LdN 365 - Brauchen die Demos gegen rechts ein gemeinsames Ziel?

Hallo! Im Podcast sprecht Ihr davon, dass ein gemeinsames Ziel hilfreich wäre, statt nur dagegen zu sein (da hab ich gleich die Uli Stein Figur vor Augen). Ich bin der Meinung, die Debatte führt zu nichts. Wenn „für die Demokratie“ zu abstrakt ist, gibt es m. E. kein gemeinsames, einendes Ziel. Konkreteres würde nur spalten. Ich habe das in Köln erlebt, als Redner von Teilen des Publikums ausgepfiffen wurden, weil denen Formulierungen zu Transpersonen nicht passten. Daher denke ich, das der Versuch sich auf ein einendes Ziel zu einigen eher spaltet als eint. Ich bin gespannt, wie Ihr das seht!

Ich find das auch schwierig… Ich hatte z.B. überlegt, auf die Demo in Aachen zu gehen, aber es hat mich echt abgeschreckt, dass die von der Antifa organisiert wurde und ich mir dann nicht so richtig sicher war, in welche Richtung das dann gehen würde. Von daher glaube ich auch wenn wir große Demos haben wollen, dann reicht „für die Demokratie“ bzw. „für ein AfD-Verbot“ völlig aus. Das muss einzelne Gruppen ja nicht davon abhalten, auch für konkretere Dinge zu demonstrieren.

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Bei Zeit Online gabs dazu einen ganz interessanten Kommentar… Es lohnt sich auch, die Diskussion mitzulesen. Demonstrationen gegen rechts: Ihhh, CSU, argh, die Antifa! | ZEIT ONLINE

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Eine Demonstration ohne Ziel halte ich für nicht zielführend. „Für Demokratie“ ist so allgemein, dass sich tatsächlich viele wiederfinden können. Nur Was heisst das genau? „Gegen Rechts“? Wer definiert „rechts“? Ich befürchte, das diese Verallgemeinerungen nur ein Wohlgefühl ausdrücken, nicht allein zu sein. Das ist nichts schlechtes, aber es führt auch zu nichts. Insofern treffen die Demos schon die Assoziation mit Ulli Steins „Dagegen“.

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Komme gerade von der Demo in Deggendorf, wo jeder fünfte die AFD wählt und die Fraktionsvorsitzende der AFD Bayern herkommt.
Man kann es so sehen, dass hier sich eine Gruppe mit einem großen Dagegenschild und AFD drunter gefunden hat. Aber man kann es auch so sehen, dass sich hier eine Gruppe gefunden hat, die zusammengestanden ist für die Bewahrung von Demokratie und Menschenrechten. Einige Geschichten waren erschütternd, wie sie z.B. der Vorsitzende des NSU-Ausschusses erzählt hat. Es ist mittlerweile kein Kann mehr wenn es darum geht, wie die AFD der Demokratie schaden würde, wenn sie könnte, sondern offen ausgesprochene Wahrheit.
Ich glaube, dass das gegenseitige Versichern der Solidarität viel bewegen kann, vor allem Minderheiten können auf diesen Demos Gesicht zeigen und Anschluss an die Mehrheitsgesellschaft finden. Wichtig ist, dass man dieses Gefühl nun in den Alltag mitnimmt.

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Ich würde mich dem tatsächlich anschließen und war selbst auf mittlerweile 5 Demos. Komme eigentlich eher aus dem linken Spektrum und war doch überrascht von den Demos. Vor allem da sich aus nahe zu allen Milieus und Klassen Leute eingefunden habe, die sonst wahrscheinlich politisch sehr unterschiedliche Positionen vertreten. Eine zu Enge Eingrenzunghalte ich daher eher für kontraproduktiv.

Zumal nahe zu alle Demos haben ja auch ein Motto, so ists ja nicht.

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Ich denke, es gibt ein gemeinsames Ziel: Den Erhalt unserer repräsentativen Demokratie, der Gewaltenteilung, der freien Medien, der Grundrechte.
Sicher gibt es dort verschiedene Gruppierungen, die innerhalb dieser demokratischen Grundordnung sehr unterschiedliche politische Ziele verfolgen. Aber das oben würde ich als den kleinsten gemeinsamen Nenner eines Ziel bezeichnen. Und das ist aus meiner Sicht ein extrem wichtiges.
Ich mag nicht ausschließen, dass es dort Gruppen aus dem linksextremen Spektrum gibt, die auch nicht mit beiden Beinen auf dem Boden der Verfassung stehen. Auf den Demos, auf denen ich war, waren diese aber sehr klar in der Minderheit.
Vor allem habe ich aber ein sehr gemischtes Publikum, insbesondere viele ältere Teilnehmer gesehen, die das oben genannte Ziel eint.

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Ja, das gemeinsame Ziel ist der Erhalt unseres demokratischen Rechtsstaates und des Grundgesetzes. Wenn man so will, unseres Systems.
Und der Vielfalt, Diversität und Heterogenität. Diversität macht eine Gesellschaft stark. Vielfalt heißt, dass es - innerhalb des demokratischen Spektrums - sehr unterschiedliche Meinungen zu aktuellen Fragen gibt. Diese Meinungsvielfalt müssen wir aushalten. Auch bzgl. schwieriger und existentieller Themen wie Einwanderungspolitik und Gestaltung des Klimaschutzes. (Hier hilft übrigens immer das Mantra: „Es gibt keine einfachen Lösungen, und dies gilt auch für meinen Lösungsvorschlag“). Stattdessen habe ich es erlebt, dass in den Reden der Kanzler, die Außenministerin, der Oberbürgermeister und die CDU sowieso mit der AfD in einen Topf gesteckt wurden. Das ist fatal - genau diese Denkweise hat den Aufstieg der Nazis in der Weimarer Republik ermöglicht.

Kannst Du sagen, was genau Du meinst? Ich bin bei Dir, dass es nicht hilfreich ist, die alle in einen Topf zu stecken, aber inwiefern ermöglicht das den AfD? Oder ziehe ich einen Vergleich den Du nicht intendiert hast?