LdN 377 - Lisa Paus und die Mitarbeiter

Hallo,

leider waren die Aussagen wieder wenig hilfreich. Nachdem signalisiert wurde, dass 5000 neue MA nicht möglich sind werden Phrasen wie Synergieeffekte und Digitalisierung verwendet. Eher nichtssagend.

Meines Wissens ist aktuell nicht bekannt, wie viele MA es letztendlich werden.

Zusätzlich soll ja von einem Pull- auf ein Push-Verfahren umgestellt werden.

Mir kommt da die Frage, ob mit 25 guten Entwicklern und 10 Wirtschfatsinformatikern, die die Anforderungen übersetzen nicht Zeit und Geld besser investiert ist als von mehreren 1000 Mitarbeitern zu sprechen. Mein Eindruck ist, wenn man das vernünftig digitalisiert, sollte der manuelle Aufeand im Hintergrund doch ziemlich gering sein. Das sollte doch machbar sein.

Wie ust euer Blick darauf? Da Frau Paus anscheinend mit jeder Mitarbeiterzahl zufrieden ist, da sie wohl selber bzw. das Ministerium den wirklichen Bedarf nicht kenn, frag ich mich schon ob die Höhe der Gehaltszahlung wirklich so gerechtfertigt ist. Man könnte das Projekt auch so verankern, dass ein verdammt hoher Automatisierungsgrad erreicht werden muss. Technisch sollte dies doch möglich sein.

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Bezüglich der Automatisierung habe ich mich beim Hören auch durchweg gewundert. Wenn alle Kinder den Grundbetrag bekommen sollen, warum ist dann überhaupt ein Antrag notwendig? Kann das Geld nicht einfach automatisiert allen berechtigten Familien ausgezahlt werden? Gerne noch ein gut aufgemachtes Willkommensschreiben, damit die Leute auch wissen, wo das Geld herkommt.
Und bei dem einkommensabhängigen Bestandteil stelle ich es mir auch eher wie ein Klick zur Zustimmung, des Abrufs von Einkommensdaten vom Finanzamt vor.

Im Vergleich: Netflix bedient mit unter 15.000 MA fast 300.Mio Kunden. Das heißt jeder schafft 20.000 Kunden. Und das bei einer komplexeren Leistung, die mutmaßlich mehr Support erfordert.

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Ich würde in der Tat gerne besser verstehen, was genau die Aufgabe dieser 5000 Mitarbeiter wäre, um zu beurteilen, ob das für 5 Mio Anspruchsberechtigte viel oder wenig ist.
1000 Case pro Mitarbeiter würde bedeuten, dass jeder Mitarbeiter im Schnitt ca. 4-5 Fälle pro Arbeitstag abschließend bearbeiten müsste, um im ersten Jahr alle zu erreichen. Das klingt für mich auf den ersten Blick tatsächlich sehr ineffizient. Mit etwas Digitalisierung sollte es doch möglich sein, dass die meisten Vorgänge mehr oder weniger vollautomatisch ablaufen und die Mitarbeiter ihre Zeit vor allem in die vielleicht 20% der Fälle investieren können, in denen es komplizierte Rückfragen gibt oder wo wirklich Beratung notwendig ist.

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Inhaltlich stimme ich absolut zu. Ein möglichst weit digitalisierter Prozess dürfte nicht so viele MAs brauchen. Die Zahlen klingen für mich nach alten manuellen Prozessen.

Die Kommunikation (5000 stehen lassen, nun korrigieren), die Veränderung der Forderung etc. legen für mich den Schluss nahe, dass es kein richtiges Konzept gibt.
In jedem Unternehmen definiert man messbare Ziele, überlegt sich dann Wege die Ziele zu erreichen und kann dann auf Basis dessen grobe Pläne und Kalkulationen aufstellen. Und diese dann auch kommunizieren. Jede Änderung an dem Umfang, den Zielen und Budget würde maßgeblich den Plan beeinflussen müssen.

Deshalb frage ich mich nun: ist das Ministerium und Frau Paus wirklich so inkonpetent wie es wirkt? Oder lässt das Ministerium bewusst seine Ministerin im Regen stehen?

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Kein guter Vergleich. Netflix Frage am Anfang deine Daten ab und prüft, ob regelmäßig Geld fließt. Ein Algorithmus speichert deine Vorlieben und alles andere läuft zentral auf „einem“ Server.

Jetzt geht es um Kindergrundsicherung von ca. 5 Millionen Kindern. Bei allem hierzu müssen die Eltern und deren Verhältnisse geprüft werden und das mit rechtlichen Hürden, dass ich Daten von Behörde A nicht in Behörde B für Vorhang XY verwenden darf und alles neu erheben muss.

Bei Netflix ist noch nicht mal ein Wechsel der Wohnadresse schwierig, da selbst ein Umzug ins Ausland über die Internetverbindung erkannt und umgesetzt wird (ohne Mitarbeiter).

Und mal schnell ein paar Entwickler zusammentrommeln und schwupps ist eine IT Lösung da - ich sag nur Bezahlkarte oder Kontonummer fürs Klimageld.

Geht es bei den Stellen denn jetzt vorrangig um die Bearbeitung von Anträgen oder um die Hilfe die Leute bekommen müssen um überhaupt korrekte Anträge für entsprechende Leistungen abgeben zu können. Bei letzterem wäre wohl eine Automatisierung nur zur Unterstützung möglich, bei ersterem könnte man natürlich bei einer neuen Leistung auch von beginn an neue Prozesse aufsetzen.

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Das ist für mich die eigentliche völlig unverständliche Kommunikation. Da soll also eine neue Behörde aufgebaut werden mit entsprechenden Management Strukturen und neuen Prozessen die alle erstmal auf Basis der alten, ineffizienten Behördenvorgänge funktionieren sollen.
Und wenn ich Paus Aussage jetzt richtig verstehe, sollen sehr viele dieser Mitarbeiter dann in Zukunft wieder entlassen werden, weil die Prozesse effizienter und besser digitalisiert werden. Mit entsprechender Notwendigkeit der Überarbeitung der personellen Strukturen (die ja immer auch eine Motivation zum Selbsterhalt haben) und der gerade erst neu geschaffenen Prozesse.
Das scheint mir doch völliger Irrsinn. Bei der Digitalisierung dieser Prozesse reden wir doch nicht von High Tech sondern von der Umsetzung des Stand der Technik. Also etwas, das mit entsprechendem Fokus in 2 Jahren erledigt werden kann. Wer bewirbt sich denn auf eine Behördenstelle deren erklärtes Ziel es ist in 2 Jahren obsolet zu werden? Mitsamt aller Aufwände zur Einarbeitung etc.
Für mich gibt es eigentlich nur 2 sinnvolle Wege:

  1. Zuerst die effiziente, digitalisierte Struktur erarbeiten und dann die Behörde aufstellen (bedeutet, dass die Umsetzung der Kindergrundsicherung später kommt).
  2. So starten wie geplant (mit einer entsprechenden ineffizienten Startphase) aber das langfristige Ziel der Behörde auf die intensive Unterstützung von Familien in allen behördlichen Angelegenheiten ausrichten bis hin zu Aspekten der Sozialarbeit. Das müsste natürlich bei der Gestaltung der Abteilungen heute schon mitgedacht werden und würde jedem der 5000 Mitarbeiter eine entsprechende Perspektive geben.
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Oder
3. die Behörde mit den altbekannten, ineffizienten Strukturen aufbauen, darauf hoffen, dass sich in ein paar Jahren eh keiner mehr an die Details erinnert und am Ende das ganze genauso halbherzig digitalisieren, wie andere Behörden auch.

Das ist mMn einer der Kernpunkte, warum Digitalisierung in Deutschland scheitert: Statt die bestehenden Prozesse zu hinterfragen und ihre Ineffizienzen durch eine moderne Nutzung von Technologien zu reduzieren, werden sie (wenn überhaupt) oft ziemlich unverändert im digitalen abgebildet. Das mag besser sein als nichts, aber das eigentliche Potential von Digitalisierung wird dabei absolut nicht ausgeschöpft.

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Falls das Thema in der Lage nochmal aufgenommen wird, würde mich jedenfalls vor allem interessieren, woran man festmacht, ob ein Mitarbeiter für 1000 Anspruchsberechtigte viel oder wenig ist.

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