LdN 327 Bankenkrise: Ursachen und Auswirkungen für den Euroraum

Die SVB ist/war eine Bank, deren Kundenkreis sich hauptsächlich auf Start-ups und Tech-Unternehmen im Silicon Valley konzentriert. Während dieser Kundenkreis in den vorherigen Jahren stetige Zuflüsse von liquiden Mitteln aufgrund von Börsengängen und Finanzierungsrunden verzeichnen konnte, blieben diese Zuflüsse in der jüngsten Zeit aufgrund des veränderten Zinsumfeldes aus. Gleichzeitig verzeichneten die Unternehmen aber stetige Abflüsse durch Geschäftsmodelle, welche insbesondere in der Anfangszeit der Unternehmen defizitär ist.

Für die SVB bedeutete dies stetige Abflüsse von Einlagen der Kunden. Vor zwei Wochen zwangen diese Abflüsse dann die Bank, einen Teil ihres Portfolios mit langlaufenden amerikanischen Staatsanleihen zu verkaufen, welches, wie in der Folge erwähnt wurde, durch die gestiegenen Zinsen stark an Wert verloren hätte. Dementsprechend kam es auch bei dem Verkauf des Portfolios zu einem Verlust von ca. $1,2 Mrd. (wenn ich mich korrekt erinnere). Zum Ausgleich dieses Verlustes hatte die SVB daraufhin Goldman Sachs beauftragt, an dem folgenden Tag eine Aktienverkauf zur Kapitalerhöhung durchzuführen. Dieser Verkauf scheiterte allerdings an dem Freitag vor zwei Wochen. Parallel riefen einige Venture Capital Unternehmer ihre Unternehmen dazu auf, die Einlagen abzuziehen, da der Großteil der Einlagen die Grenze von $250.000 überstieg und somit nicht versichert war. Erst dieser Aufruf und die Panik der Einleger führte zu dem in der Folge erwähnten Bankrun.

Auch waren die Verluste der SVB auf ihr Anleiheportfolio vermeidbar. SVB hat eine bewusste Entscheidung getroffen, die Zinsrisiken nicht abzusichern (bspw. durch Interest Rate Swaps). Die Bank ist somit bewusst das Risiko von Verlusten durch steigenden Zinsen eingegangen. Die Investition in (sehr sichere) Staatsanleihen war somit per se kein riskantes Geschäft, wie in der Folge dargestellt.

Prinzipiell stellen auch niedrig verzinste Anleihen in den Portfolien der Banken, welche durch steigende Zinsen an Wert verlieren, auch kein Problem dar, solange diese nicht verkauft werden müssen, da den Banken nur höhere Erträge entgehen.

Insgesamt war die Krise bei der SVB also keine Krise aufgrund von Solvenzbedenken (bspw. wegen etwaige Zahlungsausfälle) sondern eine Liquiditätskrise. Dabei ist ebenfalls zu erwähnen, dass die SVB gerade nicht Liquiditätsanforderungen (Liquidity Coverage Ratio, Net Stable Funding Ratio) erfüllen musste, da in den Jahren zuvor durch Lobbyarbeit (u.a. durch SVB) die Grenze der Bilanzsumme, ab welcher Banken die Anforderungen erfüllen müssen, auf $250 Mrd. heraufgesetzt wurde. SVB musste somit diese Anforderungen bei einer Bilanzsumme von ca. $216 Mrd. nicht erfüllen.

Im Euroraum müssen, dementgegen, alle Banken diese Liquiditätsmaßzahlen erfüllen, sodass diese höhere Puffer haben würden, um einen stetigen Abfluss von Einlagen, wie es bei der SVB der Fall war, abzufedern. Somit ist hier die Regulierung im Euroraum klar besser als in den USA, anders als von Herrn Peters behauptet.

Auch bei der Credit Suisse gab es keine Bedenken über ihre Solvenz. Somit war die Kapitalisierung ausreichend. Auch hier gab es eine Liquiditätskrise.

Zwar sehe auch ich, dass eine höhere Kapitalisierung der Banken insgesamt sinnvoll wäre (siehe hierzu auch diverse Papiere von Martin Hellwig und Co-Authoren), allerdings hätte dies meiner Meinung nach die aktuelle Krise nicht verhindert. Stattdessen war es ein ganz klassischer Bankrun, bei dem die Einleger mit kurzlaufenden EinlagenAngst davor hatten, nicht mehr an ihr Geld zu kommen. Die SVB und auch die Credit Suisse, welche an sich solvent waren, waren gezwungen, ihre langlaufenden Assets zu liquidieren.

Bzgl. der Einlagensicherung ist noch zu erwähnen, dass es in Deutschland neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Einlagenfonds, welcher Einlagen bis zu €100.000 absichert, noch einige Einlagenfonds der Bankgruppen gibt (z.B. der Sparkassen, der Genossenschaften und auch der Privatbanken), welche eine höhere Summe absichern.

1 „Gefällt mir“