LdN Nr. 243: Ist Maaßen ein Antisemit? Smartvoting

Hallo Philip, hallo Ulf,
vielen Danke für eure ausführliche Analyse des Textes von Maaßen und das Interview mit Matthias Quent.
Ich selbst wohne in besagtem Wahlkreis und habe den Link zu euren Podcast schon weiter geleitet an die Redaktion der Lokalpresse und einige Parteien (lokale Verbände). Ich hoffe ja, dass es eine Koalltion der Vernunft vor Ort gibt.

LG Elly

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Nunja. Wie soll diese „Koalition der Vernunft“ aussehen? Der Wahlkreis ist eine CDU-Hochburg, und wenn man sich die letzten Wahlergebnisse anschaut, dann ist afaik die AfD die nächstfolgende Konkurrenz.

Das Bundestagswahlrecht mit seinen Erst- und Zweitstimmen hat allerdings einige lustige Effekte. Dadurch, dass errungene Direktmandate von der jeweiligen Landesliste abgezogen werden, tritt der jeweilige Kandidat im Endeffekt eigentlich gar nicht gegen seine lokalen Konkurrenten an, sondern vielmehr gegen seine Parteikollegen auf der Landesliste.

Oder um es hier am Beispiel zu sagen: Wenn Maaßen gewählt wird, fällt dafür einer seiner CDU-Kollegen von der Landesliste. Wird dagegen bspw. sein AfD-Konkurrent gewählt, ersetzt auch er bloß einen seiner Parteikollegen von der Liste, nicht etwa jemanden von einer anderen Partei.

Absurderweise wäre also die wohl vielversprechendste Strategie um Maaßen zu verhindern, wenn möglichst viele dort im Wahlkreis die Stimmen splitten und ihre Erststimme der AfD geben würden. :crazy_face:

Mir fällt allerdings leider nicht ein, wie man das irgendwie halbwegs glaubwürdig auch für Nicht-Wahlrecht-Nerds kommunizieren könnte. Davon abgesehen würde so eine weit kommunizierte Strategie natürlich auch offen dafür sein, dass der Großteil der AfD-Wähler das dann mitbekommt und ebenfalls die Stimmen splittet – zugunsten von Maaßen.

Und was genau wäre jetzt der Vorteil, wenn statt Maaßen jemand aus Höckes AfD-Landesverband das Direktmandat in dem Wahlkreis gewinnt?
Das Stimmensplitting Erststimme Maaßen, Zweitstimme AfD wird es sowieso vielfach geben, egal was sich irgendwelche Wahlrechtsnerds ausdenken. Die AfD hat ja auch keinerlei inhaltliche Kritik an Maaßen, im Gegenteil, sie sieht in im Grunde als weiteren Kandidaten für sich an. Der einzige Unterschied ihres Kandidaten, den sie anpreisen, ist, dass er schon 30 Jahre lang im Wahlkreis wohnt. Das wird einige AfD-Wähler motivieren, ihn zu wählen, aber nicht alle.

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Genau das ist doch der Grund. Betrachten wir mal sehr vereinfacht Maaßen als „AfD-Uboot“ auf CDU-Ticket. Das bedeutet, wenn er das Direktmandat gewinnt, haben wir dadurch zwei „AfD“-Abgeordnete im Bundestag, Maaßen und irgendwen von der AfD-Landesliste, also netto praktisch einen mehr als die Zweitstimmen eigentlich hergeben. Gewinnt stattdessen der AfD-Kandidat, hätten wir als direkten Ersatz nur diesen einen AfD-Abgeordneten und statt Maaßen einen „normalen“ CDU-Abgeordneten irgendwo von der Liste.

Irgendwelche anderen Parteien wären völlig unbetroffen, da ja alleine die Zweitstimmen über die Anzahl der Mandate entscheiden. (Überhang- und Ausgleichsmandate mal außer Betracht gelassen.)

Dass irgendjemand von den Grünen o.ä. dort das Wahlkreismandat holt, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Eine Erststimme nach echter Parteipräferenz wäre also ausschließlich symbolisch, wäre aber im Hinblick auf den Ausgang der Wahl mehr oder weniger bloß eine qualifizierte Enthaltung.

Die Grünen haben null Chancen, das stimmt.
Vor Hauptmann gab es aber Jens Petermann von den Linken, davor Iris Gleicke, SPD hier im Wahlkreis.
Zugegeben, der Wahlkreis hat sich verändert (der LK Sonneberg ist dazugekommen), aber wenn Sandro Witt (Linke) zugunsten von Frank Ullrich (SPD) verzichten würde, könnte der das packen: Als ehemaliger Biathlon-Olympiasieger und Bundestrainer ist er hier in der Gegend sehr populär. Biathlon ist hier wichtiger als Fußball.

Forsa hat im Auftrag von campact eine Umfrage erstellt:

Demnach könnte eine konzertierte Aktion etwas bringen. Sandro Witt von den Linken wird aber wohl nicht auf eine Knándidatur verzichten.

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