LdN 418 strategisches Wählen (2)

Ich sehe einen Punkt des strategischen Wählens, den der Podcast nicht darstellt.
Ihr erwähnt im Podcast das Beispiel von einer Person, bei der der Wahl-o-Mat Volt als die Partei auswirft mit der größten Übereinstimmung.Bleiben wir bei diesem Beispiel:

Der Aspekt der mit fehlt:
Wenn eine Person Volt wählt, dann kann es passieren, dass Parteien, die weit(er) weg (vom Programm der Volt und) der persönlichen politischen Interessen sind, stärker von den dieser Stimme profitieren als Parteien, die sehr nah am Programm der Volt sind.

  1. Ich wähle Volt

  2. Wenn meine Stimme an eine Partei geht, die nicht in den Bundestag kommt, werden die Stimmen gemäß der Stimmenanteile der Parteien verteilt, die in den Bundestag kommen.
    Nehmen wir als Beispiel die Forschungsgruppe Wahlen Prognose vom 14.2.25 (Wahlumfragen zur Bundestagswahl 2025 – Sonntagsfrage (Wahlumfrage, Umfragen))
    13% - jede achte Stimme - wird auf die Parteien „über 5%“ verteilt.
    (NB: das wäre doch ein interessantes Podcast Thema: wie gerecht ist die 5% Hürde noch, wenn jede 8. Stimme nicht berücksichtigt wird. Das war früher (in den 1980/90ern ein viel geringerer Wert). Zugleich die Lehren aus der Weimarer Republik nicht vergessen, dass zu viele kleine Parteien dazumal keine gute Lösung war - könnte ich mir gut vorstellen, dass Ihr mir da interessante Dinge dazu sagen könnt :slight_smile:

  3. Die Parteien rechts der Mitte, AFD und CDU/CSU sind diejenigen mit den höchsten Stimmanteilen und profitieren daher stärker von den Stimmen an Parteien, die nicht im Bundetag vertreten sind.
    Nach Forschungsgruppe Wahlen wird also der Bundestag aus 86% der abgegebenen Stimmen geformt. Ich muss also alle Ergebnisse durch 0,86 teilen, um auf die prozentuale Verteilung der Parteien im Bundestag zu kommen (mit „nur“ zwei Nachkommastellen ergibt sich ein größerer Rundungsfehler)
    CDU/CSU 30 => 34,8
    AFD 20 => 23,2
    SPD 16 => 18,6
    Grüne 14 => 16,2
    Linke 7 => 8,1

Es ist wahrscheinlich, dass beim Wahl-o-Mat hinter Volt mit ähnlich hohen Zustimmungswerten Parteien wie die Grünen oder die SPD liegen. Die CDU/CSU hingegen hat einen großen Abstand.
Die CDU/CSU profitiert aber aufgrund ihres größeren Stimmenanteils stärker von Stimmen an Parteien, die nicht im Bundestag vertreten sind.

Schlussfolgerung: Stimmen an Parteien links der Mitte, die nicht im Bundestag vertreten sind, kommen Parteien stärker zugute, die viel weniger Überschneidung mit dem Wahlmotive Volt haben (CDU/CSU und AFD) als Parteien mit höherer Überschneidung (Grüne, SPD, Linke)

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Was hat das jetzt genau mit strategischem Wählen zu tun?

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Wenn eine Person das „linke“ Ziel hat, so wenig wie möglich rechte Politik in einer zukünftigen Regierung stattfinden zu lassen (Beispiel: das Volt Wahlprogramm hat vegleichweise wenig Überschneidung mit dem der CDU/CSU), stellt sich für die Person die Frage, ob sie unter Berücksichtigung dieses Ziels eine linke Partei wählen sollte, die wahrscheinlich die 5% Hürde nicht überspringen wird. Ist das keine Frage des strategischen Wählens?

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Wie schon ein paar Mal angemerkt: Offenbar kann man jegliche individuelle Überlegung, welche Partei man selber unter bestimmten Voraussetzungen wählt, als „taktisches“ oder „strategisches“ Wählen auffassen. Bleibt nur die Frage, was genau die Taktik bzw. Strategie dahinter ist, wenn es letztlich ein individuelles Verhalten bleibt und sich selbst die wenigen anderen Menschen, die genau dieselben politischen Präferenzen haben, sich aus genau so guten Gründen ebenso völlig anders entscheiden können - ist ja dann genau so „strategisch“, weil eben eine Überlegung dahintersteckt.

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