LdN 375 - Gendern

Die Diskussion zum Thema Genderverbot in Schulen und Verwaltung lässt mich an meiner Heimat zweifeln… Ich lebe und arbeite seit 2021 in Großbritannien und plane eigentlich zum Ende diesen Jahres wieder nach Deutschland zu ziehen. Vorschläge wie das Genderverbot lassen mir alle Haare zu Berge stehen und lassen mich anzweifeln, ob ich nicht doch lieber in der inklusiven, offenen und bunten Kultur Englands bleiben will. Ich bewundere die Offenheit der englischen Kultur und habe noch nirgendwo anders, insbesondere in den jungen Generationen, so viel Mut zum Ausdruck eigener (Gender)-Identität erlebt und die Akzeptanz dieser in der Gesellschaft sollte ein Vorbild sein für Deutschland. Ein Genderverbot ist ein niederschmetternder Vorschlag zum Rückschritt.

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Lustigerweise wird ja gerade im Englischen das Gendern als nicht inklusiv gesehen, die weibliche -ess form wird bis auf wenige Ausnahmen (zb. actress) nicht mehr verwendet.

Das kann man wirklich nicht vergleichen.

Die englische Sprache hat es einfach wesentlich leichter, alleine schon, weil sie nicht diese unsäglichen geschlechterbezogenen Artikel verwendet. Wenn es nicht „der Arzt“ oder „die Ärztin“ ist, sondern in beiden Fällen schlicht „the doctor“, stellt sich die Problematik nicht.

Im englischen entbrennt die Gender-Debatte eher über das Wort „they“, denn dort hat leider auch die englische Sprache noch geschlechterbezogene Pronomen. „The doctor said she will…“ und „The doctor said he will…“ gibt es eben leider einen Geschlechter-Unterschied. Wenn also das Geschlecht des Arztes in diesem Fall nicht bekannt ist, verwenden progressivere Briten und Amerikaner jetzt das „they“, indem sie sagen „The doctor said they will…“ Selbstverständlich gehen Konservative dagegen genau so auf die Barrieren, wie sie hier gehen, wenn man gendert - denn die Konservativen kämpfen dort dann auch für das generische Maskulinum, wollen also aus allem unbekannten etwas männliches machen.

Anders gesagt:
Geschlechtsangepasste Berufsbezeichnungen („in-form“ wie Leherin, Beamtin, Bäckerin, Politikerin) sind in der deutschen Sprache schon sehr, sehr lange üblich, sie haben sich historisch entwickelt, lange bevor das Thema „Gender“ überhaupt diskutiert wurde. In der englischen Sprach hat sich das mit wenigen Ausnahmen (Stewardess, Actress) jedoch nicht so entwickelt, bei den meisten Berufsbezeichnungen gibt es die Form schlicht nicht (es gibt keine Teacheress, Bakeress, Cookress usw.). Das hängt auch damit zusammen, dass es nur einen neutralen Artikel gibt.

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