LdN 370: Positive Sicht auf Migration

Liebe Lage,

ich kam beim Hören des Kapitels aus dem Kopfnicken nicht mehr raus. Ich finde, die Gestaltung von Migration hätte das Potenzial, eine solche Vision zu sein, wie sie Steffen Mau angesprochen hat. Es ist ja ohnehin eins der zentralen Großthemen. Man muss eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung vollziehen, die viel Durchhaltevermögen und Konfliktfähigkeit braucht, aber am Ende profitieren alle: von funktionierenden Dienstleistungen und Industrie, von mehr gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Dynamik, von mehr Vielfalt. Stefan Schulz framet es regelmäßig negativer, aber mit gleichem Inhalt: Teile Deutschlands, v.a. Ostdeutschlands sind ohne Immigration wirtschaftlich und kulturell zum Verfall verdammt.

Ich würde das gern ergänzen um die humanitäre Seite. Nach einer Demo gegen Rechts vor ein paar Wochen hatte ich den Gedanken, dass es der EU nach innen wie außen endlich eine positive Identität gäbe, weltoffen zu sein und Menschen, die Hilfe brauchen, hier eine neue Heimat - sowohl temporär als auch dauerhaft - zu ermöglichen. Die positiven Fernwirkungen auf den europäischen Zusammenhalt und Europas Wahrnehmung in anderen Staaten (derzeit sehen viele bei der EU Doppelstandards, auch mit Verweis auf die Festung Europa) könnten riesig sein. So wie es die USA einmal - unter sehr anderen Vorzeichen und unvollkommen, da auf rassistische Weise - taten: Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free!

Es ist so ironisch-traurig, dass man all das gerade in Angela Merkels (CDU) „Wir schaffen das“ lesen kann, während Olaf Scholz (SPD) sich eine glaubwürdige Migrationspolitik mit seinem dem diametral gegenüberstehenden Satz, den ich nicht wiederholen will, selbst verbaut hat. Es bleibt mir auch ein Rätsel, wieso es so vielen Menschen so schwer fällt, sich darauf einzulassen.
Irgendwie schien mir der obige Gedanke zu Europa dann auch zu schön, um wahr zu sein und ihn, wie ursprünglich geplant, hier im Forum zu posten. Aber wir sollten nicht verzagen. Danke für die Behandlung in der LdN370. Vielleicht schaffen wir das ja doch.

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