LdN 382 Rente mit 63

Was ist deiner Meinung nach denn eine gute Alternative? Wenn man es nur auf Grundlage der Höhe macht, ist es proportionale Bezuschussung. Beim Corona-Bonus hat man auch jedem 300€ gegeben und nicht jedem 30% Zuschlag. Wenn Versicherungsjahre nimmt, ist es ein absoluter Zuschlag pro Versicherungsjahr.

Siehe dieser Post für eine Begründung.

Das gleiche gilt für die aktuelle Rente mit 63. Da enablen diese Jahre mit geringer Einzahlung, dass alle Einzahlungen proportional bezuschusst werden. Um dem Punkt mit sehr geringen Rentenbeiträgen entgegenzuwirken, könnte man es wie bei den Grundrentenzeiten machen, wo es erst ab 0,3 Entgeltpunkten angerechnet wird.

Ja, das war eine überproportionale Bezuschussung kleinerer Einkommen, das kann man damit begründen, dass die Inflation kleine Einkommen überproportinal belastet hat. Aber was hat das mit der Rente zu tun? Warum habe ich einen anderen Anspruch, wenn ich 15 Jahre Vollzeit arbeite als jemand der 45 Jahre eine Drittelstelle hat? Das konntest du auch mit dem Inflationsausgleich nicht begründen. Die Rentenversicherung hat auch keinen Vorteil durch eine lange Einzahlungsdauer, es zählt alleine die Höhe der Einnahmen. Durch das System der Rentenpunkte muss auch der Zeitwert der Einzahlungen nicht berücksichtigt werden.

Ich sehe aktuell wirklich das Problem, dass die Anreize zu arbeiten zu gering werden könnten, wenn an allen Ecken und Enden überdurchschnittliche Einkommen überproportional zur Kasse gebeten werden.

Dank der Einkommenssteuerprogression zahle ich überproportional Steuern, in der Krankenkasse zahle ich den Höchsbetrag und bekomme die gleichen Leistungen wie jemand, der nicht oder nur sehr wenig einzahlt. Ich bezahle den Höchstbeitrag für die Krippe (6.000€ im Jahr), bekomme die gleichen Betreuungsbedingungen wie jemand, der seine Kinder kostenlos betreuen lassen kann.

Mit den meisten Maßnahmen bin ich ja auch total einverstanden. Ich habe aber etwas dagegen, wenn auch noch mit der Rentenversicherung Sozialpolitik betrieben werden soll, dafür gibt es bereits andere Einrichtungen. Für die Politk ist es natürlich attraktiv, der Rentenversicherung weitere Aufgaben zu übertragen und die Beitragszahlenden finanziell zu belasten, weil sie dafür kein Geld finden müssen. Klar gibt es den Bundeszuschuss, aber wie wir aktuell sehen, ist der Verhandlungsmasse. Und der normale Wähler blickt sowieso nicht mehr durch. Auch, dass es große Gruppen gibt, die nicht in die Rentenversicherung einzahlen scheint nicht allgemein bekannt zu sein, sondern man kennt halt nur die gesetzliche Rente - das geht auch hier im Forum regelmäßig unter. Jede Bevorzugung kleinerer Rentenansprüche muss ich letztlich privat kompensieren.

Gleichzeitig sehe ich im Bekanntenkreis, wie Gutverdienende und Vermögende reihenweise die Rente mit 45 Beitragsjahren in Anspruch nehmen und zwischen Kreuzfahrten, City-Trips und Strandurlaub kaum noch Zeit finden. Das widerspricht meinem Gerechtigkeitsempfinden, da dieser Zuschuss natürlich die Rentenkasse belastet. Ich gönne jedem eine vernünftige Rente, mit der er oder sie ein vernünftiges Leben leisten kann. Aber es muss alles finanziert werden.

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Ja, die Idee mit den 3 zusätzlichen Rentenpunkten nach 45 Jahren finde ich auch in Ordnung.

Ich denke darum geht es ja.

Darauf wird es vermutlich hinauslaufen. Natürlich wird das ganze dann nur von den „starken Schultern“ getragen. Also allen, die mehr als 50k Brutto im Jahr verdienen. Bei den richtig reichen Menschen wird schon nichts passieren.

So pauschal würde ich dem nicht zustimmen, weil die Wertentwicklung möglicherweise als zu gering eingeschätzt werden kann.

Das Anreizproblem ist am größten im geringen Einkommensbereich, weil man kaum bessere Leistungen als die Grundsicherung bekommt. Im aktuellen System gibt es eine proportionale Bezuschussung im Rentensystem (wovon hohe Renten am stärksten profitieren). Zusätzlich gibt es den Effekt, dass Lebenerwartung mit Einkommen korreliert, daher profitieren überdurchschnittlich hohe Einkommen zusätzlich überproportional.

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Dafür haben wir ja die Beitragsbemessungsgrenze.

Die liegt bei 90.600 brutto im Jahr.

Das gilt aber nur für die Rentenversicherung. Mein Beitrag bezog sich auf die generelle Abgabensituation. Bei den Rentenansprüchen sehe ich es aber auch so, dass Rentenansprüche nicht 1:1 mit dem Bürgergeld verrechnet werden dürfen. Wer eingezahlt hat, sollte mehr bekommen, als jemand der nicht eingezahlt hat.

Der eine Punkt ist, dass der Staat für die Grundsicherung aufkommen muss. Das gilt genauso für den Obdachlosen im Alter, der immer nur Gelegenheitsjob hatte, wie auch den selbständigen Berater, der nie wo eingezahlt, aber immer über seine Verhältnisse gelebt hat.
Die zweite Frage ist, wie viel mehr.
Soll wirklich der, der immer über oder an der Beitragsbemessungsgrenze verdient hat, das vierfache bekommen von dem, der immer Mindestlohn verdient hat? Man muss ja auch sehen, dass der mit Mindestlohn nie ernsthaft sich einen Kapitalstock aufbauen konnte.
Außerdem käme doch keiner auf die Idee, jetzt eine bessere Krankenversorgung oder ein Einzelzimmer im Altenheim zu fordern, nur weil er mehr Beitrag geleistet hat als sein Nachbar oder seine Ehefrau.

Zu diesen Zweck würde ja die Grundrente eingeführt.

Mit der neuen Grundrente ergeben sich auf Basis der Werte für Juli 2024 nach 45 Jahren Arbeit in Vollzeit, zum gültigen gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro, rund 1.129 Euro Rente (nach Sozialbeiträgen). Ohne die vorgesehene Grundrente wären es nur 884 Euro.

Die Höchstrente (90 Rentenpunkte, 45 Jahre oberhalb der derzeitig ca. 90.000 Euro Bruttoverdienst) liegt derzeit bei 3538,30 Euro.

Ich finde jedoch, wie oben beschrieben, ein „Rentenhinzuverdienstmodell“, dass Renten nicht 100% auf die Grundsicherung abrechnet, sinnvoller.

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Könntest du dazu einen etwas konkreteren Vorschlag machen, also zum Beispiel eine ungefähre monatliche Rente in Abhängigkeit der Entgeltpunkte angeben? Insbesondere ist relevant, wie viel man pro Entgeltpunkt im Vergleich zum Status quo mehr an Rente bekommt. Es macht einen sehr großen Unterschied, ob das 10€ monatliche Rente oder 30€ sind und „Hinzuverdienstmodell“ kann beides heißen.

Ja, er hat ja auch entsprechend mehr eingezahlt! Wie gesagt, in meinen Augen sollte die Rentenversicherung nicht (noch mehr als sowieso schon) zur Umverteilung genutzt werden. Dafür gibt es Steuern und die sozialen Sicherungssysteme, mit denen das fairer und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erfolgen kann.

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Würdest du in diesem Gedankenexperiment dann auch 2.400 € als Antwort wählen?

Proportionalität impliziert meiner Meinung nach nicht „keine oder weniger Umverteilung“.

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Oder die Regierung zahlt Max 100 € Wohngeld, auf das man mit 2000 € Rente keinen Anspruch mehr hat. Kommt je nach Antwort ggf. auf das selbe hinaus, hat dann aber nichts mit der Rente zu tun und auch nichts mit den vergangen Rentenbeiträgen von Max und Erika oder mit den aktuellen Beiträgen derer Kindern und Enkel. Das fände ich logischer

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Das fände ich auch besser, und noch besser wäre es meines Erachtens, wenn man schon bei der Einzahlung in die Rente darauf geachtet hätte, dass es für Max ausreicht.

Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass man einen Mechanismus wählen würde, der auf das selbe wie 2.400€ rausläuft. Und das ist der entscheidende Punkt.

Dein Punkt läuft an meiner Argumentation vollständig vorbei. Ich sage nicht, dass Menschen mit geringem Einkommen oder geringer Rente nicht unterstützt werden sollen. Ich sage aber, dass das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und daher aus Steuermitteln erfolgen muss.

Und es ist nicht egal, wie das finanziert wird, da davon abhängt, ob andere Renten niedriger werden oder ob auch Gruppen einbezogen werden, die nicht in die Rentenversicherung einzahlen. Und wenn ich eine Rente so anhebe, dass sie über dem Bürgergeldniveau ist, dann wird die Rentenkasse belastet, der Staat muss aber kein Bürgeld bezahlen. Das ist unfair gegenüber den anderen Mitgliedern der gesetzlichen Rente.

Wir diskutieren gerade zwei Punkte, die aber zusammenhängen:

  1. Die Rente von Menschen mit geringem Einkommen sollte nicht innerhalb des Rentensystem aufgebessert werden.
  2. Wenn sie doch innerhalb des Rentensystems aufgebessert wird, sollte dies nicht proportional geschehen.

Wenn man 1. einhält, ist 2. nicht mehr relevant, weil die Bedingung nicht erfüllt ist.

Mein Punkt ist, dass wenn wir uns nur an „wer viermal so viel eingzahlt hat, bekommt viermal so viel Rente“ halten, beide Punkte verletzt werden können.

Zum Beispiel passiert im Gedankenexperiment eine Bezuschussung von Max, diese wird in der Beantwortung mit 2.400 € dann zu einer proportionalen Bezuschussung.

In der Realität tritt genau das gleiche Konzept bei den Forderungen nach einer Erhöhung des Rentenniveaus auf 53%, bei der Rente mit „63“, beim Rentenpaket II, und auch schon im Status quo auf.

Meine persönliche Meinung ist, dass wir beide Punkte einhalten sollten, und der Zuschuss sollte natürlich aus Steuermitteln finanziert werden.

Dafür sollte man in einem ersten Schritt Proportionalität durch Äquivalenz (jeder bekommt, was er eingezahlt hat) + Zuschuss ersetzen, und das ist im wesentlichen die Basis für meinen grundlegenden Reformvorschlag.

Drum werbe ich der seit zwei Jahrzehnten dafür, die Sozialversicherungen in ein Steuersystem zu überführen.
Das jetzige System wird zwangsläufig nicht in einem fairen System weitergeführt werden können.

Ist die Diskussion hier beendet?

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