LdN 369: Wer spaltet unsere Gesellschaft?

Ich habe heute mit Interesse das Interview mit dem Soziologen Steffen Mau verfolgt und konnte alle seine Einschätzungen gut nachvollziehen. Aber ein Aspekt bei diesem Thema hat mir völlig gefehlt:
Die Rolle der Medien als Polarisierungsunternehmen.
Schon seit Jahren beobachte ich in den klassischen Medien wie Zeitungen (regional wie auch überregional) und Fernsehen (vor allem Politiksendungen und Talkshows) eine Art von Erregungsjournalismus, der dazu verleitet, politische Themen auf die Ebene von emotionaler Aufregung über Personen zu heben anstatt über die inhaltlichen Aspekte aufzuklären. Als ein Beispiel unter vielen möchte ich hier die vor Kurzem ausgestrahlte Talkshow von Caren Miosga mit Robert Habeck nennen. Sie befragte ihn zu Beginn ständig und penetrant, warum er mit seinen Vorschlägen zur Wirtschaftsförderung nicht erst mit Christian Lindner gesprochen hat. Keine einzige Frage zu den Inhalten der Vorschläge der beiden Mitglieder der Ampel. Auch im weiteren Verlauf ging es nicht um inhaltliche Fragen, sondern immer nur darum, diese Regierung als streitend darzustellen, was der Öffentlichkeit fast überall nur als negativ verkauft wird. Gleichzeitig wird damit - auch ungesagt - impliziert, dass es in der Politik doch einfache und unstreitbare Lösungen geben müsste. Kein Wunder, wenn so auch immer mehr Menschen mit den Propagandisten solch einfacher Lösungen sympathisieren.
Wo bleibt das Plädoyer der Journalisten dafür, dass es in einer Demokratie unverzichtbar ist, über politisches Handeln zu streiten? Das von mir dargestellte Beispiel kennzeichnet mittlerweile sehr viele journalistische Beiträge, in Fernsehinterviews mit Politikern, in plakativen Überschriften vieler Zeitungen, in Kommentaren vieler Politredakteure. Es wundert mich nur, dass diese Tendenzen in den Medien immer nur den digitalen Medien zugewiesen werden. Sobald jedoch die klassischen Medien kritisiert werden (siehe Precht/Melzer: „Die vierte Gewalt“), reagieren Vertreter dieser Medien ganz empfindlich und weisen alle Kritik ab.
Um nun den Bogen zum LdN - Interview mit Steffen Mau zu spannen: ich halte viele Beiträge in den Medien (nicht in allen) als Beiträge zur Polarisierung bzw. zum Mißtrauen in die Demokratie.
Und zu guter Letzt möchte ich die LdN von meiner Kritik ausnehmen und als positives Beispiel für guten Journalismus nennen.

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Absolut richtig.
Auch inhaltlich befeuern die Medien die Polarisierung, die zum Teil dadurch erst entsteht. Allein schon die Überschriften in den Zeitungen/Zeitschriften, bei denen mit Zuspitzung der Absatz oder Clicks gefördert werden. Oder die Talkshows, bei denen es - an der Besetzung und dem Ablauf erkennbar - nicht wirklich um einen sinnvollen demokratischen Diskurs, sondern um Quote geht.

Ganz schlimm finde ich die Behandlung des Migrationsthemas in den Medien.

Ich wünschte mir, sie würden sich mal die Vermögensungleichheit als ständiges Thema aussuchen. Aber damit haben sie wohl weniger Erfolg und auch kein Interesse, da sie selbst nicht zu den Armen gehören.

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Wobei man sagen kann, dass Medien seit der Erfindung der Druckkunst (und auch die Vorgänger) schon immer Polarisierungsunternehmen waren.

Es gibt da auch Ideen….

Interessantes Zitat:

„ Die jungen Kolleginnen und Kollegen geben in der Redaktionskonferenz Feedback zu den Social-Media-Kanälen der tagesschau. Eine gute Mischung sei es am Vortag gewesen, doch viele Themen seien negativ. Sie wünschten sich einen positiveren Angang, mehr Ausblick auf Lösungsansätze.“

Weniger negativer Populismus, mehr Lösungen und positive Ansätze

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Deswegen höre ich mittlerweile hauptsächlich Podcasts und zwar solche, bei denen die Moderatorinnen die Gäste aussprechen lassen. Bei den politischen Talkshows, in die ich gelegentlich reinschaue, werden die Gäste ja ständig unterbrochen. Kaum einer kann mal ausreden und einen Gedanken zu Ende führen. Welchem Zweck dient das? Wollen die Moderatorinnen ihre Gäste aus dem Konzept bringen, um dann einen Satz zu erhaschen, der sich als nächste Schlagzeile eignet? Finde das sehr anstrengend, aber das scheint schon eine Technik bei der Moderation zu sein.

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Wozu Ausreden lassen führen kann sieht man aber auch immer mal wieder. Tucker Carlson’s Interview mit Putin ist ein schönes Beispiel. Da darf dann der Politiker die Sendung als legitimiertes (weil unwidersprochenes) Statement nutzen. Klar, das war jetzt extrem und vermutlich ja auch so gewollt, aber es gibt auch in unseren TV Sendungen mal 1:1 Formate (die Sommerinterviews z.B.), wo der Politiker meist ausreden darf. Das Problem dabei ist dann aber, dass man einen solch größeren Block danach auseinander nehmen muss, Einzelaspekte nachfragen, Fakten einstreuen, Alternativen beleuchten etc.

Und da versagen dann leider viele Interviewer. Das ist, so glaube ich, auch sehr schwer, da auf der Gegenseite eben Profis sitzen, die sich sehr genau vorbereiten auf solche Interviews. Eigentlich bräuchte es da immer einen zweiten Kollegen, der einfach nebenbei zu den gesprochen Themen die nötigen Fakten aufbereitet. Oder eine Redaktion, die ja eigentlich wissen müsste, wo ggfs nur populistisches Gedankengut verbreitet wird, das man dann mit einfachen Zahlen widerlegen könnte. Viele der AfD Migrations-Arguenete ließen sich ja leicht mit aktuellen Zahlen widerlegen (wieviele Menschen sind wirklich illegal in Deutschland, was passiert wenn man 10 Millionen ausweisen würde, etc). Leider scheinen dann die Moderatoren einfach schlecht vorbereitet zu sein, oder sie wollen gar keine inhaltliche Diskussion sondern einfach nur Emotionen transportieren (siehe Streit in der Ampel).

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Tatsächlich erscheint es mir so, dass sich die Redaktionen nur mittelmäßig auf die Gäste vorbereiten. Die Fragen sind vorher bekannt und in den meisten Fällen, weiß man doch auch, was der Befragte zunächst Antworten wird. Da wäre es doch leicht, sich vorher mit Fakten auszustatten, die man dann parat hat.
Ich finde die heutigen „Moderatoren“ werden ihrer Rolle nicht gerecht. Das sind im besten Falle Fragesteller (bei Annie Will konnte man das sehr gut beobachten, die war immer im Tagesschau-Modus), die eine Diskussion gar nicht führen können oder auch gar nicht wollen. Sehr gut konnte das m.E. Erich Böhme, dort wurden die Gäste aktiv in eine Diskussion „verwickelt“.

Der Podcast „Wer spaltet unsere Gesellschaft“ war sehr informativ, insbesondere der letzte Teil mit der fehlenden Vision hat mir aus der Seele gesprochen.

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Ich stimme der Analyse zu und möchte noch um eine These erweitern. Die Medien haben und hatten immer eine großer Herausforderung, nämlich komplexe Zusammenhänge einfach wieder zu geben und das auch noch in kurzen, oft sehr kurzen Texten oder Beiträgen.
Speziell durch die Soziale Medien geht die Tendenz zu noch kürzeren Beiträgen und völliger Simplifizierung und es geht weg von den Inhalten und hin zu Personen. (Podcast sind hier Ausnahmen). Dadurch wird natürlich Populismus extrem gefördert.

Die Grünen im Moment im Fadenkreuz der Öffentlichkeit, auch befeuert durch die Medien. SPD und FDP werden nicht dermaßen massiv angefeindet. Warum ist das so?
Meiner Meinung nach, weil die Grünen immer noch probieren Inhalte zu erläutern, auch in der Tiefe. Sie stellen sich z.B. Landwirten auf Demos oder anderen Gruppen. Bis auf Lindner (FDP) habe ich nicht einen anderen Regierungsvertreter wahrgenommen. Die SPD ist völlig abgetaucht.
Das zeigt mir, dass die Bevölkerung dieses bemühen Inhalte zu erläutern nicht mehr honoriert und dieses sogar in Gegenteil umschwenkt.

Zurück zu den Medien. Diese müssten in diesem Moment eigentlich nur noch über Inhalte und Faktenanalyse schreiben und senden. Außer die ÖR sind jedoch alle anderen Medienhäuser selber in einer tiefen Krise und sind auf schnelle Klicks angewiesen, um irgendwie Werbeeinnahmen zu generieren. Klicks bekommt man nur durch extreme Überschriften und Thesen und es muss kurz sein und bitte Personen bezogen. Inhalte, Fakten und Hintergründe interessieren nicht mehr.
Dieser Teufelskreis ist jedoch kaum zu brechen für die privaten Medienhäuser. Aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund haben sich diesem Trend die OR angeschlossen. Im Bericht aus Berlin wird ernsthaft von über die Koalitionsmöglichkeiten zwischen Union und FDP gefragt? What for? Komplett unrealistisch.

Zusammengefasst wollte ich eigentlich sagen, dass die Medien (außer OR) in eine Teufelskreis sitzen und nur auf Klicks gehen, mit fatalen Folgen. Dazu kommt auch, dass mir immer mehr auffällt, dass Bürger*innen kaum noch informiert sind über die Zusammenhänge. Ob das Desinteresse ist oder mit der Aufmerksamkeitsspanne der einzelnen zu tun hat, kann ich nicht beurteilen.

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Ausgerechnet Lindner hat bei seiner Bauerrede extrem gespalten…

Mein erster Impuls während des Hörens des Interviews war auch, dass während des Gesprächs um den sprichwörtlichen unsichtbaren Elefanten herumgeschlichen wurde: die Rolle des Journalismus. Zwei konkrete Punkte:

  1. Die von Mau (meiner Ansicht nach zutreffende) Feststellung der neoliberalen Ideologie beeinflusst natürlich auch die Medienwelt. Nicht nur ökonomischer Druck, auch Selbstbild großer journalistischer Häuser scheint sich gut in diese Normen und Werte einzufügen.
    Der häufige Vorwurf, „Systemmedien“ seien sowieso alle „links-grün versifft“ und liberal (nicht neo-liberal!) ist meiner Ansicht nach nicht richtig. Studien, bspw. aus den USA widerlegen dies explizit:
    https://www.science.org/doi/full/10.1126/sciadv.aay9344
    Ich würde mit Blick auf unsere großen Medien sogar sagen, dass es sogar genau andersherum ist. Strukturell sind deutsche Medien konservativ (siehe bspw. Zusammensetzung des ÖR), durch ökonomische Strukturen neo-liberal eingestellt. Durch rechts-populistischen Druck scheint eher sogar ein übertriebener Kompensationsanspruch zu wirken „bloß nicht links“ zu wirken. Und ich schließe hierbei explizit ohnehin konservative Zeitungen (FAZ, Welt etc.) aus, sondern meine insbesondere Zeit, Süddeutsche, Spiegel etc.
  1. Journalismus, gerade die Tages- und Wochenzeitungen, verwenden zunehmende Meinungen anstelle von Inhalt. Hierzu wieder eine Studie in Form eines Buches:https://sunypress.edu/Books/F/From-News-to-Talk2 (leider auch wieder aus den USA, da die Forschung zum deutschen Journalismus scheinbar nicht prominent genug ist?).

Meinungen sind in der Produktion erheblich billiger als vernünftige Berichterstattung. Gleichzeitig stehen sie in der Darstellung in Apps, Webseiten etc. auf gleicher Ebene mit diesen inhaltlichen Artikeln. Hierbei werden Gastbeiträge von Lobbyisten, ehemaligen Politikern (nun Lobbyisten), meinungsvollen Journalisten und anderen Privatpersonen gepostet und das in zunehmender Häufigkeit und Intensität. Diese haben lautstarke Überschriften (siehe vorherige Kommentare), die keinerlei vernünftige Gegenprüfung überstehen müssen. Solche Artikel werden meist mit einem kleinen Vermerk „Kolumne“ oder „Meinung“ kategorisiert, damit man seine offizielle Transparenzpflicht geleistet hat. Im besten Fall gibt es wenigstens eine Gegenmeinung, die gleichzeitig gepostet wird. Aber leider nur in seltenen Fällen.

In der Diskussion ist nun natürlich auch abzuwägen, dass Medien zwar eine Rolle spielen, worüber Menschen nachdenken, aber eben nicht unmittelbar, was sie denken. Jedoch ist dieser Effekt selbst schon wichtig: https://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.2307/2131346.

Grundlegend würde ich mir von der Lage also erhoffen, dass es mal eine kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Journalismus gibt. Fair, aber ernsthaft.

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Zum Thema Leistungsgesellschaft:
In Michael Sandels Tyranny of Merit wird genau das beschrieben, was im Interview noch einmal als Rückfrage, ich glaube von Ulf, kam: Warum ist es so schwer Themen wie Vermögenssteuer und dergleichen zu emotionalisieren, während es beim Bürgergeld so leicht gelingt?
Mau argumentiert dann einerseits mit der Sichtbarkeit des Reichtums in Deutschland. Der erste Punkt, den er ebenfalls anspricht, ist aber entscheidender: „Leistung erbringen“ ist heute mehr denn je eine Art Selbstzweck geworden und steht in einem Konnex mit „was man verdient hat“. Selbst wenn die Ungleichverteilung prinzipiell für ungerecht gehalten wird, so wird dennoch irgendwo vermutet, dass die vermögenden Menschen ihr Glück auf irgendeine Weise verdienen. Diese Grundauffassung aufzugeben ist deshalb so schwer, weil sie eine wichtige Funktion erfüllt: Man kann daran glauben, sein Leben selbst in der Hand zu haben. Entweder weil man besondere Talente und Fähigkeiten hat, oder weil harte Arbeit die eigene Situation verbessern kann. Beim Thema Bürgergeld wird das sichtbar. Friedrich Merz hat dafür (leider) ein sehr gutes Gespür, oder aber er hat das Prinzip ähnlich internalisiert. „Es kann nicht sein, dass es sich mehr lohnt, nicht zu arbeiten, als zu arbeiten“ oder so ähnlich hat er es formuliert. Dieser Satz wurde mehrfach wiederholt und stellt das Problem sehr gut dar. Es ist heute praktisch unmöglich zu vermitteln, dass es Menschen gibt, die „einfach so“ ein gutes Leben verdient haben. Man muss etwas „leisten“, damit man etwas „verdient“. Weil aber auch die oberen Schichten stets darauf verweisen, wie hart sie arbeiten und wie viele Stunden sie für die Arbeit aufbringen (Elon Musk ist da ein gutes Beispiel), ist die Wut gegen die, die „einfach so“ etwas bekommen, größer.
Legt man jetzt noch die Lektüre von Bullshit Jobs daneben, werden zwei Dinge deutlich. Erstens: Es werden immer mehr sinnfreie Jobs (viel mehr: Beschäftigungen) geschaffen, nur damit Leute durch „harte Arbeit“ ihre Gehälter vor sich selbst und der Gesellschaft rechtfertigen können. Es muss Arbeit geben, damit das Gehalt auch „verdient“ ist (vor allem für Leute mit Uniabschlüssen!). Zweitens wird die Arbeit, die Bürgergeldempfänger*innen ja nicht tun können, durch schikanenhafte Behördengänge substituiert. Sie können nicht arbeiten, aber „einfach so“ dürfen sie ihr Geld trotzdem nicht bekommen. Sie müssen dafür mindestens leiden (so könnte man zynisch sagen), indem sie ständig geprüft werden müssen, sich ständig bewerben müssen und immer wieder nachweisen müssen, dass sie wirklich bedürftig sind. (Letzteres heißt übrigens, dass man nachweist, dass man leben, essen, wohnen möchte).
Ich hatte hier auch noch nen Absatz geschrieben, aber dann wurde es zu lang.
Diese Gedanken sind noch recht frisch bei mir und noch nicht ganz zum Abschluss gedacht.

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Diese These habe ich ebenfalls nun mehrfach gehört und vom Gefühl stimmt das auch. Nur einen Widerspruch gibt es dabei; Kein privates Unternehmen schafft sinn freie Jobs, die nicht direkt oder indirekt zur „Gewinnmaximierung“ beitragen. Jedenfalls nicht im großen Stil oder von langer Dauer.

Es ist, als hätten Sie das Buch gelesen. Dort wird auch mehrfach angeführt, dass dies immer die erste Entgegnung auf diese These ist. Aber das ist gerade eines der Argumente des Buches: Der heutige Kapitalismus tut genau dies, Unternehmen am freien Markt sind eben nicht freier von sinnlosem Papiergeschiebe (was ja vor allem staatlichen Bürokratien vorgeworfen wird), usw.
Man kann daher entweder sagen, der Kapitalismus funktioniert eben nicht auf rein gewinnorientierten Prämissen, oder aber: Wir leben gar nicht in oder in der Form des Kapitalismus, in der wir uns wähnen. Ich kann es wirklich nur empfehlen, da mal reinzugucken. Es liest sich auch gut und recht flott. Ich kann das natürlich auch alles nicht selbst prüfen. Aber spannend ist es allemal.

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War mir vor dem Interview gar nicht so klar, dass der neoliberale Leistungsgedanke so internalisiert ist, insbesondere von den ärmeren Gesellschaftsschichten.

„Die Grünen im Moment im Fadenkreuz der Öffentlichkeit, auch befeuert durch die Medien. SPD und FDP werden nicht dermaßen massiv angefeindet. Warum ist das so?“

Wurde doch ganz plausibel erklärt:
Viele grüne Kernthemen verlangen den Menschen viel ab, etwa Verhaltensänderungen, Verzicht, Teilen usw.

Das kennt Merkel-Scholz-Deutschland so nicht.
Und ein nicht kleiner Teil der Gesellschaft ist bereits entkoppelt und kann mit dem Wandel nicht mehr mithalten, sieht sich (vielleicht zu recht) als Verlierer der Veränderungen, hat Angst.

Die SPD hat überhaupt kein Konzept, das zieht, Zumutungen einfordert, erklärt und gerecht ist, man weiß überhaupt nicht, was Scholz will.
So wird man zwar nicht so angefeindet, aber helfen tut es der alten, immer kleiner werdenden SPD nicht. Genauso die destruktiv-konzeptlose FDP, die von den Leichtmatrosen Lindner, Buschmann & Co gerade komplett marginalisiert wird.

AfD und FDP warten primär auf grüne Themen, die viel Erregungspotential bieten - und nehmen dann eine destruktive Gegenposition ein… obwohl die Gesellschaft prinzipiell verstanden hat, dass ‚Weiter so‘ nicht mehr funktioniert.

Die AfD schafft es, die Agenda zu setzen und besonders viele Emotionen zu erzeugen - insbesondere im Netz und den abgeschirmten Telegram-Blasen. Sie investiert viel in Spaltung der Gesellschaft.

Beim Heizungsgesetz hat’s besonders getriggert (teils noch geboostet vom handwerklichen Unvermögen der Grünen).
Schließlich haben sich die Medien kräftig am Polarisierungsunternehmertum beteiligt.

Es ist an sich wirklich tragisch, denn Habeck ist nun wirklich ein Politiker, der erklären kann und will. Aber da kommt man nicht mehr durch.
Kann allerdings sein, dass er die Fähigkeit der Deutschen, den notwendigen Wandel zu bewerkstelligen, überschätzt hat.

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Es ist ja auch das letzte Angebot, das Ihnen bleibt. Es gibt aktuelle keine politische Strömung oder Partei, die ein echtes Angebot für Arbeitnehmer*Innen macht. Wenn du in der Pflege arbeitest und zu wenig verdienst, gibt es schlicht nur eine Möglichkeit: mach was anderes und verdient mehr (wenn du kannst/willst).
Es ist in der gesamten Politiklandschaft kein Engagement erkennbar, niedere Reallöhne merklich zu erhöhen. Die SPD denkt nur an die noch ärmeren Schichten. Was dumm ist. Kaum jemand bezieht Bürgergeld verglichen mit der Menge an Geringverdienern.

Aufstieg durch Leistung ist zwar fast immer Quatsch, aber mehr ist den Leuten nicht geboten. Gesellschaftliche Spaltung kann man mit Mau sicher Weg definieren, aber solange wirtschaftliche Spaltung so ausgedehnt bleibt, wird die Parteienlandschaft aussehen wie sie aussieht. Und das ist nicht gut, egal wie fröhlich manche Soziologen bleiben

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Die Einkommensungleichheit nimmt durch den Mindestlohn ab (obwohl es noch immer Unternehmen gibt, in denen Führungskräfte mehr als das Hundertfache von anderen Mitarbeitern bekommen).

Viel, viel, viel größer und folgenreicher ist die Vermögensungleichheit. Diese führt auf jeden Fall zur Spaltung.

Du sprichst mir aus der Seele. Es gibt eine gar nicht mal so kleine Gruppe, die ist zu arm um Hilfe zu kriegen und nicht vermögend genug um Subventionen abzugreifen. Die dürfen nur arbeiten und Abgaben und Steuern zahlen. Natürlich frustriert das enorm und erzeugt Wut und führt zu enormer Enttäuschung. Hinzu kommt, dass durch die 5% Hürde ein Zwang da ist weiter die Parteien zu wählen, die durch die Bank weg eine Enttäuschung sind. Wenn man eine Partei wie Volt wählt, ist die deine demokratische Stimme eben wertlos.

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Letzteres ist korrekt, aber Vermögensungleichheit könnte durch Einkommensangleichung verändert werden. Andersherum geht es nicht. Der Mindestlohn ist wichtig, aber er hilft eben nur einem geringen Teil der Arbeitnehmer*innen. Das Gros der arbeitenden Bevölkerung verdient mehr. Medianeinkommen sind 45 T€ pro Jahr brutto. Also 3750€ pro Monat. Entspricht brutto eher 30€ Stundenlohm. Netto sind das ca. 2600€. Davon kann man sicher leben, aber viele fühlen sich damit nicht mehr „gerecht“ entlohnt. Haus kaufen ist unmöglich. Wenn man diesen Leuten mal das Gefühl geben würde, die Politik ist für sie da, könnte eine SPD sicher wieder 25% aufwärts machen. Wenn man (nur) Bürgergeld und Mindestlohn erhöht und sich damit auch noch brüstet, gibt’s halt einstellig und der Rest geht zur AFD. Darf man sich nicht wundern.

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Vermögensungleichheit kann man nicht durch Einkommensveränderung beseitigen.

Soweit ich weiß, hat eine Mindestlohnerhöhung meistens auch Auswirkungen auf niedrige Gehälter.

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