LDN 382 - Klinikatlas Pflegepersonalquotient

Hallo zusammen,

beim Hören der letzten Folge ist mir bei den Beispielen für Krankenhäuser im Klinikatlas eine Unstimmigkeit aufgefallen, die glaube ich auf einer fragwürdigen Design-Entscheidung des KA beruht.

Wenn der Pflegepersonalquotient möglichst klein ist (also wenige Patient*innen pro Pflegekraft - positiv), dann wird er mit „unterdurchschnittlich“ angegeben und der Pfeil zeigt auf rot. Dadurch hattet ihr das in der Folge als negativ interpretiert.

Der KA schreibt auch noch, dass der Wert besser ist wenn er niedriger ist, aber durch das Design erschließt sich das nicht intuitiv.

Oder habe ich da etwas übersehen?

Danke!
Heureka

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Mich hat das Design auch verwirrt.

Ich würde das als Signal werten, dass die Ersteller auch wissen dass das noch besser geht =)

Zur Erklärung: Der Pflegepersonalquotient stellt dar wieviele Patienten eine Pflegekraft versorgen muss. Um die Vergleichbarkeit zu verbessern werden die Fallzahlen mit dem Schweregrad (pflegerischen Aufwand) korrigiert. Damit bedeutet ein niedriger Wert eine überdurchschnittliche Bereitstellung von Pflege am Bett und ein hoher Wert ist Hinweis auf eine schlechtere Personalausstattung. Ein Wert von 50 entspricht dem Durchschnitt.

Dieser Sachverhalt wird in der Tachofunktion sinnvoll dargestellt.

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Der Pflegepersonalquotient gibt vor, das zu tun. Tatsächlich tut er es aber nur sehr eingschränkt, und deswegen halte ich die aktuelle „Bewertung“ von Kliniken einzig basierend auf Fallzahl und Pflegepersonalquotient für weniger als zielführend.

Meine Kritikpunkte am Pflegepersonalquotient im Einzelnen:

  1. Soweit aus den öffentlich zugänglichen Informationen verfügbar wird beim Pflegepersonalquotient nicht die Verweildauer des einzelnen Falles berücksichtigt, es geht nur „Anzahl Pflegepersonal“ und „Schweregewichtete Fallzahl“ mit ein. Die Verweildauer ist in dieser Gleichung aber nicht irrelevant - wenn hier nämlich vorwiegend „kurze“ Fälle behandelt werden, dann steigt die Fallzahl, obwohl die Auslastung der betreibbaren Betten pro Zeiteinheit (beispielsweise eine Woche oder ein Tag) nicht steigt - der Pflegepersonalquotient verschlechtert sich dann aber, weil ja mehr Fälle mit scheinbar weniger Personal erbracht wurden.
  2. In der Anzahl der Pflegekräfte werden nur Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sowie Kindergesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen erfasst. Weitergebildetet Fachpflegekräfte, Operationstechnische Assistenten/Anästhesietechnische Assistenten und auch Altenpflegekräfte gehen nicht in den Quotient mit ein, obwohl sie natürlich ebenfalls immens wichtig für die Patientenversorgung (bzw. die Belastung des Pflegepersonals - habe ich viele OTA’s, so setzte ich weniger Pflegekräfte für die OP-Pflege ein, bei gleichbleibender Pflegekräftezahl sind also dann absolut mehr Pflegekräfte auf den Stationen tätig) sind. Ein Klinikum, das eigentlich eine „gute“ Personalausstattung mit vielen Fachpflegekräften hat, kann dann im Personalquotient paradoxerweise schlecht da stehen.
  3. Bei vielen „Leistungen“ nach OPS ist lange nicht allein die Menge des Pflegepersonals ausschlaggebend, ob die Behandlung erfolgreich verläuft. Am paradoxesten erscheint mir das in der Geburtshilfe - auch hier wird nur der allgemeine Pflegepersonalquotient des Klinikums angegeben, viel wichtiger wäre aber die Anzahl Hebammen in Relation zu den Geburten insgesamt und die Anzahl an Hebammen, die auf der geburtshilflichen Station in der Nachbetreuung tätig sind.

Insgesamt halte ich daher den Pflegepersonalquotient für ein nur sehr eingeschränktes Tool, um die Qualität eines Klinikums zu messen. Klar, mehr Personal ist immer gut, keine Frage! Aber so zu tun, als könne man die Qualität eines Klinikum einzig aus Fallzahl und Pflegepersonalquotient ableiten ist deutlich zu vereinfachend!