LdN 357 - Wärmeplanung und Fernwärme

Wenn Wärmepumpen als Wärmequelle die Fernwärmeleitung nehmen, ist absolut nichts gewonnen.

Denn die nutzbare Wärme ist die Summe aus der Kompressor-Arbeit und der der Quelle entzogenen Energie.

Anders sieht es aus bei sogenannten kalten Netzen, aber dass du das meintest, gibt der Kontext nicht her.

Dänemark wurde im Podcast erwähnt. Schon im Jahr 1903 wurde ein Krankenhaus in Kopenhagen von einer Verbrennungsanlage in der Nähe beheizt. In den 1920er Jahre fingen andere Städte an, Fernwärme zu verwenden - in erster Linie für Schulen und andere öffentliche Gebäude, später auch für private Haushalte. In Dänemark hat es sich oft bewährt, dass öffentliche Institutionen als „first movers“ in Infrastruktur-Entwicklungen aufgetreten sind. Dann müssen Haushalte und Industrie nicht so gedrängt werden, sondern können dem guten Beispiel folgen.

Haushalte in Dänemark sind nicht gezwungen, sich an das Fernwärmenetz anzuschließen. Das erfolgt freiwillig. Dass Fernwärme trotzdem so erfolgreich ist, liegt sicherlich auch daran, dass das Fernwärmenetz sich verpflichtet hat, immer den niedrigsten Preis auf dem Markt anzubieten. So geht es ohne Zwang.

Drittens ist wichtig zu beachten, dass Produzenten von Überschußwärme in Dänemark dazu verpflichtet sind, die Überschußwärme an das Fernwärmenetz zu verkaufen. Ob es Keksfabriken sind, Wäschereien, Rechenzentren usw. Alle pflegen Wärme in das Netz ein.

Das läuft alles nicht ohne Herausforderungen und Nachteile gibt es auch. Trotzdem wäre es sicherlich sinnvoll, wenn Deutschland sich von den Nachbarländern inspirieren lassen würde.

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Das sind alles keine Gründe z.B. Holz generell abzulehnen. Müssen wir auch PV ablehnen, weil damit keine Vollversorgung möglich ist? Ironie Ende.
Wie so oft hat ein Thema viele Facetten. Die sind hier im Forum auch schon rauf und runter gekaut worden. Ich kann es auch anders ausdrücken. Es gibt eine Fraktion die lehnt die Nutzung von Holz kategorisch ab.

Das sehe ich auch so. Es gibt neue Technologien Wärmepumpenkraftwerke zu bauen und diese ans Fernwärmenetz anzuschließen. Die könnten die fehlende Energie kompensieren oder vollständig liefern. In Kombination mit Wind und Solar CO2 neutral.

https://m.winfuture.de/news/136511

So kriegt man den Wirkungsgrad einer WP für ein Nahwärmenetz auch weiter nach oben geschraubt

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Man muss auch berücksichtigen, dass die Stromverteilernetze nicht überall so stark und so schnell ausgebaut werden können, dass alle Gebäude mit Wärmepumpen und alle Parkplätze mit Ladesäulen ausgestattet werden können. Hier kann vor allem ein bestehendes Wärmenetz, das Großwärmepumpen einsetzt, für die Stromnetze eine doppelte Entlastung sein: a) muss das Stromnetz (im meist urbanen Raum) nicht oder weniger ausgebaut werden und b) kann der Wärmenetzbetreiber über die Wärmepumpe + Speicher Flexibilitätsdienstleistungen für das Stromnetz anbieten.

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Nah-/Fernwärme haben das Potential mit großen Industriewärmepumpen viel effizienter Wärme zu erzeugen, wie die „kleinen“ für den Hausgebrauch. Außerdem können einfacher andere verfügbare Wärmequellen z.b. der Bach/Fluss/See angezapft werden.

Vielleicht habe ich es übersehen, aber mir fehlt in der Diskussion noch der Aspekt der Unabhängigkeit in der Wärmeversorgung. Angesichts einer zunehmend bedrohlichen Weltlage ist zu befürchten, dass die Sabotage oder Zerstörung kritischer Infrastruktur weiter um sich greifen wird. In dem Zusammenhang halte ich Wärmenetze oder die zugeordneten Wärmequellen für deutlich anschlagsgefährdet, da so sehr effektiv ganze viele Versorgungseinheiten lahmgelegt bzw. kaltgestellt werden können. Und auch wenn es nicht so dramatisch wird, begeben sich die Nutzer der Wärmenetze in eine erhebliche Abhängigkeit von ihrem (monopolistischen) Versorger. Erinnert mich ein wenig an Kabelfernsehen, allerdings mit deutlich gravierenderen Folgen.

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Guter Punkt.
Allerdings halte ich die stationäre Heizung nicht für sicherer.
Einen Kachelofen im Zimmer haben nur noch wenige. Der Rest ist jedoch auf Strom angewiesen.
Auch die PV auf dem Dach hilft da wohl nicht weiter. Habe in einem Bericht zu Blackouts gehört, dass die übliche PV-Anlage vom Wechselrichter abgeschaltet wird, wenn der externe Stromanschluss verloren geht.

Hatte sowas schon befürchtet. Bei allen Heizungen laufen externe Energiequellen ein. Aber die Abschaltung der PV-Anlage bei Stromausfall ist ja eine Frage der Programmierung, das müsste doch rein technisch auch anders umsetzbar sein.

Allgemein meine ich, dass es in unsicheren Zeiten vernünftig ist, im Bezug lebensnotwendiger Ressourcen eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren und da gehört Wärme halt dazu. Ohne dabei gleicht zum Prepper zu werden, natürlich. Und eine unabhängige Heizung ist schon was Feines. :wink:

Im Winter kommt meist so wenig Strom aus der PV-Anlage, dass man damit kaum Heizen kann. Damit die PV-Anlage ohne Netz funktioniert und schwarzstartfähig ist, muss zudem einiges an Aufwand betrieben werden. In der Regel steht de Nutzen kaum in einem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten.

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Der Aspekt ist wirklich wichtig. Selbst lokale Netze sind angreifbar und wenn man von der oft skizzierten Fantasie der zentral gesteuerten, intelligenten Netze ausgeht, dann sind die wirklich stark angreifbar und werden auch angegriffen. Als jemand der im Cloud-Bereich arbeitet, habe ich da so meine Erfahrung in nicht so kritischen Bereichen und wie häufig die angegriffen werden. Mit fehlt zudem ein wenig der Glaube ab das BSI.
So sehr ich sonst die Ölheizung in Keller des Mehrfamilienhauses verteufel, war ich im vergangenen Winter sehr froh um sie.

Das Problem ist nur, dass effiziente Netze nicht beliebig redundant und dezentral sein können meinem Verständnis nach.

Auch die wird ohne Strom nicht funktionieren, da sind ja Steuerung und Pumpen drinnen.
Fernwärme oder Wärmepumpen wegen eines Sabotagerisikos abzulehnen halte ich nicht für angemessen, denn vom Strom sind alle Heizungen abhängig (außer Holzöfen…).

Fernwärmeanbieter können die Preise nicht beliebig anpassen, aber Fernwärme ist nicht unbedingt günstig. Und der fehlende Wettbewerb ist in meinen Augen ein sehr großes Problem.

Nein. Ein normaler Wechselrichter benötigt die Frequenz des externen Netzes, um aus dem Gleichstrom der PV den Wechselstrom für’s Haus zu produzieren. Ohne Frequenz kann er das nicht.

Es gibt Wechselrichter, die vollautark selbst die Frequenz erzeugen können, wenn sie von extern ausfällt. Diese sind aber deutlich teurer und deshalb in Privathaushalten selten.