LDN 403: PIN-Rücksetzbrief. Warum so teuer?

In der Lage wurde erwähnt, dass der PIN-Rücksetzbrief für den Perso 15€ pro Brief kosten soll. Einen Brief per Post als Einschreiben zu schicken kostet 3€. Bei den Mengen von denen wir hier reden kann der Staat vermutlich einen Mengenrabatt bekommen, sodass es 2 € kostet. Was ist dann mit den anderen 13€. Selbst wenn ich ein extrem ineffizientes System entwerfen würde, bei dem ein Mitarbeiter für jede Anfrage eine Mail bekommt, diese Ausdrucken müsste und dann in einen Brief packen müsste, dauert das ja nicht mehr als 5 Minuten. Das wären dann Stundenkosten von ca 150€. Selbst wenn man Materialkosten, Arbeitsplatzkosten, etc. mit einbezieht, scheint mir das viel zu viel zu sein.

Kann das jemand erklären, der sich in dem Bereich auskennt? Sollten wir nicht vielleicht besser drüber diskutieren, wie man dieses System effizienter hinbekommt?

Naja, es ist ein Verwaltungsakt.

Und eine Arbeitsstunde kostet auch ein bisschen mehr las nur den Stundenlohn des Beamten.

Hab mal schnell meine Suchmaschiene gequält: eine Werkstattstunde KFZ kostet in München etwas über 170€.

Zunächst mal Danke für deine Antwort. Ich habe auch extra von Stundenkosten und nicht von Stundenlohn gesprochen.

Ich glaube eine Werkstattstunde KFZ in München ist ein etwas schlechter Vergleich. Zunächst einmal ist München eine der teuersten Städte in Deutschland, die Beamten, die diese Briefe schicken, muss man nicht in München anstellen. Dann braucht man in einer Werkstatt deutlich mehr Materialien als in einem Büro mit Computer, Drucker und Bürountensilien. Und für einen Beamten muss man keine Steuern zahlen. Außerdem hat der Staat keine Gewinnabsichten.

Was ich noch gefunden habe:

Richtwerte für Stundensätze von Architekten, Bauingenieuren und Fachplanern
Das Bayrische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr zum Beispiel nennt seit Januar 2020 folgende Stundensätze zur Orientierung:

  • Auftragnehmer: 117 €
  • Mitarbeiter: 82 €
  • Sonstige Mitarbeiter: 61 €

Und das sind studierte Fachkräfte. Um einen Brief in einen Umschlag zu packen, brauch man keine Studium, noch nicht mal ne Ausbildung. Hinzu kommt, nehme ich an, dass wenn man eine externe Arbeitskraft hinzu kauft, dass man dann auch für die Bereithaltung dieser Person bezahlen muss, also der Tatsache, dass sie nicht vollausgelastet sein wird. Das gilt bei Beamten auch nicht, die sind ja voll ausgelastet.

Ich meine 150€ pro Stunde entsprechen 25.000€ im Monat. Von dem Geld kannst du das Gehalt der Person bezahlen, zusätzlich noch einen Sekretär nur für diese Person, zusätzlich noch eine HR Person, die exklusiv nur für diese beiden zuständig ist. (Ich geh jetzt mal von 6000€ Brutto pro Monat aus) Zusätzlich kannst du den dreien jeweils ein 20 m² Büro zur Spitzenmiete in München zur Verfügung stellen. Allen dreien kannst du jedes Jahr ein komplett neues MacBook zur Verfügung stellen und du hättest immer noch 4000€ pro Monat zur Verfügung.

Des Weiteren habe ich mit 5 Minuten sehr konservativ gerechnet, wenn man mehrere Briefe gleichzeitig bearbeiten würde, schafft man es vermutlich in 1 min + 50% Toleranz = 1:30 min. Das wären dann 40 Briefe pro Stunde oder 600€ pro Stunde. Außerdem ergibt sich auch noch die Frage müssen wir wirklich jemanden verbeamten, dessen einziger Job es ist Briefe zusammenzustecken?

Ich gehe davon aus, dass für die Berechnung der Kosten pro Brief einfach die Gesamtkosten durch die Anzahl der Briefe geteilt wurde. Es wird aber jede Menge Fixkosten geben, die nicht pro Brief anfallen. Also Entwicklung, Wartung, Infrastruktur, etc.
Die Kosten, die danach pro Brief anfallen (Grenzkosten), werden deutlich geringer sein, als die Durchschnittskosten.

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Die Frage ist verkehrt herum gestellt, glaub ich. Es erfordert keine Anstrengung, sich einen Prozess auszudenken, um Briefe per Einschreiben zu verschicken, der pro Durchlauf 15€ kostet.

Welchen Grund hat die Verwaltung diesen Prozess zu optimieren?

Wenn er zu teuer ist, wird er abgeschafft. Wenn er nicht zu teuer ist, ist er nicht zu teuer.

Müsste, da der Prozess ja öffentlich ist, es nicht möglich sein sich die Kosten per Anfrage aufschlüsseln zu lassen? Zumindest per offizieller Anfrage durch eine Partei?

Das ist doch offensichtlich fehlende Digitalisierung: Krankenversicherungen, Telekommunikationsunternehmen verschicken neuerdings PIN Briefe, damit die Authentifizierung von Anrufenden klappt.
Das kostet pro Brief ziemlich genau die Briefmarke und läuft ab ohne jegliche manuelle Bearbeitung.

Jemand braucht eine neue PIN für den Ausweis, gibt die Daten an, die Ausweisnummer wird geprüft und ein Brief wird an die Meldeadresse geschickt.

Wenn das ernsthaft 15 Euro kostet, mache ich mich selbstständig, biete dem Bund das für 10 Euro an und muss nie wieder wirklich arbeiten.

Man braucht auch bei diesen Zahlen kein Rechenzentrum. Das Volumen von 1,6 M Briefen ist lächerlich gering.
Der Druckdienstleister kostet auch nicht viel.

Ist der Druckdienstleister - und Dienstleister des ganzen Prozesses - nicht die Bundesdruckerei, die eh zu 100% im Staatsbesitz ist?

Da wurden bestimmt Sicherheitskonzepte geschrieben und Prozesse gehärtet, die jetzt halt bezahlt werden müssen.

Ich werf’ mal ne neue Idee in den Raum:

Vielleicht kostet das auch einfach 15€, damit die Leute zumindest versuchen, sich ihre PIN zu merken, anstatt alle 6 Monate, wenn sie ihren Personalausweis dann doch nochmal benutzen, wieder eine neue PIN anzufordern?

Eigentlich doch 15 Euro Erstattung für jede Nutzung: kein Termin beim Amt, niemand, der da sitzt, um tagein tagaus den Leuten ihre PIN zurückzusetzen . Selfservice ist ein Beitrag zur Verschlankung von Bürokratie. Die PIN-Rücksetzenden könnten gerne besser Bauanträge für Windkraftanlagen genehmigen, so dass das dort schneller geht.
Ansonsten: gerne auch 15 Euro zahlen. Ich will nicht einen halben Tag Urlaub nehmen, um zum Amt für PIN-Rücksetzung zu gehen.

Kann ich bestätigen. Habe vor drei Monaten versucht, mich bei der Rentenkasse einzuloggen und festgestellt, dass ich meine Pin nicht mehr parat habe. Seitdem liegt der Zettel auf dem Tisch und wartet, dass ich erstens Zeit habe, wenn das Amt offen hat und zweitens mich dann auch wirklich auf den Weg mache.

In der Lage wurde von Gesamtkosten von 30 Millionen geredet, das wären dann sogar 20€ pro Brief.

Das Ding wurde ja schon entwickelt und muss man ja nicht jedes Jahr neu entwickeln. Wartungs- und Infrastrukturkosten dürften bei 1,5 Millionen Briefen pro Brief nicht all zu teuer sein. Außerdem dürften sich die Kosten stark mit den generellen Kosten für Infrastruktur und Wartung des ePerso überschneiden. Des Weiteren, hat man ja gar nicht die generelle Funktionalität des PIN zurücksetzen eingestellt, das heißt, wären die Fixkosten das Problem, hätte man kaum was eingespart.

Außerdem bieten Banken sowas ja kostenlos an und die haben vermutlich ähnliche Sicherheitsstandards. Die würden das ja niemals kostenlos anbieten, wenn das 15 € pro Brief kosten würde.

Digitalisierung kann nicht das Problem sein. Ich hab ja oben extra ein ineffizientes nicht digitalisiertes Beispiel gewählt und selbst damit lässt sich der Preis nicht erklären. Wenn diese Zahlen stimmen, woran ich mittlerweile starke Zweifel habe, ist es eher ein organisatorisches Problem, als ein Digitalisierungsproblem.

Für die Nutzer war es ja kostenlos. Diese 15€ sind ja Berechnungen des BMI wie viel das intern kosten würde. Das schreckt ja aber niemanden ab den Rücksetzbrief anzufordern, wenn es für einen selber kostenlos ist. Außerdem, wie ja auch in der Lage Folge erwähnt, ist es relativ dämlich versuchen Leute so abzuschrecken, bei einem System, das sich noch nicht durchgesetzt hat. Weil dadurch verhindert man einerseits, dass sich das System durchsetzen kann und muss andererseits die Alternativen weiter bereit stellen, die deutlich teurer sind, als den Rücksetzbrief zu verschicken.

Ich meine manchmal haben Menschen auch einen Anreiz nicht komplett sinnlose Arbeit zu machen. Aber selbst wenn die Verwaltung keinen Anreicherung, sollte ja Frau Faeser ein Interesse daran haben, das nicht abzustellen, da es ja für sie politisch nicht gut aussieht.

Außerdem warum hinterfragt niemand diese Zahlen? Die Opposition hat die Zahlen ja anscheinend auch nicht hinterfragt. Selbst in der Lage wurden diese Zahlen einfach so als gegeben hingenommen und dann andere Stellen gesucht an denen man einsparen könnte oder vorgeschlagen man solle die Leute ja was für den Brief zahlen lassen.