassistischen Begriff wiederholen muss, um zu beschreiben, wie menschenverachtend andere beispielsweise Geflüchtete bezeichnen. Das mag der Empörung oder anderen Emotionen dienen, aber zu einem besseren Verständnis oder gar zu mehr Kritik an dem was da beschrieben wird, trägt eine solche Wortwahl m. E. nicht bei.

Verstehe was du meinst, aber es kommt halt drauf an wie/in welchem Kontext man Begriffe nutzt.

Ohne jetzt konkrete Beispiel aus der Lage in die eine oder andere Richtung nennen zu können, könnte man es überspitzt so ausdrücken: Es gibt einen Unterschied ob ich sage „die Russen sind Kanonenfutter“ oder ob ich sage „Die russische Militärführung verheizt ihre eigenen Soldaten als Kanonenfutter“.
Das eine macht die menschenverachtende Strategie dahinter deutlich, das andere übernimmt den Begriff einfach

Ja genau, ich denke auch, dass es wichtig ist bestimmte Worte nicht wegzuignorieren und den Kontext zu benennen und gleichzeitig bleibt es mir jedenfalls wichtig, dass manche Worte nicht in den normalen Gebrauch übergehen, auch wenn in „remigration“ die ganze Abscheulichkeit drinsteckt, wenn man genauer draufguckt, möchte ich den Begriff trotzdem maximal in Anführungszeichen verwenden, ebenso übrigens wie „Missbrauch“ der dann ja im Umkehrschluss bei ordnungsgemäßer Handhabung einen „Gebrauch“ also benutzen von den Menschen/ also ein Objektivieren benennt, weswegen es ja die alternative „sexualisierte Gewalt“ gibt, die genauer beschereibt, worum es sich handelt, nämlich Gewalt.
Ich meine jedenfalls nicht, dass alles sanft umschrieben werden soll, im Gegenteil, es soll klar benannt werden und sich nicht hinter, durch Methaphern abstrahierten Begriffen verstecken. „Kanonenfutter“ hieße dann einfach: Menschen, die zum direkten getötet werden in den Krieg müssen.