LdN 296: Strompreis-Erhöhungen für mehr Profit

Hallo zusammen,

ich habe eine Nachfrage zu eurem Kapitel über die Frage, ob Stromanbieter gerade mit den Preiserhöhungen den Profit steigern.

Ich habe mich gefragt, ob ihr euch hier auf Neukunden, Bestandskunden oder Grundversorgungs-Kunden bezieht?

Hintergrund meiner Frage ist der folgende:

Neukunden
Hier kann der Anbieter die Preise frei festlegen. Da es sich in diesem Fall aber um Kunden handelt, die aktiv einen Stromanbieter auswählen, müssen die Preise zumindest konkurrenzfähig sein.
Wenn es hier also zu hohen Margen kommt, würde der Markt versagen.

Grundversorger-Kunden
Hier ist eine Preiserhöhung nur zulässig, wenn die Kosten für den Versorger auch gestiegen sind. Eine Erhöhung der Marge ist dagegen nicht zulässig.

Bestandskunden
Meiner Kenntnis nach (aber ich finde leider gerade keinen Beleg dafür, vielleicht kann hier jemand helfen) dürfen auch bei Sonderverträgen (also kein Grundversorger) nur solche Steigerungen weitergegeben werden, die durch verteuerten Einkauf oder Steuern/Abgaben entstehen. Auch hier sollte eine Erhöhung der Marge nicht zulässig sein.

Der Artikel von der Verbraucherzentrale liefert einen Anhaltspunkt dafür:

In Sonderverträgen muss das Preisänderungsrecht dagegen wirksam in den AGB (Kleingedrucktes) vereinbart sein.
In der Vergangenheit haben Gerichte viele solcher Klauseln in den AGB allerdings für unwirksam erklärt.

In solchen Sonderverträgen sind zudem Preisgarantien üblich, die zumindest gesteigerte Beschaffungskosten einschließen. Deshalb kommen einige Billiganbieter in Schwierigkeiten, weil sie die gesteigerten Einkaufspreise erst mit Verzug weitergeben können.
Es ist daher auch plausibel, dass auf der „schwarzen Liste“ der Anbieter, die ihre Erhöhungen um den Termin der EEG-Senkung legen, vor allem Stadtwerke (d.h. häufig Grundversorger) zu finden sind. (Außerdem kann man wohl nur bei denen diese Daten überhaupt strukturiert erheben.)

Zudem ist es nicht verwunderlich, dass in allen euren Presseanfragen auch auf die gestiegenen Preise verwiesen wird. Neben der PR-Strategie natürlich, dass das sowieso niemand zugeben würde. Etwas anderes wäre meines Wissens nach nicht zulässig.

Bezog sich euer Kontakt mit den „Margen des Jahrhunderts“ auf die Neukunden? Sonst verstehe ich nämlich nicht, wie das passieren kann.

Ich würde mich über eine Klarstellung sowie weitere Quellen freuen. :slight_smile:

Das lenkt doch vom eigentlichen Thema ab: wie kann ich Stromkosten langfristig sparen und einen fixen Gestehungspreis sicherstellen?

PV aufs Dach = kein zusätzlicher Flächenverbrauch
Balkonsolarkraftwerk, damit ich zumindest den Tagebedarf gedeckt habe, gerade mit Home Office wird das immer interessanter.

Viel wichtiger als auch der letzte gesparte Cent = damit werden Emissionen in Großkraftwerken und Transformationsverluste und Leitungsausbau vermieden!

2 „Gefällt mir“

Wenn man priviligiert ist und ein Einfamilienhaushat und/oder einen Balkon. Was macht der Rest (also so 60% der Menschen in diesem Land)?

1 „Gefällt mir“

Ich kann nicht beurteilen, ob dein Prozenztwert annähernd korrekt ist, aber wie wäre es mit Beteiligung an einer Bürgerenergiegenossenschaft, die dich mit Energie beliefern kann?

2 „Gefällt mir“

Pragmatisch gesehen kann ich das verstehen, PV aufs Dach und an den Balkon - wenngleich aktuell nur mit Monsterwartezeit und hohen Preisen zu bekommen - so be it.

Abstrakt und Big Picture glaube ich allerdings doch an Arbeitsteilung… Also sprich, dass der „Profi im großen Stil“ und dadurch maximal effizient und günstig produziert.

Anderes Beispiel: Klar ist es nett, meine Tomätchen auf dem Balkon anzubauen, zu hegen und zu pflegen. De facto günstiger ist es aber meist dennoch, die Profis mit den Gewächshäusern ran zu lassen. Trotz Logistikkosten. Wäre dem nicht so, wären wir doch alle noch Selbstversorger und würden auf dem Land wohnen!?

Nochmal: Wer ein Dach hat, kann und soll da auch Panele draufschmeißen, aber für die Gesellschaft als Ganzes soll es wirklich sinnvoll und rentabler sein, den Selbstversorger zu machen!?

2 „Gefällt mir“

Das ist sicherlich immer eine Einzelfall- Betrachtung, ob man selbst Rendite haben will, sie den Versorgern oder dem Staat überlässt (welcher ja auch ein Big Player im Energiebereich ist). Selbstverständlich sind mit die Konsequenzen bekannt:
-Demokratisierung des Energiemarktes
-weniger Energie Steuer und Umsatzsteuereinnahmen beim Staat,

  • usw

Wie du so schön feststellst wird es eine Mischung sein.

Allerdings ist es heute bereits so, dass eine kleine Solaranlage auf dem Dach eines EFH locker am Vormittag schon 6 Kilowatt = 6000 Watt produziert stabil, im Haus werden aber nur 350 Watt verbraucht inkl Homeoffice. D.h. der Strom geht sofort (wenn keine Batterie im Haus oder E Auto) in die umliegenden Nachbarhäuser, d.h. der Energieversorger hat null Euro Invest für meine Anlage, kauft mir meinen Strom vom Dach günstig ab und verkauft ihn teuer weiter, der Verteilnetzbetreiber hat nicht viel davon, weil ja lokal, der Messstellenbetreiber ist fein raus, der EVU hat was davon.

Es wird alles eine Mischung sein, wir brauchen Pufferung lang und kurzfristig für die Überschüsse, für die Schwer- und Großindustrie und für die Rechenzentren. Aber das ist nochmal ganz anderes Thema.

Egal wie, wir müssen eine Balance finden. Strom der erzeugt wird, muss sofort verbraucht werden, wir müssen uns in die Naturkreisläufe integrieren, wir müssen eine Balance zwischen Emission und wieder Rückholung finden, primär Emissionsvermeidung etc…

Aber ja es ist ein komplex und schwierig, das Thema gesamtgesellschaftlich und individuell zu bewerten.
Eine vorurteilsfreie, sachliche und nicht manipulative Debatte hier im Forum ist da sicher auch ein gutes Übungsfeld, meine ich.

Ich denke eher im Big Picture und freue mich gleichzeitig über jeden kleinen Schritt an fundierten lösungsorientierter Erkenntnis on top. Vielen Dank.

Du lenkst vom Thema ab.
Es sollte hier weder um fixe Gestehungspreise, noch Solaranlagen gehen. Es geht um die Margenerhöhung, und wie Stromanbieter diese realisieren.

1 „Gefällt mir“

Ich habe ein anderes Verständnis von Marge, die Marge ist relativ. Nehmen wir mal an die branchenübliche Marge sei 36 % [Forbes], dann verdient man an einem gestiegenen Strompreis von vielleicht € 0,50/kWh (mit einer Marge von € 0,18) im Vergleich zu dem Vorkriegspreis von € 0,30/kWh (mit eine Marge von € 0,11) etwa 7 Cent mehr bei unveränderter Marge.

Wenn ich nun Energieversorger wäre, würde ich mich hüten voreilig an meinen Margen zu drehen, denn ich wüsste ja nicht wie sich der Verbrauch der Kunden entwickeln wird. Ich muss ja die Gehälter und die Wartung weiter bezahlen und wenn jetzt alle Kunden anfangen zu sparen um ihre monatlichen Kosten wieder in einen verträglichen Rahmen zu drücken, dann bleibt mir von den 36 % ja genauso viel über wie vor dem Krieg.

Kleiner Hinweis: Der Strompreisanteil der Vertriebsunternehmen beträgt 36%, die Marge fällt geringer aus. Mit einem steigenden Strompreis im Einkauf steigt auch der Anteil am Strompreis, der erst mal bei den Unternehmen landet. Die 36% sind also nicht konstant. Sind es bei 30 ct/kWh noch knapp 11 cent wären es bei einem Anstieg der Beschaffungskosten von 5 ct/kWh und voller Weiterreichung 45%.

Deine Idee ist sonst soweit korrekt. Aber die Margen im Strom- und auch Gasvertrieb sind deutlich geringer. Da habe ich eher so 3-7% im Kopf, müsste aber noch mal genauer in Berichten der Branche suchen gehen, wenn es gewünscht ist.

Was hier meines Erachtens nicht beachtet wird: das deutsche Modell, dass der Privatkunde einen Strompreis langfristig mit einem Lieferanten vereinbart und dieser dann zusehen muss, wie er den Strom beschafft, funktioniert nur solange gut, wie die Entwicklung des Strompreises einigermaßen kalkulierbar ist.

Sobald der Strompreis wilden Schwankungen unterliegt, wäre es besser, wenn der jeweilige Marktpreis bzw. der aktuelle Beschaffungspreis tagesaktuell an den Stromkunden weitergereicht würde. Das ist heute ja auch kein Problem mehr mit einem digitalen Zähler, der sowieso permanent ausgelesen werden kann.

Ansonsten stehen wir nämlich vor dem Problem, dass der Stromkunde de facto eine Versicherung gegen steigende Strompreise beim Versorger einkauft. Und die Höhe dieser Prämie hängt natürlich vom Risiko ab, dass der Strompreis steigt. Dieses Risiko ist derzeit kaum seriös kalkulierbar.

Sorry, das passt nicht zu meinem Bild.
Die Erhöhung von 30 Cent auf 50 Cent für den Endkunden darf der Stromanbieter nämlich nur vornehmen (zumindest soweit mein Verständnis, s.o.), wenn seine Kosten inkl. Steuern etc. auch um 20 Cent gestiegen sind. Dann bleibt die Marge aber bei 11 Cent, sie ist relativ zum Endkundenpreis sogar gesunken.
(Wie gesagt, ich freue mich über Quellen/Korrekturen.)

Ich habe Flüchtlinge aus der Ukraine betreut. Es war als Neukunde im April '22 nicht möglich einen Tarif mit weniger als 50ct/kWh abzuschließen.

Und die Erhöhung für Bestandskunden wird kommen, sobald das BMWK DEN Versorgern die Erlaubnis gibt.

1 „Gefällt mir“

Neukunden habe ich oben separat behandelt.

Diese Erlaubnis wird aber wohl kaum den Wunsch nach höheren Margen umfassen sondern sich nur auf höhere Kosten beziehen, sofern sie einigermaßen gut gemacht ist.
Noch ist diese Erlaubnis nicht da, die „Margen des Jahrhunderts“ aber scheinbar schon.

1 „Gefällt mir“

Momentan ist der Preis nicht nur wilden Schwankungen unterworfen, sondern geht steil nach oben. Aktuell kostet Strom für 2023 an der Börse 32 Cent/kWh (*). Der Preis ist in den letzten Wochen um 50 Prozent gestiegen. Da sind noch keine Steuern und Abgaben dabei, keine Betriebskosten für die Einkäufer und erst Recht keine Marge. Wer aktuell neue Kunden aufnimmt, mit welchen Einkaufspreis will der kalkulieren? 40 Cent/kWh? Oder ist das auch zu niedrig?

Die Risikoaufschläge dürften derzeit ein Problem sein. Nicht nur die Einkäufer an der Börse werden Risikoaufschläge an ihre Kunden weitergeben, auch die Verkäufer an der Börse erheben Risikoprämien.

(*) Der Preis ist für ein Jahresprodukt Strom, also zu jedem Zeitpunkt im Jahr die gleiche Leistung. Dazu müssen dann noch weitere Stromprodukte gekauft werden, die häufig auch noch teurer sind.

1 „Gefällt mir“