LdN 296: Strom / Einkaufspreise

Das wird leider gelegentlich in Erklärvideos zum Thema Strompreisbildung so dargestellt, also dass EEs mit „null Kosten“ angenommen werden. In der Tat ist es so wie du sagst: die Grenzkosten sind nahe bei null, aber die Gestehungskosten sind signifikant, wenn man die Finanzierung der Anlage korrekt einrechnet.

Das ist ein guter Punkt und mit ein Grund, weswegen ich überhaupt kein Problem darin sehe, wenn EEs jetzt mal in der aktuellen Marktsituation temporär überdurchschnittlich Rendite erwirtschaften können. Etwas besseres kann kaum passieren, wenn das übergeordnete Ziel ein Ausbau des EE-Anteils ist.

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Und bei den Erneuerbaren haben wir immer noch das Problem, dass die Produktion nicht mit dem Verbrauch übereinstimmt. Energieversorger, die nur erneuerbare Energien an ihre Endkunden verkaufen, die müssen die Differenzmengen kurzfristig am Spotmarkt einkaufen. Für einen Windpark sind die Prognosen erst knapp 3 Tage im Voraus brauchbar. Und damit nehmen kommen zu den eigentlich niedrigen Kosten für die erneuerbaren Energien die hohen Spotkosten hinzu. Energieversorger versuchen sich dagegen abzusichern, aber auch das geht nur begrenzt.

Und der Anteil der Spotmengen ist z.B. bei der Windenergie enorm. Vor einiger Zeit hatte ich mir das für einen größeren Windpark angeschaut, die eingekauften Spotmengen haben dort knapp 50 Prozent der produzierten Mengen des Windparks betragen. Sprich, für 1 MWh produzierte Menge mussten 0,5 MWh am Spotmarkt gekauft und verkauft werden. Nur, der Einkaufspreis war dann eher doppelt so hoch wie der Verkaufspreis, weil der Spotpreis mit dem Anteil der Windmengen korreliert.

Günstiger dürften die Preise für grünen Strom von Anbietern sein, die auch nicht grünen Strom anbieten. In dem Fall können die Anbieter auch langfristig Mengen beschaffen und den grünen Strom auf die entsprechenden Kunden verteilen.

Vielleicht habe ich es überlesen, aber warum ist das so? Also warum wird das Merit Order Prinzip verwandt?

Das ist korrekt, aber letztlich auch ein technisch lösbares Problem. Die Lösung sind Energiespeichertechniken: Batterien, oder in größerem Maßstab eher Pumpspeicherkraftwerke. Haben wir halt aktuell zu wenig von, aber den Ausbau der Erneuerbaren muss man ab einem gewissen Punkt, nämlich wenn der fossile Anteil so weit reduziert wurde dass die Verfügbarkeit von Regelenergie zum Ausgleich der Schwankungen zum Problem wird, zwingend gekoppelt mit dem parallelen Ausbau von Speicheranlagen betrachten.

Mit solchen Anlagen lässt sich dann natürlich durch Differenzen der Preise am Spotmarkt auch gut Geld verdienen, und die Anlagen sind teure Investitionen, so dass ein Teil des Preisvorteils der Erneuerbaren dort versickern dürfte. Allerdings bezweifle ich, dass wir da von Größenordnungen reden die an die jetzigen Gaspreise ranreichen.

Etwas viel besseres gibt es bereits: der Staat bzw. eine von ihm beauftragte Stelle garantiert den EE-Anlagen eine auskömmliche Rendite und vermarktet das Produkt dann selbst (sprich: Einspeisung nach EEG-Modell). So sorgt man auf Seiten der Erzeuger für gut kalkulierbare Einnahmen und damit minimale Risikoprämien auf die Investitionen. Und gleichzeitig können die Überrenditen, die in einer Marktsituation wie der aktuellen auftreten, von der öffentlichen Hand an die Stromverbraucher zurückgegeben werden.

Wer dagegen aktuell vor einer Investitionsentscheidung für eine stromerzeugende Anlage steht, der weiß nicht, ob er in einem Jahr mit einem Großhandelspreis von 6 ct/kWh oder 60 ct/kWh kalkulieren soll. Die Unsicherheit und damit verbunden die Risikoprämie ist enorm.

Privatpersonen können in eine eigene Energieerzeugung investieren (sehr zum Ärger der großen EVU) damit sichern sich die BürgerInnen große Unabhängigkeit und einen sehr langfristig günstigen Energiegestehungspreis für Strom, der bei Bedarf in andere Energie (Wärme oder Bewegungsenergie) gewandelt werden kann… mit sehr wenig Verlusten :slight_smile:

Warum wollen nur mancher EVU nichts davon wissen?
Sie können doch sogar den von BürgerInnen finanzierten Solarstrom teuer verkaufen an die nächstegelegenen Nachbarhaushalte. Müssen nichts weiter tun als Rechnung schreiben.

Soweit ich weiss war die Idee, dass dadurch eben zunächst die CO2 günstigen Stromprodukte angekauft werden und somit, falls genug vorhanden, die CO2 lastigen Produkte wie Strom aus Gas aus dem Markt herausfallen. Klappt wohl derzeit mehr schlecht als recht.

Das ist mir klar, ich wollte nur anekdotisch bestätigen, dass Grundversorgung nicht zwingend die schlechteste Option sein muss.

Sorry, das Thema triggert mich ;)))

Der Staat hat auch im EEG nichts mit der Vermarktung zu tun gehabt. Er hat im Prinzip erst jetzt durch die Fonds-basierte Finanzierung der EEG Vergütung und Marktprämie eine aktivere Rolle. Davor wurde der Strom von den ÜNB bzw. von den privatwirtschaftlichen Direktvermarkten vermarktet und die Umlage über das EEG Konto in Verwaltung der ÜNB geregelt.

Im EEG für alle großen Anlangen auch nicht der Fall. Da ist es nur nach unten sicher. Man bekommt immer den anzulegenden Wert. Wen Unternehmen besser vermarkten, dann können sie auch jetzt die Mehrgewinne behalten.