Ich bis großer Fan Eures Podcastes, freue mich jede Woche darauf, hier interessante Informationen und Hintergründe aus Politik und Gesellschaft vermittelt zu bekommen.
Das Thema Krankenhausreform und die zu befürchteten Auswirkungen der Einführung von Leistungsgruppen in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung hätte mich auch sehr interessiert. Ängste des Krankenhauspersonals bezüglich der Schließung von Fachabteilungen, Kündigung von Fachärzten bei unsicherer Perspektive vor Ort, Mangel an Assistenzärzten, da in den entsprechend „downgegradeten“ Krankenhäusern natürlich auch die personen- und ortsgebundenen Weiterbildungsbefugnisse reduziert werden oder wegfallen, Auswirkungen aufs Dienstsystem und Arbeitsbelastung - eine Kaskade von Auswirkungen für das gefährdete Krankenhauspersonal, Patienten und Stadt und Landkreis.
Um einem die Vorteile der Krankenhausreform näher zu bringen sind Mindestvoraussetzungen und Auswahlkriterien der Leistungsgruppe „Darmtransplantation“ …nicht hilfreich. Qualitätskriterien für Eingriffe auszuarbeiten, die in Transplantationszentren in Deutschland etwa sechsmal im Jahr durchgeführt werden, zeigt hier eher die Regulierungfreude des Bundesministerium.
Das war ja nur ein beliebig gegriffenes Beispiel. Es ging sicherlich nicht speziell um diese Op. Ab und zu sind besonders deutliche Beispiele nützlich, um etwas zu verdeutlichen.
Das meinte ich ja. Darmtransplantion ist kein beliebiges Beispiel. Dies als Beispiel zu verwenden zeigt eher, das man sich nicht ausreichend mit den Konsequenzen der Krankenhausreform beschäftigt hat.
Die Einteilung der Krankenhäuser in Leistungsgruppen kann je nach Ergebnis, ein massiver Eingriff in die Struktur des Hauses bedeuten. Wenn Eingriffe, die aktuell zum Leistungskatalog der Fachabteilungen gehören und für die es natürlich auch jetzt schon Qualitätsvorgaben gibt, in der Klinik nicht mehr durchgeführt werden können, nicht weil die spezialisierten Fachärzte diese Eingriffe nicht können, sondern weil das Krankenhaus diese Behandlung von den GKV nicht mehr vergütet bekommt, verliert das Haus diese Ärzte, kann keine Assistenzärzte gewinnen… s.o.
Diese Probleme können einfach nicht durch ein Kolibri wie Darmtransplantationen verdeutlicht werden, das hat einfach nichts mit dem Alltag zu tun…
Der Status Quo kann nicht beibehalten werden. Eine Reform ist doch notwendig. So konnte es nicht weitergehen.
Aber dazu wäre die Diskussion in einem andern Krankenhaus-Thread zu führen.
Welche Kriterien möchtest denn du? Als Vater eines Kinds mit seltenem Geburtsfehler habe ich ziemlich schnell herausgefunden, dass die Prognose maßgeblich von der Erfahrung des Klinikums in dem Operiert wird abhängt. Während manche bis zu 10 Operationen pro Jahr durchführen sind es bei anderen nur eine Operation überhaupt.
Im Sinne einer optimalen Versorgung wäre es sehr zu begrüßen, dass Kliniken die einen solch komplexen Eingriff (OP der Speiseröhre am Tag nach der Geburt) nicht regelmäßig machen dies auch nicht abrechnen dürfen um zu vermeiden, dass finanzielle Aspekte oder Selbstüberschätzung zu Lasten eines Patienten gehen.
Welches Krankenhaus, welcher Krankenhausarzt hat dieses Maß an Selbstüberschätzung, eine Ösophagusatresie eines Neugeborenen ohne Erfahrung operieren zu wollen… um so einen Fall scheint mir die Krankenhausreform ebenfalls etwas überambitioniert.
Eher geht es um Darmoperationen, endoskopische Eingriffe, Versorgung von Komplikationen, Endoprothesen, Prothesenwechsel, Herzschrittmacher - tägliche Eingriffe, die entweder nur noch in Zentren durchgeführt werden können oder wie bisher, durch Fachärzte, die eine entsprechende Erfahrung, eine entsprechende Qualifikation nachweisen mussten und müssen.
Es ist laut KEKS wohl tatsächlich so, dass der Anteil der Operationen von Kliniken die so eine Operation nur einmalig ausführen in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen ist.
Das dürfte für andere seltene Operationen dann mutmaßlich nicht so viel anders aussehen.
Deine Hypothese ist also, dass es überhaupt kein Qualitätsproblem in deutschen Krankenhäusern gibt? Da sagt die wissenschaftliche Aufarbeitung aber etwas anderes. Nur weil jemand irgendwann einmal eine gewisse Facharztqualifikation erworben hat, arbeitet er noch lange nicht mit hoher Qualität und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Auch bei „Alltagsoperationen“ kann das sehr relevant für die Versorgungsqualität sein.
Da sprichst du gleichwohl wichtige Punkte an, die in der Krankenhausreform tatsächlich eher weniger mit gedacht werden. Insbesondere zur ärztlichen Weiterbildung gibt es umfangreiche Stellungnahmen der Bundesärztekammer, die wenig Berücksichtigung im letztlich verabschiedeten Gesetzesentwurf fanden. Das ist natürlich ein großes Problem! Die Krankenhausreform hat so auch für die Beschäftigen einen großen Einfluss in ihrer individuellen Lebensplanung.
Hallo Philipp und Ulf, ich schätze Euren Podcast sehr und höre ihn seit Jahren regelmäßig. Bei einem Thema seid Ihr offenbar wenig drin, nämlich allem, was mit Medizin zu tun hat. … In einer vergangenen Folge ging es mal um einen neurochirurgischen Eingriff, in der aktuellen um „Darmtransplantationen“ als Beispiel für einen Eingriff, der an einem zertfizierten Zentrum durchgeführt werden soll. Vermutlich meintet Ihr Darm(teil)entfernung. Denn Darmtransplantationen wurden laut organspende-info.de in 2022 genau zwei Mal (!) in Deutschland durchgeführt. Zweites Beispiel: ambulante Operationen und örtliche Narkose sind zwei Paar Schuhe. Bestimmte OPs lassen sich bei bestimmten Patientengruppen als ambulanter Eingriff durchführen. Punkt. Die Art der Narkose ist dabei nicht entscheidend für die Frage ob es ambulant geht oder nicht.
Fragt einfach nach, wenn Ihr nicht bescheid wisst. Herzliche Grüße!
Als medizinischer Laie der dennoch weiß, dass Darmtransplantationen äußerst selten sind (musste Googlen weil ich nicht wusste ob es die überhaupt gibt) habe ich das eher so wahrgenommen, dass man absichtlich einen solch seltenen Eingriff als Beispiel genommen hat um eben inhaltlich nicht auf Details festgenagelt zu werden.
Ob das natürlich der tatsächliche Hintergrund des Beispiels war oder doch Unwissen können nur die beiden selbst beurteilen, aber zumindest die Möglichkeit, dass absichtlich ein nicht alltägliches Beispiel genutzt wurde sollte man in Betracht ziehen.
Hallo,…
zusammengefasst ist meine Kritik, dass das Thema ungewöhnlich oberflächlich abgehandelt wurde ohne auf wichtige Kritikpunkte einzugehen- die Krankenhausgesellschaft wird einfach als Lobbyverein abgetan, Player wie Marburger Bund oder Fachgesellschaften wie die DGHO werden gar nicht erwähnt- und die vielen Implikationen, die der Wegfall eines Arbeitgebers und Ausbildubgsbetriebs (übrigens nicht nur für Pflege oder ärztliche Weiterbildung) für ländliche Regionen bedeutet, überhaupt keine Rolle spielt. Mir scheint da auch zu sehr aus der privilegierten Position von Selbstständigen, die ihre Arbeitszeit frei einteilen können, keine Angehörigen zu pflegen haben und ohnehin nicht weit zur nächsten Klinik haben und ohnehin ein eigenes Auto haben und somit nicht auf Öffis angewiesen sind gedacht zu werden. Vielleicht ist die beste Versorgung in einem großen Zentrum mit viel Erfahrung zu bekommen ( das anzunehmen ist auch für mich naheliegend, die Datenlage um das zu beweisen ist aber glaube ich wenig umfangreich), für die meisten Belange reicht aber eine qualitativ ausreichend gute Behandlung, sodass ich das kein gutes Argument finde für die Zentrierung von Kapazitäten.
Alle Kritker halten eine Reform für nötig und unterstützen die sinnvollen Ansätze. Ich wäre sehr an einer informierten Einschätzung durch Philipp und Ulf interessiert gewesen, hatte aber bisher nicht den Eindruck, dass eine solche vorliegt.