LdN 348: Wärmepumpen scheitern nicht am Gesetz

Bei meinen Eltern ist gerade die Heizung kaputt gegangen. Von heute auf morgen kein Warmwasser mehr. Da ich da gerade bei ihnen war, habe ich da mal das Thema Wärmepumpe ins Gespräch gebracht. Sie waren da auch wirklich offen und haben sich beraten lassen.

Die Wahl war:
a) Für 7000 Euro eine neue Gasheizung innerhalb von drei Tagen

b) Für 50.000 Euro eine Wärmepumpe… Frühestens Mitte 2024 (vielleicht aber auch später).

Und am Geld ist es noch nichtmals gescheitert.

Solange die Verfügbarkeit so schlecht ist, kann man politisch so viele Anreize setzen wie man will.
Von daher haben die Grünen da bei dem Kompromiss den Focus auf Neubauten zu setzen imo nicht viel verloren…

lg, Dave

4 „Gefällt mir“

Hier würde ich mir einmal wünschen, dass ein Journalist die Thematik Verfügbarkeit und den Preis von Wärmepumpen in Deutschland aufklärt.
Wir haben in den Niederlanden dieses Jahr auf WP umgerüstet. Daikin Altherma 3 11 kW Anschlussleistung, Altbau. Lieferzeit 5 Tage, Kosten 10.500 mit Installation und Ausbau der Gasheizung, ohne Förderung.
Größter Kostenpunkt waren die Heizkörper die alle gegen großflächigere getauscht werden mussten, Kosten 4000€. Im Anschluss habe ich eine Förderung von 5300€ später erhalten.

Ich habe die gleiche WP in Deutschland angefragt; Lieferzeit 6-7 Monate und Kosten 18.000 € mit Förderung.

9 „Gefällt mir“

Könntest du das Angebot anonymisiert veröffentlichen? Kommt mir für ein Einfamilienhaus utopisch vor.

Ich habe ein Angebot für ein 11-Familienhaus Neubau. 22 kW Weisshaupt Wärmepumpe. 34.000€ Netto ohne Heizflächen.

2 „Gefällt mir“

Mir war der Teil zum GEG auch zu kurz und zu oberflächlich.

Es wurde mehrfach gesagt, dass eine Wärmepumpe sich sowieso rechnen wird. Und da bin ich beim derzeit sehr überhitzten WP und Handwerker Markt mir nicht sicher.

Und vor allem wurde nicht über Hybrid-Heizungen und Holz gesprochen.

Die 65% Pflicht ist ja ein wink mit dem Zaunpfahl, dass für viele Leute die Hybrid-Option interessant sein könnte.

Und gerade diese Paragraphen im GEG fand ich eher schlecht geschrieben.

Und wenn Holz jetzt grundsätzlich als EE gilt, wurde die Wärmepumpen-Pflicht für ältere Einfamilienhäuser praktisch abgeschafft.
Denn bezogen auf den Anschaffungspreis des Heizgerätes wird der Holzofen nicht zu schlagen sein.
Das ist mMn die größte Schwäche des GEG

2 „Gefällt mir“

Es hängt ja auch immer davon ab, welche Art von Wärmepumpe.
Der Preis lässt eine Grundwasser-WP mit tiefem Loch vermuten, was ja auch technisch die beste Lösung ist.
Luft-Luft ist natürlich preiswerter, aber auch nicht so effizient.
Das Bohren dauert natürlich auch.
Aber ja, das dauert einfach zu lange!

1 „Gefällt mir“

Mittleres Reihenhaus; 124 m², 82 kW/m²a, Altbau saniert in 2014 zweischalige Aussenwände mit 80 mm, Kellerdecke 50 mm und Dach 100 mm Wolle. Dazu Fenster Doppelverglasung mit Folie.
Die Sanierung hat damals 48.000€ gekostet.

Bevor ich es vergesse; Die Niederländer legen die WP nicht für den schlechtesten Fall aus. Also wenn jedes Jahr 7 Tage - 5°C ist, dann wird das nicht mit gerechnet. Es wird eher die normale Wintertemperatur gerechnet zum Beispiel 2°C. Darauf wird die WP ausgelegt. Zusätzlich wird dann ein Elektroheizstab eingebaut, um die extreme auszugleichen.
Wenn ich mir die Berechnungen aus Deutschland ansehe, wird auf das Extrem noch ein Sicherheitsfaktor daraufgelegt. Dadurch wird die WP aber sehr viel größer und kostest mehr in der Anschaffung. Darauf sollte man ebenfalls achten.

7 „Gefällt mir“

Unter dem Link : Öko-Zentrum NRW sind gerade die Details des Gesetztes gut erklärt und zusammengefasst. Das, was ich sonst in fast allen Artikeln vermisse: Wie sind die 65 % EE definiert und für wen gelten sie unter welchen Bedingungen ab wann. Was für Anforderungen gelten für die Wärmeplanung der Kommunen usw.

Ein paar Dinge im Gesetzt gehen leider nicht nur nicht weit genug („Immerhin ein Anfang“), sondern in die falsche Richtung oder könnten noch sehr teuer werden:

Heizungsanlagen zur Nutzung fester Biomasse (§ 71g).
Die zuvor vorgesehenen Anforderungen (Pufferspeicher, Kombination mit Solar, Feinstaubfilter) sind entfallen. Zudem dürfen Holzheizungen auch in Neubauten unbeschränkt eingesetzt werden.

Den Punkt sehe ich sehr kritisch. Würden Pufferspeicher und Solar nicht nur den Holzverbauch senken stellen gerade die Feinstäube ein gesundheitliches Problem für die Nachbarn dar und würden sich durch entsprechende Filter deutlich reduzieren lassen. Das sollte auf lange Sicht m.M.n. das Ziel für die Luft in Städten (und auch auf dem Land) sein.

Bei Gebäuden mit mind. einer Etagenheizung soll eine Entscheidungsfrist von fünf Jahren nach Ausfall der ersten Etagenheizung gewährt werden, um die Planung einer Zentralisierung der Heizung zu ermöglichen. Soweit eine Zentralisierung der Heizung gewählt wird, sollen die Eigentümer/innen weitere acht Jahre Zeit zur Umsetzung bekommen

Die Fristen von insgesamt 13 Jahren finde ich sehr großzügig gewählt. Das kann und sollte schneller gehen.

Der Fahrplan [der Kommune] zur Umstellung auf Wasserstoff muss durch die Bundesnetzagentur geprüft, genehmigt und dessen fristgerechte Umsetzung alle drei Jahre überprüft werden. Stellt die Bundesnetzagentur per Bescheid fest, dass die Umsetzung des Fahrplans nicht den Anforderungen entspricht, muss jede Heizungsanlage, die bis ein Jahr nach diesem Bescheid eingebaut wurde, die 65%-EE-Pflicht innerhalb von drei Jahren nachträglich erfüllen . Der Gebäudeeigentümer hat in diesem Fall einen Anspruch auf Erstattung der daraus entstehenden Mehrkosten gegenüber dem Gasnetzbetreiber.

Parteien könnten mit dem unrealistischen Versprechen „Wärme-/Wasserstoffnetze für alle“ populistische Wahlkampfwerbung machen und wenns dann in der (über)nächsten Legislaturperiode doch nicht klappt, kostet das die Kommune sehr viel Geld.

1/2

  • Wird ab dem 1.1.2024 und vor dem Inkrafttreten der 65%-EE-Pflicht in der jeweiligen Kommune eine Heizung ausgetauscht, dürfen weiterhin Gas- und Ölheizungen eingebaut werden. Allerdings muss der Betreiber in diesen Fällen sicherstellen, dass ab 1.1.2029 mindestens 15 %, ab 2035 mindestens 30 % und ab 2040 mindestens 60 % der mit der Anlage bereitgestellten Wärme aus Biomasse oder grünem oder blauem Wasserstoff erzeugt wird.

Wie soll der Betreiber das sicherstellen können? Meines Wissens nach gibt es die Mengen Biogas/Bioöl oder grünem Wasserstoff am Markt nicht, wenn zu viele sie beziehen müssen/wollen und die Kosten sind dann gar nicht abzusehen.

  • Solarthermie-Hybridheizung (§ 71h Absatz 2-5)
    Eine Solarthermie-Hybridheizung (solarthermische Anlage in Kombination mit einer Gas-, Biomasse oder Flüssigbrennstofffeuerung) kann pauschal als Erfüllungsoption angesetzt werden, wenn Mindestgrößen der Aperturfläche eingehalten werden und der Kessel zu mind. 60 % mit Biomasse, grünem oder blauem Wasserstoff betrieben wird. Alternativ zu diesem pauschalen Nachweis kann der Beitrag einer Solarthermieanlage individuell nach DIN V 18599 ermittelt werden, was in der Regel zu einem höheren Deckungsanteil führen dürfte.

Anders als in der Lage gesagt, ist die 65 % Regelung nicht defacto eine Wärmepumpen-Regel. Neben Holz(pellets) sind auch leider immer noch fossile Heizungen anteilig möglich. Damit wird der Gebäudesektor nie CO2-Neutral.

2/2

1 „Gefällt mir“

Das kann ich nur bestätigen.
Wobei die Überdimensionierung die drastischen Preisunterschiede nicht erklärt.

1 „Gefällt mir“

Yep, so ist es leider und so war es auch schon „immer“ seit Begründung des Zentralheizungsbau.

Uns würde damals 18 kW (Gas) empfohlen, berechnet mit den -12 Grad Fußpunkt für die Heizkurve im Winter. Genommen habe ich 11 kW und die noch in Steuerung begrenzt, so dass Kessel weniger taktet und schön lange auf niedriger Modulation durchläuft.

Der Heizungsbauer rechnet natürlich für alle Räume mit Wohlfühltemperatur, obwohl Bad, Schlafzimmer dies ja gar nicht brauchen. Aber wer würde akzeptieren, wenn dann an den drei Tagen mit -15 Grad im Winter die Zimmertemperatur unter 20 Grad fallen würde… :wink:

4 „Gefällt mir“

Bei dem Thema frage ich mich, ob das technisch überhaupt machbar ist:
Also ignorieren wir mal:
…dass wir nicht im Ansatz so viel Wasserstoff herstellen können
…dass der Wirkungsgrad katastrophal sein wird
…dass die meisten Verbraucher/Heizungen/etc. damit vermutlich nicht klarkommen werden

Bin jetzt kein Chemiker, aber ist es nicht so, dass Wasserstoff molekular so gestrickt ist, dass der quasi überall durch diffundiert?
Können wir da überhaupt bestehende Infrastruktur (wie Gasleitungen etc.) ohne benutzen? Das klingt immer so einfach.

Kennt sich da jemand aus?

lg, Dave

Die ganz kurze Zusammenfassung: Technisch gibt es dafür Lösungen. Daran scheitert es, wie an vielen anderen Stellen der Energiewende nicht. Die Frage wäre viel eher ob es organisatorisch-wirtschaftlich realisierbar ist.

Zwar weist Wasserstoff an sich im vergleich zu Erdgas eine höhere Diffusions auf. Allerdings heißt höher nicht direkt, dass es problematisch ist. Moderne Materialien sind da noch mal besser geeignet als ältere Materialien. Aber auch bei älteren z.B. Pipelines gibt es technische Möglichkeiten sie im Rahmen einer Umwidmung zu bearbeiten (Kostenfrage).

Außerdem wir Wasserstoff schon von der Industrie in Pipelines oder Metallflaschen transportiert. Das zeigt, dass das technisch schon eingesezt wird. Nur eben bisher auf lokaler Ebene und nicht im großen Maßstab.

Einfach ist eine Umstellung aber nicht. Das wird an der aktuellen Diskussion um die Umwidmung der Fernleitungseben deutlich. Aber das liegt auch wieder an der Organisation und nicht an der Technik.

Was eine großflächige Umstellung angeht halte ich sie aus u.a. aus den von dir aufgeführten Gründen für unwahrscheinlich. Aber in UK haben sich da vor ein paar Jahren einige Menschen in einem Forschungsprojekt mit beschäftigt. Das wäre aber vor allem auch organisatorisch eine enorme Herausforderung: https://www.h21.green/app/uploads/2019/01/H21-NoE-PRINT-PDF-FINAL-1.pdf

Ich finde es unglaublich, dass Gas- und Ölheizungen verschwinden sollen, aber das Heizen mit Holz anders behandelt wird. Das Verbrennen von Holz ist viel umweltschädlicher als das Verbrennen von Gas und Öl. Es wird mehr Feinstaub ausgestoßen, was schlecht für die Luft in der Nachbarschaft ist. Es wird immer argumentiert, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff sei, aber das dauert Jahrzehnte. Deswegen müssen wir Holz aus Rumänien importieren und können den Holzbedarf nicht mit eigenen Holz decken. Wir kritisieren zurecht die Abholzung in Brasilien, aber scheinen in Europa kein Problem damit zu haben.

3 „Gefällt mir“