LDN 417 Feedback zur Medienkritik

Die Medienkritik in der LDN 417 war wirklich gut.
Aber noch etwas stört mich häufig an der Berichterstattung: Naivität und Arglosigkeit.
Der Journalismus schafft es einfach nicht, überhaupt mal bestimmte Verhaltensweisen für möglich zu halten.
Es wird von vornherein davon ausgegangen, dass bestimmte Dinge gar nicht passieren werden, denn „die dürfen ja nicht passieren“.
Ja, und? Autoritär und faschistisch orientierte Politiker interessiert das aber nicht. Die überschreiten einfach Grenzen. Journalismus hat so etwas einfach nicht auf der Rechnung.
Journalistisch ausgebildete Menschen sind im tiefen Frieden geprägt worden und können sich keinen Krieg vorstellen. Weder den externen Krieg noch den internen Krieg (konterrevolutionärer Kulturkrieg) im Inneren. Man rechnet nicht mit der Bösartigkeit und Gewalttätigkeit politischer Akteure, dass auch fundamentale Grundsätze gebrochen werden. Das führt zur Falschinformation letzten Endes. Man wiegt die Öffentlichkeit in Sicherheit, weil man sich selber darin auch wiegt…

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Ok, das sind dann mal ein „paar“ Quellen. Vielen Dank für die Arbeit!

Ihr habt in Eurer großartigen Folge vom 5. Februar 2025, wie immer, genau auf den Punkt gebracht, was die politische Berichterstattung in den Medien betrifft. Die meisten Medienschaffenden werden dem Anspruch ein umfassendes Bild der politischen Lage zu schaffen, nicht gerecht und geben lediglich zum Teil sogar gekürzt, weiter, was einer oder eine gesagt hat. Ich habe das Gefühl, dass sich die Medien vor den Karren spannen lassen, um populistische Debatten aufzuwiegeln.
Leider ist das nur Stimmungsmache und nutzt der Bevölkerung bzw. dem Wähler nicht dabei, sich eine klare Meinung zu bilden.
Aber nicht nur die Medien, finde ich, sondern auch die Politikerinnen und Politiker selbst scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, souverän und analytisch echte Fakten als (Gegen-)Argumente zu liefern. Jedenfalls kommt das bei mir so an. Ich habe niemanden zur Debatte über Grenzkontrollen oder Abschiebung letzte Woche öffentlich sachlich, analytisch und souverän sagen hören, dass diese Idee gar nicht umsetzbar ist. Das ist sehr schade und genau deshalb finde ich es so schwierig am 23. Februar die richtige Wahl zu treffen.
Macht bitte noch ganz lange weiter mit eurem Podcast.

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Vielen Dank für die umfangreiche Quellensammlung. Gerade bei den kritischen Punkten sind aber einige Quellen von 2016 oder 2017. Zudem ist die Frage, ob die politischer Präferenz von Leuten bei INSA bzw. der Auftraggeber wirklich bedeuten, dass es systematische Verzerrungen bei den Umfragewerten gab (das wird ja z. B. von rechter Seite auch bei Forsa behauptet). Soweit ich sehen kann, ist das nicht belegt. Dazu zwei Übersichten, 1. die aktuellen Umfragen verschiedener Institute [1] und 2. sie letzten Umfragen vor der Bundestagswahl 2021 mit der Höhe der Abweichungen vom Gesamtergebnis [2]. Quelle für beides ist www.wahlrecht.de
Bei beidem kann ich zumindest auf den ersten Blick keine systematische Verzerrung erkennen. Der klassischer „Ausreißer“ ist immer eher Allensbach, die allerdings auch als einzige Face-to-Face-Befragungen durchführen (statt Telefon und Online, die beide auf ihre Art problematisch sind).

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Das stimmt nicht.

Es gibt hier eine Schlagseitenanalyse von David Kriesel, die die Prognosen der relevanten deutschen Institute vergleicht. Das Ergebnis für INSA:

Insgesamt kommen die Grünen ein bisschen schlechter Weg als bei anderen Instituten, aber nicht um 2-3%-Punkte und nicht mit politischer Schlagseite. Die Linke wird zum Beispiel sehr gut wiedergegeben, da gibt es kaum Abweichung.
Alle Abweichungen bewegen sich im normalen Rahmen.

Von Dawum gibt es ebenfalls eine solche Analyse. Die kommt zu etwas anderen Ergebnissen (kleiner pro-CDU-Ausschlag, dafür contra AfD und FDP), aber auch hier ist kein rechter Bias erkennbar.


@TilRq nichts gegen Perplexity, Aber ich glaube niemand klickt sich durch 39 Quellenangaben…

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Gibt es Statistiken dazu, wie das Verhältnis der Gewaltdelikte im öffentlichen Raum von Personen mit Migrationshintergrund zu Personen ohne Migrationshintergrund ist? Wenn das Verhältnis sehr ähnlich zu dem in der Lage kommunizierten Verhältnis der Berichterstattung ist, wäre es ein Beleg dafür, dass die Berichterstattung deshalb so verzerrt ist, weil generell mehr (nur) über Gewalttaten im öffentlichen Raum berichtet wird.
Wäre sehr interessant.

Was dann passieren kann ist hier gut beschrieben:

Je nach Context ist „Die Mitte“, „die Mehrheit“, „der Wählerwille“, … ein anderer.
Da ist ein „qui bono“ mitzudenken sehr hilfreich.

Finde ich abwegig.

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Dass die AFD keine Begeisterungstürme auslöst, sollte keinen wundern. Wenn FDP-nahe Organisationen wie die Friedrich-Naumann-Stiftung und der Verband der Familienunternehmer keinen hinschicken, kann das ZDF nichts dafür. Und „linke Unis“ klingt schon sehr plakativ. Insofern: typisches AFD-Gejammer

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Habe die Lage leider vor kurzem erst entdeckt. Sehr gute Arbeit!
Das Ende des letzten Podcasts 417 hat mir sehr gut gefallen und mich hier ins Forum getrieben, weil ich auch schon ein paar Punkte hierzu länger mit mir herum trage.

  1. Thema leichtfertig abgegeben: Medienkritik wurde vor geraumer Zeit, spätestens mit den lauten Lügenpresse Schreihälsen relativ kampflos dem, ich nenne es jetzt mal verallgemeinernd „rechten“ Lager überlassen. Das war ab diesem Zeitpunkt also nicht nur ein Versagen der Medien an sich, sondern auch ein Versagen der kritischen Politik Beobachter aus dem verallgemeinernd linken Lager.
  2. Änderung der Politikinteressierten: Durch die Flut an unreflektierten und einfach durchgewunkenen Populismus Thesen in den Medien fand ein Wandel im Politikinteresse statt, das ich sehr bedenklich finde und auch im direkten Umfeld beobachte. Nach meiner Beobachtung gab es durch das gezielte Vereinfachen und Negieren von Fakten durch z. B. AfD ein plötzliches Interesse in dem Teil der Bevölkerung, die zu einem früheren Zeitpunkt gesagt hätten, sie interessierten sich nicht für Politik. Ist ja nicht grundsätzlich schlecht, aber diese wurden mit deutlich weniger Basiswissen zu deutlich vereinfachten Lösungsansätzen geführt. Da wurde ein Teufelskreis in Gang gesetzt, den die seriösen Medien und die kritischen Beobachter versäumt haben durch Gegenkritik einzudämmen.
    Zusätzlich setzt dabei leider eine Resignation der ehemals Pollitikintetessierten ein, die Nachrichtenaufnahme inzwischen komplett ablehnen. Ich nehme diese Tendenzen an mir selbst in solchen Wahlkampfphasen wahr. Besonders wenn Menschen wie Merz und Söder das billigste Populismusspiel mit Unterstützung der Medien auch wiederholt befeuern.
  3. Keine Zeit für wichtige Politikarbeit: Die wichtige, nicht direkt populistisch verwertbare, politische Arbeit bleibt auf der Strecke, weil sich die seriöse Politik nur noch im aussichtslosen und nicht zu gewinnenden Kampf gegen die Widerlegung der „fake news“ befindet. Das haben zu einem Großteil die Medien mit zu verantworten, da sie dem Populismus auf dem Leim gegangen ist. Wahrscheinlich auch zu einem großen Teil finanziell getrieben um in Zeiten von sozialen Medien noch genug Umsatz zu generieren.
  4. Daraus resultierende Wahlerfolge der Populisten, da die zusätzlich geschaffenen neuen „Politikinteressierten“ eben diese wählen. Die Folgen daraus werden schmerzhaft und es wird schwer die Rolle rückwärts zu schaffen ohne großen Schaden an der Demokratie und damit verbundener Pressefreiheit.

Sorry, Viel Text, aber es passte gut zu der Folge mal ein wenig los zu werden. Danke euch Lage-team für die wichtige Arbeit!

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Zumal. Habt ihr euch mal einen Faktencheck angeschaut. Hier zur Sendung mit Weidel. Das ist doch auch ein Witz. 3 Thesen werden gecheckt. Kann mir nicht vorstellen, dass das alles war. Zumal dann immer noch die Frage wichtig ist, war es eine Falschbehaubptung oder würde Kontext auch wichtig sein. Also da wird sich auch ein schlanker Fuß gemacht.

Hat nicht so viel Reichweite, aber die Sendung Scobel auf 3sat vlt mal ansehen. Die Sendung zum Klima z.B. mit
Antje Boetius
Maren Urner
Özden Terli

Eine ähnliche, auch konstruktive Medienkritik

Insbesondere wird kritisiert, dass sich Medien nicht trauen, eine Lüge auch als Lüge zu bezeichnen und Rassismus nicht als Rassismus.

Und auch in der Wochendämmerung deutliche Medienkritik.

Man könnte sich fragen, wann diese bei den Medienhäusern ankommt und sie aufhören, Weidel & Co ständig einzuladen.

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Scheinbar einzig in der deutschen Medienwelt (weiss zwar nur von einem Ausschnitt daraus) hat die LdN die Tragödie von Aschaffenburg rational eingeordnet. Hörte verspätet das entsprechende „Politikteil“ der Zeit. Darin äusserte Mariam Lau Verständnis für die Reaktion von Merz – weil, der hat ja 7 Enkel, das trifft ihn. Ach so geht das, Politik übers Rückenmark anstatt übers Hirn.

Selbst im geschätzten DLF immer wieder Bezugnahme auf Aschaffenburg, und dass der Täter hätte längst abgeschoben werden sollen, ohne Gegenüberstellung sonstiger Lebensrisiken und viel schlimmerer Dramen überall in DE und der Welt.

Politiker und Journalisten meinen, mit der Abschiebung des Täters wäre das Problem gelöst gewesen. Vielleicht hätte er in Bulgarien sogar mehr Menschen getötet. Das Problem hätte sich nur lösen lassen durch eine günstigstenfalls gelingende Behandlung, am ehesten in einem wohlhabenden Land, oder eben gar nicht.

Ich wäre gerne stolz auf dieses Land, aber ich schäme mich im Gegenteil sehr in diesen Tagen. Wenigstens haben Philipp und Ulf ihre Sache sehr gut gemacht! Die Analyse zu Merz und Medien im Zusammenhang mit Aschaffenburg war eine Sternstunde mMn!

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Also ich verstehe das nicht mit den Medien. Ihr bekommt es doch auch hin keinen Clickbait zu betreiben und die Themen gut sortiert darzustellen und einzuordnen.
Also an dieser Stelle ein dickes Lob an das ganze Team. So stelle ich mir Qualitätsjournalismus vor!

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Da fällt mir einfach dieser Klassiker ein…

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Es passt Thematisch nicht zur Migration, aber ich habe ein extremes Negativbeispiel zum Umgang der Medien mit dem Thema Klima im Wahlkampf:

https://www.youtube.com/live/G74uPM5h3N0?si=E1EPC68XLuHG4-i-

3 Gäste, einer davon von der NZZ + eine Moderatorin.
Der Mann von der NZZ ist davon der einzige, der rhetorisch in der Lage ist, seine Punkte machen. Die beiden anderen stammeln nur Oberflächlichkeiten vor sich hin, der Mann von der NZZ darf seine Neoliberale Agenda in aller Breite und Ausführlichkeit ausbreiten, und ist dabei (leider) rhetorisch brilliant.
Keiner kann ARGUMENTATIV mit Fakten widersprechen, am ehesten noch die Zuschauer aus dem Chat.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass es ohne Atomkraft nicht geht, dass Wind und Solarkraftwerk viel zu teuer sind, dass die Ausbauziele eh nicht machbar sind, und dass man dem Bürger ja nichts verbieten sollte.

Man könnte schreien.
Absolutes Negativbeispiel an Klimadiskussion.

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Das solltest du korrigieren. Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung war man einigermaßen irritiert über die Behauptung des ZDF man habe eine Anfrage für Zuschauer erhalten.

Mittlerweile hat auch das ZDF eingeräumt, da sei ein „Fehler“ passiert und man habe doch keine Einladung geschickt.

Der Presse wurde mitgeteilt, auch die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung und das Demographie Netzwerk e. V. seien informiert worden. Dort wusste man nichts davon, die Naumann-Stiftung beschwerte sich beim ZDF. Das musste dann noch eine korrigierte Stellungnahme ohne die Stiftung und ohne das Netzwerk herausgeben und schob noch eine Anmerkung zur Aktualisierung nach.*

Volker Beck (Bündnis 90/Grüne, also eher ein Profiteur des unausgewogenen Publikums) reagierte einigermaßen ungehalten auf die immer wieder auftretenden Fehler beim ÖRR

https://x.com/Volker_Beck/status/1887773921497223639?ref_src=twsrc^tfw|twcamp^tweetembed|twterm^1887773921497223639|twgr^12b012eaea319f7402e8685c11c1a2c30057d12f|twcon^s1_&ref_url=https://www.berliner-zeitung.de/news/tendenzioese-berichte-bei-den-oeffentlich-rechtlichen-volker-beck-fordert-konsequenzen-li.2294098

und forderte einen Beauftragten beim ÖRR, der sich um die Einhaltung journalistischer Sorgfaltspflichten kümmert.

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Hier hast du vollkommen recht.
Und sind wir doch mal ehrlich: Wieviele live-Sendungen gibt es denn tatsächlich noch?
Die Anstalten hätten also „alle Zeit der Welt“ die Faktenchecks vor Ausstrahlung einzufügen.
Das ist sicher bei modernen Formaten á la Twitch deutlich schwieriger.

Danke für den sehr guten Beitrag über den gesamten Themenkomplex Demokratie/Autokratie, Populismus und die Rolle der Medien und ihrer Art der Berichterstattung.

Als Ergänzung zu dem Thema fällt mir noch ein, in welch großem Umfang auch Politiker demokratischer Parteien die problematischen Mechanismen sozialer und auch klassischer Medien gezielt für ihre Agenda ausnutzen. Es werden teils bewusst demokratische Spielregeln verletzt, um sich selbst und der eigenen Partei einen Vorteil zu verschaffen. Würde man die Analogie zum Sport heranziehen, dann gibt es leider in der Politik und der medialen Reaktion keinen Schiedsrichter, der mangelnde Fairness bestraft. In der Konsequenz verlieren oft diejenigen, die am ehrlichsten und transparentesten über ihre politische Agenda sprechen. Damit wird ein konstruktiver Diskurs über die besten Lösungen immer weniger möglich. Ich befürchte, dass vielen Medienschaffenden dieser selbstkritische Blick auf ihre Branche leider fehlt.

Dabei gibt es spannende Gegenbeispiele. Ich denke an das Interview der Lage mit Daniel Günther und die Frage an ihn, wie Dreierkoalitionen in Schleswig-Holstein gelungen sind. Die Antwort war banal und trotzdem sehr weise: Man muss sich gegenseitig die Durchsetzung bestimmter, der jeweiligen Seite besonders wichtiger, politischer Ideen gönnen. Es erklärt wunderbar, woran die Ampel gescheitert ist. Zugespitzt könnte man sagen: Am fehlenden Willen der FDP, den anderen etwas zu gönnen. Man möchte sich wünschen, ein Herr Merz würde die Maxime von Herrn Günther beherzigen. Allein mir fehlt der Glaube.

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Vor einiger Zeit hatten mich die Radionachrichten im Bayerischen Rundfunk ziemlich aufgebracht.
In der ersten Meldung kam ein Statement vom Ministerpräsidenten vor, das für mich kaum auszuhalten war.
Ich habe dann einen Versuch gemacht, das per KI zu „entschärfen“.
Der Prompt war: „Du bist ein konstruktiver Journalist. Deine Aufgabe ist es, die folgenden Nachrichtenmeldungen nach den Prinzipien des konstruktiven Journalismus zu modifizieren.
Du kannst die Reihenfolge der Nachrichten ändern. Die für das alltägliche Leben wichtige Meldungen sowie Fakten sollten weiter nach oben kommen. Statements von Politikern weiter nach unten. Ergänze bei Meinungsäußerungen möglichst eine Einordnung. Formuliere geschlechterneutral, aber ohne besondere Schreibweise.“
Das Ergebnis hat mich überzeugt und mir gezeigt, dass auch die 5 -Minuten-Nachrichten wesentlich verträglicher gestaltet sein könnten. Und da sind wir noch gar nicht bei der Frage, welche Meldungen überhaupt relevant sein sollten. Warum macht der öffentlich-rechtliche es nicht besser?

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