ein paar kritische Gedanken zu euren beiden Folgen zur Digitalisierung.
Meines Erachtens ist vielleicht auch bei euch der Begriff Digitalisierung noch nicht vollends durchdacht.
Digitalisierung bedeutet eben nicht nur die vorhandenen Arbeitsprozesse digital abzubilden. Es geht darum alle nötigen Aufgaben aufzunehmen und sie so abzubilden, dass der Mensch nur noch für die Teile einschreitet und tätig wird, wo er wirklich gebraucht wird. Das heißt sämtliche Vorgänge etc. müssten analysiert werden und sowohl sicher als auch mit minimal nötigem Aufwand an personeller Interaktion umgesetzt werden.
Beispiel Amazon. Wenn ich dort etwas bestelle werden viele Prozesse automatisch angestoßen. Vom Buchhalterischen bis hin dazu, welche Verpackung der Packer wo her zu nehmen hat und wie es einzupacken ist. Der Mensch sollte von allen Tätigkeiten entbunden werden, die der Rechner eh erledigen kann.
Es hat einen Grund warum Firmen irgendwann auf eine Gesamtsoftware Lösung (zb. SAP) umsteigen. Da es immer umständlich sein wird zwischen verschiedenen Softwarelösungen hin und her zu switchen. Das ist fehlerträchtig und zeitintensiv. In einer Softwarelösung lassen sich Funktionen programmieren zwischen nahezu allen Ebenen. Egal ob Einkauf, Buchhaltung, Lager oder Produktion.
Nicht das SAP oder ähnliches perfekt wären. Aber mit verschiedenen Programmen ist dennoch echte Interoperabilität nur begrenzt machbar. Da bringen auch eure noch so oft beschworenen standardisierten Schnittstellen nur wenig.
Hier wäre jetzt also der Bund gefordert entsprechende Vorgaben zu machen und eine entsprechende Plattform entwickeln zu lassen.
Solange jedes Bundesland eigene Software entwickeln lassen kann und benutzen kann ist das ganze eh zum Untergang verurteilt.
Ihr benutzt leider zwei eher ungünstige Beispiele.
Das oft genannte Beispiel E-Mail als offener Standard ist das beste Beispiel, wie es eher bescheiden ist. Der Standard entwickelt sich wegen Abwärtskompatibilität nicht wirklich weiter und ist heute noch so schlecht wie vor vielen Jahren.
Wenn viele verschiedene Softwarehersteller einen Standard benutzen wird dieser Standard immer nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner umgesetzt oder friert ganz ein.
Eigentlich könnte man e-mail abschaffen. Messenger bieten heute schon ein Vielfaches an Funktionen und Sicherheit. Nur halt nicht als offener Standard…. Oh wait…
Gleichzeitig bringt ihr Apples App-Store als Beispiel.
Gerade Apple zeigt das es mit restriktiven Methoden doch scheinbar besser geht. Sowohl was Sicherheit als auch Funktionalität betrifft. Gerad dieses Beispiel zeigt wie wichtig eine einheitliche Plattform (IOS) ist in der klare Regeln durch Vorgaben eines Herstellers herrschen. Diese Funktion müsste hier der Bund übernehmen und eine Einheitliche Plattform entwickeln lassen. Am besten wie gesagt mit nicht darunter einzelnen APPs für die einzelnen Arbeiten, sondern Anwendungen, die wirklich im gesamten Verwaltungsprozess eingebettet sind.
Dennoch vielen lieben Dank für diese zwei Folgen und eure Arbeit. Euer Kanal ist immer ein Highlight der Woche.
Die IT Buden, die das dann umsetzen dürfen, weil das weder Bundesbeamte noch Landesbeamte für ihre (mickrigen Besoldungen) leisten werden, reiben sich schon die Hände.
Eines der Projekte nennt sich z.B. Gaia X
in der Energiewende nennt sich das ganze:
Das Problem, das ich sehe, ist, dass wir einen Supertanker EU plus die Mitgliedstaaten haben und in den Mitgliedstaaten dann noch die kleinen Bundesländer und dass jede kleine Interessengruppe ihre Pfründe sichern will/soll und muss. Das lähmt den Fortschritt (nicht nur) in diesem Bereich
Hinzu kommt, dass die Entscheider-Generation, die mit der Digitalisierung fremdelt, noch nicht vollständig in Rente ist. Aber teilweise auch, weil NachfolgerInnen sich ihren VorgängerInnen angepasst haben…
Die von dir angesprochenen Projekte haben glaube ich wenig bis gar nix mit den durchgängigen IT Lösungen wie SAP zu tun. Bei GaiaX ging es ursprünglich darum eine Alternative zum Datenhosting in den USA zu haben. Die ist nämlich per se unzulässig, weil die USA jederzeit auf jegliche Daten zugreifen dürfen. Ist also nix mit Datenschutz. Nachdem jetzt Microsoft und Google Mitglieder von GaiaX geworden sind gibt es keinen Unterschied mehr zum Hosting in den USA.
Kopernikus ist ein Programm von Forschungsprojekten zur Energiewende. Hat ein paar Digitalisierungsaspekte für die Flexibilisierung, würde ich aber nicht als den Kern bezeichnen. Wir haben im Rahmen von SynErgie Steuerungsbausteine für die Maschinenebene entwickelt. Die helfen nur dann, wenn über die richtigen Konnektoren die Schnittstellen zum MES hergestellt werden können. Das MES wiederum braucht die Schnittstelle zum ERP, und das ERP muss ein Signal vom Strommarkt verarbeiten können. Mit basteln bekommt man das in Einzelfällen hin. Von einem Standard ist es aber noch ganz weit entfernt. Daher hat der Hinweis des Kollegen zu SAP seine Berechtigung. In komplexer Umgebung muss das IT System aus einem Guss sein.
Totgesagte leben länger? Oder was soll der dauernde Versuch die E-Mail als solches abschaffen zu wollen?
Messenger sind ja gut und schön, aber eben durch den fehlenden Standart nicht kompatibel.
Schonmal einen Newsletter vie irgendeinen Messenger abboniert?
Oder die wöchentliche Benachrichtigung, dass die neue Lage erschienen ist?
Ich bekomme einige Einkaufquittungen per E-Mail, was im Garantiefall den Vorteil hat, das ich nicht mit verblasstem Thermopapier im Store stehe.
Nichts davon passiert via Messenger.
Willst du dir den von Ulf und Philipp genutzten Messenger herunterladen um den Newsletter der Lage zu bekommen? Oder sollen sich die beiden nach den Wünschen ihrer User richten und zich Messenger-Accounts bespielen?
Du kannst dich im zweiten Fall ja bewerben und kostenlose Copy/Paste Dienste anbieten ^^
Natürlich gibt es da einen eklatanten Unterschied, es gibt auch schon wieder Nachfolgeprojekte zu Gaia X. Der Punkt ist, es werden immer externe grosse IT Companies Geld damit verdienen. Aber die EU und die Staaten gehen die Sache an.
Ein IT System aus einem Guss? Für einen föderalen Staat wie Deutschland? Offene und allgemein bekannte und gut beschriebene Schnittstellen zum Austausch und Vernetzen braucht es. Und maximale Autarkie und Souveränität. Microsoft,Google, Amazon oder Facebook dürfen niemals Zugriff auf die Daten der BürgerInnen haben.
IT Systeme aus einem Guss, das sind Elster und die Schnittstelle, auch authega Sso und die Steuersoftware der Finanzämter, Coprod BY und NRW, die werden mittlerweile auch im ehemaligen Osten genutzt.
der dauernde Versuch e-mail abzuschaffen? Hmm, also ich sehe den nicht, diesen Versuch.
Es bräuchte eigentlich endlich einen neuen Standard für elektronische Kommunikation. Nur hat daran natürlich kaum einer Interesse.
E-mail wie sie bis jetzt seit langer Zeit existiert ist und bleibt nun mal ziemlich bescheiden. Was das Technische angeht vertraue ich da auf die Experten vom CCC die sich zu Recht immer wieder aufregen wenn das Beispiel e-mail gebracht wird als gutes Beispiel für offene Standards. Es ist leider ein Schlechtes: zb. gibt es bis heute keine default verschlüsselte Kommunikation die aktiviert werden kann.
Sicher sind Messenger nicht kompatibel. Das ist letztlich auch fraglich ob es wünschenswert oder sinnvoll ist. Denn damit gehen Sicherheit oder Funktionen verloren oder zumindest kommt einiges in Gefahr. Gleichzeitig sind ja doch die meisten Menschen ganz zufrieden mit einem Quasimonopol.
Ich sage nicht das die Welt mit der Abschaffung der E-mail und des Wechsels auf Messenger alles ok wäre. Hab ich auch so nicht geschrieben. Nur können Messenger eben fast alles jetzt schon besser als Mail Programme.
Ja, am besten ein System aus einem Guss. Am besten entwickelt von selbst eingekauften Entwicklern. Am besten mit einem Konzept das Datensicherheit und Datenschutz nicht als Zusatzaufgabe sieht sondern per default in die Konzeption mit hineinnimmt . Und ja natürlich alles am besten open source. (ja, ein bisschen träumen wird man ja noch dürfen)
Das föderale System (dessen Vorteile sich für mich wenn ich ehrlich bin eher selten erschließen, egal wie oft gesagt wird das es so auch sinnvoll ist) müsste da überhaupt kein Hindernis sein. Denn wo steht geschrieben das das Anmelden eines Gewerbes in jedem Bundesland etwas anders aussehen muss?
Wir verbrennen damit so viel Geld das hier jeder sein eigenes Süppchen kochen will das einem schlecht wird.