So, jetzt mache ich meine ersten Kommentar im Lage Talk, auch wenn ich schon seit Jahren Hörer bin.
Ich kann der Kritik der Lage an der Wahlrechtsreform nicht folgen, bzw. ich verstehe die Argumente, allerdings halte ich die Beschwerden aus Linke und CSU für eine unnötige Zuspitzung.
Beide Parteien könnten das Problem selbst lösen.
Ich würde mal mit der Linken beginnen: Sören Pellmann hat in Leipzig ein Direktmandat gewonnen. Das ist eines der drei Mandate, die die Linke brauchte, um in den Bundestag einzuziehen. Pellmann hat unfassbare 22,8% der Erststimmen geholt! Ich habe jetzt nicht alle Wahlkreise nachgeschaut, aber mit so wenig Erstimmenanteil sollte wohl kaum ein anderer Dirketkandidat gewonnen haben.
An sich bin ich dafür, dass die Linke im Bundestag vertreten ist. Evtl. wäre ich sogar für die Absenkung auf eine 4%-Hürde. Man kann aber nicht argumentieren, dass die Linke wegen dem Entfall der Grundmandatsklausel aus dem Bundestag fliegen wird. Das Problem der Linken liegt in ihnen selbst. Das ist aber ein anderes Thema.
Bei der CSU sieht mir die Sache noch eindeutiger aus: Teilweise hatte die GroKo deutlich breitere Mehrheiten im Parlament. Selbst ohne die Abgeordneten der CSU hätten SPD und CDU eine Wahlrechtsreform in der Periode von 2013 bis 2017 umsetzen können. Die CSU wollte, dass die Reform scheitert. Sie haben ausschließlich Vorschläge gemacht und zugelassen, die die CSU enorm bis verfassungswidrig bevorzugen würde (z.B. Überhangmandate, die nicht aisgeglichen werden müssen). Es war also völlige klar, dass mit der CSU keine Einigung zu erzielen ist. Warum sollten sie jetzt aus der Opposition heraus zustimmen?
Die CSU könnte auch problemlos selbst etwas dafür tun, dass sie die Grundmandatsklausel nicht brauchen: Sie müssten in mindestens einem weiteren Bundesland antreten. Das könnten sie entweder einfach tun oder es nit ihrer Schwesterpartei besprechen. Mein ehrlicher Vorshlag wäre, Thüringen und Sachsen in Betracht zu ziehen, weil die CDU dort ohnehin der CSU näher ist als z.B. der Berliner CDU. Genau wie die Linke muss die CSU sich einfach mal selbst um sich kümmern!
Jetzt könnte man fragen, warum die Ampel die Grundmandatsklausel überhaupt angefasst hat. Betrachtet man den bundespolitischen Einfluss der CSU in den 16 Jahren der von der Union geführten Regierungen, stellt sich mir die Frage, ob die CSU, die nur eines der Bundesländer im Blick hat und vertritt, nicht deutlichst zu viel Einfluss hatte. Ich halte das für die Demokratie für sehr sehr grenzwertig. Das mit den regionalen Parteien mag in der Opposition noch ganz nett sein, aber in einer Regierung können sie permanent drohen, wie jetzt indirekt die FDP, weil die Partner auf die Stimmen angewiesen sind.
Insofern finde ich die Entscheidung gut, zumindest die Garantie zu schaffen, dass diese Partei zumindest 5% der WählerInnen vertreten muss. Es wäre was anderes, wenn eine Koalition sich mit der CDU nicht zwangsweise auch die CSU einkaufen würde, aber mit einer Stimme für die CDU wählt man automatisch auch einen Vorteil für Bayern.
Diesen regionalen Fokus müsste die CSU aufgeben, um ihren Einzug ins Parlament zu sichern. Lieber klagt sie aber gegen ein sinnvolles und gerechtes Wahlsystem.
Ich wäre dafür, dieses Wahlrecht mal zwei oder drei Wahlperioden laufen zu lassen.