LdN 312 - Klimarettungsoptimismus

Ich war ja ziemlich überrascht über den Optimismus in der aktuellen LdN. Wir brauchen Hoffnung und diese „müssen wir uns nicht einreden“ siehe Link.

Ich war also sehr gespannt auf die Studie zum Umbau von Gas-Heizungen auf Wärmepumpen und habe sie mir direkt heruntergeladen. Leider sieht die Lage doch eher düster aus. Wir liegen hinter dem benötigten Ausbau weit zurück. Fachkräfte fehlen. Demografischer Wandel? Preise explodieren typischerweise bei hoher Nachfrage und geringem Angebot. Probleme über Probleme und für mich eher ein: wir müssen es probieren, aber TBH: Das wird nix.

Egal. Was mir komplett fehlte war, woher eigentlich der Strom für die ganzen Wärmepumpen kommen soll. Leider enthält die Studie dazu keine Informationen und ich konnte auch nichts passendes finden. Erstmal: Hat jemand einen Tipp?

Ich habe mir die Informationen selbst aus Statista gefummelt und für mich sieht es aktuell so aus:

  • Aktuell verbraucht Deutschland 1.000 twh Gas.
  • Vom Gas werden ~30% für die Heizung verwendet (+7% Fernwärme lasse ich mal weg?).
  • Wärmepumpe verbraucht 1/3 der Energie.
  • Wir benötigen 100twh Strom um diese Wärmepumpen zu betreiben.
  • Deutschland produziert aktuell ~40% erneubaren Strom
  • Deutschland Produziert netto 550 twh Strom
  • 330 twh müssen gegen erneuerbare getauscht werden bei bestehenden Strombedarf.
  • Hinzukommen jetzt 100 twh für die Wärmepumpen.
  • 100 twh = 100 000 gwh / 10 gwh pro moderne Windkraftanlage = 10k Windkraftanlagen bis 2030 (besser früher)
  • 8 Jahre haben wir noch = 1.250 Windkraftanlagen pro Jahr (besser mehr)
  • Aktueller Zubau an Windkraftanlagen 400 pro Jahr, aber es gab mal einen peak mit 1.7k.

Windkraftzubau beschleunigen ist klar. Das wurde alles schon einmal besprochen, aber damit diese Wärmepumpen wirklich CO2neutral sind, denn Umweltschäden erzeugen die Anlagen allemal, müssen bisherige Spitzenwerte verdoppelt werden, um überhaupt genug CO2 neutralen Strom bis 2030 zu erhalten.

Das ist mal eben so dahin gerechnet. Pls proof me wrong. Ich würde es gerne verstehen. Grüße

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Also du gehst jetzt von der Zielsetzung aus, dass Deutschland bis 2030 CO2-Neutral sein will?!?

Das ist aktuell weder die Zielsetzung der Bundesregierung, noch hält es irgendwer für realistisch, da hast du Recht. Eben weil der Ausbau dazu schneller passieren müsste, als es technisch und gesellschaftlich möglich zu sein scheint. Das Ziel der Bundesregierung ist aktuell die CO2-Neutralität bis 2045 und die Reduktion des CO2-Ausstoßes um 65% bis 2030 (im Vergleich zu 1990).

An diesen Zielen kann man kritisieren, dass sie nicht sehr ehrgeizig seien, aber der Vorteil ist, dass sie dafür auch erreichbar sind. Ob das genug ist kann natürlich bezweifelt werden. Aber im Kontext dieser Ziele ist der Wechsel von Gasheizungen zu Wärmepumpen jedenfalls nicht schädlich, im schlimmsten Fall Neutral.

Das Ziel ist hier doch, dass wenn genug CO2-Neutraler Strom zur Verfügung steht, auch die Infrastruktur dafür bereit steht, diesen auch zu nutzen. Daher: Wir wollen nicht in 30 Jahren da stehen mit dem ganzen erneuerbaren Strom, aber die Hälfte der Wohnungen hat immer noch Gasheizungen.

Es ist daher ein Henne-Ei-Problem, wie so oft bei einer Transformation. Entweder der Strom ist da, aber die Heizungen laufen noch auf Gas, oder die Heizungen sind da, aber der Strom kommt noch aus fossilen Quellen. Beides so abzustimmen, dass es exakt gleichzeitig eintrifft, ist eine unrealistische Erwartungshaltung…

Daher ist es in jedem Fall gut, jetzt schon möglichst Gasheizungen durch Wärmepumpen oder andere ökologische Heizarten auszutauschen, auch wenn die Wärmepumpen noch nicht vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden können.

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Ich konzentriere mich auf etwas anderes, was mich leider nicht so hoffnungsvoll stimmt wie die Lage.
Denn was man für einen effektiven Klimaschutz benötigt ist ein politischer Wille und ein hinreichend gesellschaftlicher Konsens. Den sehe ich einfach nicht.

Wir haben zum einen einen Anteil von 10-15% der Bevölkerung für die Problem Klima schlicht nicht existiert. Das mache ich fest am zum bundesweit zur Zeit zu erwartenden Stimmenanteil der AfD. Deren Problemlösung lautet: es gibt kein Problem .
Dann haben wir noch eine andere gesellschaftliche Gruppe, die da sagt: Klimaschutz ja, aber bloß keinen Eingriff in persönliche Freiheiten. Freiheit first! Das sind nochmal 5-10% der Bevölkerung. Das mache ich fest am zur Zeit möglichen Stimmenanteil der FDP.

Macht etwa ein Viertel der Bevölkerung, das gegen effektiven Klimaschutz mit Macht ankämpft. Es bedürfte hier gesellschaftlicher Strategien, deren Widerstände zu brechen. Das wären ernsthafte, harte Konflikte, zu denen man dann auch bereit sein müsste. Die Bereitschaft sehe ich nicht.

Diese kämpferische Mehrheit kommt ja deshalb nicht zu Stande, weil es eine Union gibt, die vielleicht den Klimaschutz will, aber nur ganz langsam, so dass keine/keiner was merkt, es für alle bequem bleibt.und es irgendwie doch so weitergeht wie bisher.
WählerInnenpotential: 25-30%.

So komme ich auf eine knappe Mehrheit in Deutschland, die entschlossenen Klimaschutz trotz aller eigentlich bekannten und kommunizierten Fakten nicht will oder aber nicht entschlossen genug will, so wie es nötig wäre.
Das macht mich sehr viel pessimistischer als organisatorische oder technische Probleme.

Der politische und gesellschaftliche Wille ist nicht da.

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Ich dachte mir schon, dass ich hier etwas unklar bin, aber der Punkt ist: Wir brauchen 2030 für die Wärmepumpen 100 twh mehr an Strom. Da das sicherlich kein Kohlestrom werden soll, brauch es alleine dafür 100 twh Ökostrom :expressionless:

Finde leider keine Studie die das konsequent durch rechnet.

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Z.T. aus der Ersparnis bei der Produktion des fossilen Brennstoffe:

Interessanter Aspekt und habe ich mir angeschaut. Nur wird hier nur minimal Strom beim Raffinieren eingespart.

@Dirk das kommt auf jeden Fall noch dazu.

Jep, aber die für den Transport benötigte Energie entfällt auch.

Auch hier fällt Stromverbrauch weg, wenn du irgendwelche Flüssigkeiten oder Gase nicht mehr per Pumpe weitertransportiert / komprimieren musst, was ja auch direkt Strom braucht.

Was allerdings stimmt, ist das ein Großteil des dafür nötigen Stroms derzeit nicht in Deutschland produziert wird, sondern woanders gespart wird.

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In der Bestandsaufnahme stimme ich dir zu. Der optimistische Aspekt ist: es wird so nicht bleiben. Auch die Konservativen müssen sich bewegen, selbst deren Langsamkeit ist kein fester Wert.

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Kannst du dazu sagen, welche Studie du meinst?

Wie kommt die Anforderung 2030 zustande? Wie schon gesagt wurde: Politisches Zieldatum für Klimaneutralität ist 2045.

Die beste, die ich dazu kenne (aber wie gesagt - bis 2045) ist folgende:

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Ich hatte oben die Lage der Nation mit Timcode verlinkt. Da wird das Thema besprochen.Studie Linke ich dir gerne. Such nach „2030“ Publikation - Durchbruch für die Wärmepumpe

Da ist aber die Frage wie oft wir ein Ahrtal oder ähnliches brauchen werden um bei denen ein umdenken einzuleiten, bzw. ob dann aus solchen Ereignissen die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Denn eigentlich liegen die Fakten und Anschauungsmaterial dazu ja vor.

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Den disconnect, den ich hier sehe ist folgender: die Agora Studie wie auch die meisten anderen Studien gehen davon aus, dass ab 2030 nur noch Wärmepumpen oder andere potentiell klimaneutrale Heizungen verkauft werden. Also dürfte z.B. ab 2030 keine Gasheizung mehr verkauft werden. Du scheinst aber in deiner Rechnung davon auszugehen, dass es ab 2030 nur noch Wärmepumpen anstelle von Gasheizungen im Einsatz gibt. Das wird aber nicht der Fall sein, da es ja noch viele Jahre Gasheizungen im Bestand geben wird.

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Ja da hast du recht. Ab 2024 nur noch Wärmepumpen und bis 2030 6 Millionen im Bestand.

Ist deine Frage damit beantwortet?