Nur eine kurze Richtigstellung: Im Kontext der kalten Progression habt ihr den Begriff Steuerklasse in einer weit verbreiteten aber falschen Weise verwendet, die leider oft zu großer Verwirrung und populistischen Diskussionen führt.
Steuerklassen haben nichts mit der Höhe des Einkommens zu tun sondern z.B. damit ob man verheiratet ist etc: Lohnsteuerklasse – Wikipedia Deshalb rutscht auch niemand jemals in eine andere Steuerklasse, wenn sich das Einkommen ändert.
Wenn jemand brutto mehr verdient hat er oder sie immer auch mehr netto auf dem Konto (einzige Ausnahme sind meines Wissens Fälle von Geringverdienenden, die nach einer Gehaltserhöhung sozialversicherungspflichtig werden – dann sind es aber die nun anfallenden Sozialabgaben, die sich sprunghaft erhöhen, nicht die Einkommenssteuer). Das gilt trotz unseres progressiven Steuersatzes, da ja immer nur die zusätlichen Euros höher besteuert werden. Das netto Einkommen kann also bei höherem brutto Einkommen niemals sinken.
Der Effekt der kalten Progression tritt trotzdem auf, wenn ein netto Einkommen zwar (in Euros gemessen) höher ist, durch Inflation aber eine geringere Kaufkraft hat. Hier wird der progressive Steuersatz tatsächlich zum Problem, wenn er nicht an die Inflation angepasst wird, weil ein Inflationsausgleich höher besteuert wird und deshalb die Inflation de facto eben nicht ausgleicht. Aber das wurde bereits in einem anderen Kommentar diskutiert.
Leider habe ich schon viel zu oft die Behauptung gehört, dass irgendwer nach einer Gehaltserhöhung „in eine andere Steuerklasse gerutscht“ sei und deshalb jetzt netto weniger verdienen würde. Das ist ganz einfach nicht möglich. Eine kurze Richtigstellung würde vielleicht helfen diesen Mythos nicht noch weiter zu verbreiten