LdN 375 Wärmepumpe Interview Mario Voigt

Ich glaube, problematisch ist es immer, wenn man aus wahltaktischen oder egoistischen Gründen versucht, Gruppen gegeneinander auszuspielen.
Stadt gegen Land, Bürgergeldempfänger gegen Arbeiter, Mieter gegen Eigenheimbesitzer.
Da schließt man schnell von seiner individuellen Situation auf alle anderen und gibt vermeintlich allgemeingültige Lösungen vor, die aber nicht für alle gleichermaßen funktionieren, oder sucht einen Schuldigen, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.

Wir haben eine riesige Zahl an Lebenssituationen in diesem Land, die sich teils fundamental unterscheiden. Sei es von regionalen Gegebenheiten, der persönlichen Situation und Leistungsfähigkeit oder auch (Thema Freiheit!) von den jeweiligen Präferenzen oder Interessen.

Daher find ich immer schwierig, wenn auf Allgemeingültigkeit Lösungen bestanden wird (Wärmepumpe/E-Auto/ÖPNV/Eigenheim/rosa Socken …you name it… passt jetzt für alle).

Ich denke wir müssen mehr über diese Gegebenheiten reden und genau anschauen, bevor wir pauschale Lösungen propagieren.

Sonst schwingen wir immer zwischen Unterstellungen und Pseudo-Antworten.

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Wenn die jede exotische Lebenssituation dafür herhalten soll die 90% der Standard Lösungen zu diskutieren, dann halte ich es für schwierig.
Meine Lesart wäre eher, es gibt einen Standard und wer davon abweicht, der muss das für sich selbst bewerten und entscheiden.
Aber das ändert 0 an der Gültigkeit des Standards.

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Der deutsche Strommix lag 2019 laut Bundesumweltamt im Jahr 2019 bei 411 Gramm CO2 Emissionen pro Kilowattstunde g/KWh im Jahr 2011 übrigens bei 569 [1,2].
Die restlichen Zahlen über Tonnen Kohlendioxidemissionsäquivalenten pro Megawattstunde stammen aus dem Jahr 2022, verfasst vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle [3]

Quelle:
[1] Bilanz 2019: CO2-Emissionen pro Kilowattstunde Strom sinken weiter | Umweltbundesamt

[2] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-04-01_climate-change_13-2020_strommix_2020_fin.pdf

[3] https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/eew_infoblatt_co2_faktoren_2024.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Aber dann ist ja die Frage, was wir politisch daraus machen. Schreiben wir die Lösung für 90% ordnungsrechtlich vor und die verbleibenden 10% haben Pech? Oder schaffen wir Rahmenbedingungen, in denen sich - wenn richtig gesetzt - ohnehin die 90% durchsetzen und die 10% sich andere Lösungen suchen können? Und wenn dann am Ende 2% nicht wirtschaftlich umgestellt werden können, dann hat man ja immer noch 98% erreicht und gleicht da eben mit CCS in anderen Bereichen aus.

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Das GEG ist komplett Technologie offen.
Ist ein gesellschaftlicher Kompromiss

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Vielleicht bleiben wir bei der Ausgangsfrage, ob Ulf sagen durfte, dass eine WP „die Lösung“ ist. Aus meiner Sicht ganz klar ja.

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Ok, sorry, diese Ausgangslage hab ich wohl überlesen.

Zum Thema WP kann ich als Mieter nichts beitragen.

Du vergleichst hier die Emissionen einer kWh elektrisch (411g CO2) mit den Emissionen pro kWh thermisch für Erdgas und Co. Mal abgesehen davon, dass wir mit CO2 Äquivalenten rechnen sollten (um z.B. Erdgas-Leckagen und co. zu berücksichtigen) ist der einzig faire Vergleich der zwischen CO2 Emissionen pro kWh thermisch der Wärmepumpe und CO2 Emissionen pro kWh thermisch von Erdgas und Co. Und dann zeigt sich eben - wie @LeoWom sagt - dass die Wärmepumpe 3-4 kWh Wärme pro kWh Strom erzeugt und daher eher so bei 100-130 g CO2 pro kWh thermisch liegt.

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Zum Beispiel Fernwärme aus vor Ort ansässiger Industrie. Nur als ein Beispiel. Klar geht das nicht überall aber es gibt Orte wo das möglich ist. Viele Sätz mit immer/nur/die einzige sind halt Blödsinn. Egal von welcher Seite.

Es wird ein paar wenige, eher sehr wenige Anwendungsfälle geben. Bevor wir uns über die Anzahl der Promille streiten: Ab Juli müssen alle Potentiale im Abwärmeportal eingetragen sein. Dann kennen wir schon mal was theoretische Chancen hat.

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Der Punkt war die Aussage „Die Einzige“ und nein ist es nicht. Damit macht man sich leicht angreifbar da muss man in Diskussionen drauf achten. Allgemein fand ich das Interview nicht sehr gut. Die Aussagen von Herr Voigt wurden meiner Meinung nach nicht stark genug angegangen und aufgeklärt. Wenn man das nicht leisten kann, was fast unmöglich ist in der Form wie das Interview gelaufen ist, sollte man es vielleicht besser lassen. Lieber das Risiko eingehen das der Gesprächspartner abbricht als sich auf Redespielchen, Falschaussagen und Aussweichende/lange Redetirsden ohne Aussage einzulassen.

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Private Haushalte benötigten 2022 678 TWh Energie[1]. Raumwärme macht davon einen Anteil von 67% aus, also ca. 450 TWh.

Eine Studie der Uni Köln kommt zum Ergebnis, dass allein im Bundesland NRW ein theoretisches Potenzial zur Nutzung von industrieller Abwärme von 96 TWh/a hat.[2]

Selbst wenn es nur 50 TWh/a wären, wäre das ein beachtlicher Effekt. An einen Promille-Anteil glaube ich persönlich nicht. Dafür habe ich beruflich zu viele kleine und mittlere Chemieunternehmen erleben dürfen, die ihre Prozesswärme in nahe gelegene Flüsse oder über große Abkühlbecken in die Umgebung abgeführt haben, da Stadtwerken der Anschluss ans kommunale Wärmenetz zu teuer erschien.

1 Energieverbrauch privater Haushalte | Umweltbundesamt
2 https://www.ewi.uni-koeln.de/cms/wp-content/uploads/2024/01/240119_EWI_Integration_Abwaerme.pdf

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Was da in den Fluss geht hat vielleicht 25 Grad. Das kann man nutzen, mit einer WP. Sonst nicht

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Vielleicht kannst du die Studie mal verlinken damit man die getroffenen Annahmen etwas besser beurteilen und den Unterschied zwischen theoretischem und praktischem Potential besser einschätzen kann.
Das Problem mit der Fernwärme ist eben dass eine ganze Menge Faktoren zusammen kommen müssen, damit sich die Nutzung sowohl energetisch als auch wirtschaftlich lohnt. Verteilungswege müssen kurz sein, die Anzahl der Abnehmer hoch. Damit kommen vor allem Regionen in Frage, wo Industrie und dichte Besiedlung nah beieinander anzutreffen sind. Allein die Leitungsverluste liegen im Bereich von 10-30%. Damit muss die Wärmequelle schon eine ordentliche Temperatur haben, damit sich der Aufwand lohnt. Sowohl die Abnehmer als auch die Quelle müssen langfristig an dem Geschäft interessiert sein. Das ist vor dem Hintergrund der Energiewende besonders interessant. Denn viele Abwärmequellen könnten nach dem Dekarbonisierungsprozess gar nicht oder nur noch bei geringerer Temperatur zur Verfügung stehen. Selbst bei Prozessen wo signifikante Abwärme bei hoher Temperatur unvermeidbar ist, dürften die Zwänge der Energiewende dazu führen, dass jeder Prozess-Verantwortliche daran interessiert die Abwärme-Temperatur zwecks energetischer Optimierung möglichst abzusenken.
Gar nicht so einfach also eine langfristig verlässliche Quelle zu finden und dafür die langfristig verlässlichen Abnehmer. Der Business Case ist ein bisschen besser, wenn das Leitungsnetz schon steht. Aber ob man z.B. für das Fernwärmenetz eines alten Kohlekraftwerks unbedingt eine Ersatz-Wärmequelle in der Nähe findet ist auch nicht garantiert.

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Im Endeffekt geht es nicht um die Diskussion wieviel Prozent Fernwärme möglich ist. Es war nur ein Beispiel dafür das es nicht IMMER eine Wärmepumpe sein muss und das eine solche Formulierung einfach Futter für Leute ist die das ganze allgemein schlecht reden wollen. Man muss bei Diskussion mit denen auf sowas achten sonst macht man es Ihnen sehr leicht. Vielleicht wäre eine Debatierlehrgabg für so etwas wirklich hilfreich, weil da lernt man so etwas bestimmt.

Sorry, ich hatte anscheinend den Link vergessen. Ich habe ihn oben hinzugefügt.

Die 25 °C hat das Wasser wenn es in den Fluss geht, das stimmt. Davor kühlt es je nach Prozessführung aber auch einige Zeit in Abkühlbecken ab. Oder es wird mehr Wasser aus dem Fluss entnommen als nötig wäre, damit man eben nur Wasser bei 25 °C einleiten muss, obwohl man auch mit 1/3 weniger Wasser bei 40 °C klarkommen könnte.

Natürlich benötigt es zum Heben des Potenzials dann trotzdem noch eine Wärmepumpe. Aber das ist doch egal. Jede kWh Energie, die ich sinnvoller nutzen kann als sie in die Umwelt zu entlassen, ist doch wertvoll. Klar, das muss wirtschaftlich bleiben. Aber gerade ein NRW hat mit seinen großen Ballungszentren und der verbreiteten Chemie- und Stahlindustrie gute Voraussetzungen für eine Abwärmenutzung.

Gelten diese Zahlen nicht für die üblicherweise 70 °C-130 °C heißen Fernwärmesysteme? Das könnte man mit Niedrigtemperatur-Fernwärme umgehen, die dann von einer Quartierswärmepumpe auf die Zieltemperatur gebracht wird.

Kommt das nicht darauf an wie ich dem Prozessverantwortlichen die Fernwärme vergüte? Klar wenn ich die Wärme nur geschenkt nehme, lohnt sich das für den nicht. Gebe ich ihm hingegen eine marktübliche Vergütung, kann das ein besseres Businessmodell darstellen als die Steigerung der eigenen Wärmeeffizienz. Zumal auch die in manchen Prozessen begrenzt ist. Ist die Reaktionsführung überwiegend exotherm oder muss ich Edukte oxidieren, um das passende Zwischenprodukt herzustellen, entsteht oft viel Überschusswärme, die ich nicht immer in meinem üblichen Betrieb unterbringen kann.

Ist auch egal. Ich denke nur, dass das Potenzial zur Nutzung von Industrieabwärme größer ist als es @LeoWom vermutet. Und ich kenne auch einen Betrieb, der das bereits betreibt.

Um mehr geht es mir auch nicht. Unabhängig davon wird es natürlich nur ein Puzzlestein im Wärmemix sein, worin die heimische Wärmepumpe sicher im Mittelpunkt stehen wird.

Richtig

Das mag sein. Was ist viel, was wenig?
Arbeite auf dem Gebiet WRG schon lange. Ist ein hartes Brot.

Da liegt der Hund begraben.

Theoretisch richtig. In der Praxis heute eher schwierig, alleine weil übliche Herangehensweisen geändert werden müssen.
Habe mal versucht KW von 40 auf 65 Grad zu bringen. Gekühlt wird ein Schmelzprozess von 1300 Grad. Sollte also kein Problem sein. Am Ende haben wir es tatsächlich umgebaut. Die Betreiber haben aber nach ein paar Monaten „bewiesen“, dass es hohe Kosten verursacht. Ist natürlich ein besonderer Fall, befürchte aber am Ende doch typisch

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Ich habe das mit der Industriellen Abwärme jetzt nur quergelesen, also vielleicht wiederhole ich nur etwas, aber gerade wenn es nicht um große Fernwärmenetze geht sondern um Nahwärme, dann können selbst relativ kleine Betriebe mit Zerspanender Fertigung schon recht viel Abwärme erzeugen. So kenne ich einen Betrieb der in seinen modernen Hallen selbst im Winter nicht heizen muss weil die Abwärme der Maschinen ausreichend ist. Die Abwärme des großen Kompressors muss er nach außen Abführen, weil er sonst ganzjährig klimatisieren müsste. Der Raum wo der Kompressor steht ist trotz dieser Belüftung die reinste Sauna. Ich kann mir gut vorstellen, dass man diese Wärme gut nutzen könnte um mit effizienten Wärmepumpen einige Häuser in der Nachbarschaft heizen zu können.

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Ein Niedrigtemperatur-Fernwärmenetz mit Wärmepumpe im Zielgebäude zum weiteren Anheben der Temperatur ist eine legitime Lösung - und viel effizienter als eine Luft-WP oder Erdwärme-WP.

(Als Erdwärme-Nutzer kriege ich hier aus der Tiefenbohrung 8° Umweltwärme.)

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Energetisch effizienter vielleicht. Aber auch wirtschaftlicher? Wenn ich ohnehin eine Wärmepumpe im Gebäude habe, lohnt dann finanziell wirklich noch zusätzlich der Fernwärmebezug? Und darum geht es ja am Ende. Es gibt eine Menge Dinge die energetisch eine super Idee sind, aber es muss halt auch robust, langfristig verlässlich und wirtschaftlich sein.

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