Realistisch ist der Zug beim Thema AKWs ist aus meiner Sicht weitestgehend abgefahren, in wie weit die von dir genannten Punkte real oder nur vorgeschoben sind kann ich nicht richtig bewerten.
Das Problem ist alleine schon das politische Umfeld, nach dem bisherigen Zick-Zack Kurs der Regierungen, ist das Risiko für die Betreiber untragbar.
Realistischerweise muss man Schritt eins (EE-Ausbau) und zwei (WP-Ausbau) gleichzeitig machen, wenn man den sportlichen Zeitplan bis 2050 einhalten will. Wir können ja auch nicht erst anfangen Elektroautos zu verkaufen, wenn wir 100% erneuerbaren Strom haben.
Selbst 100% fossil befeuerte Wärmepumpen sind spätestens ab einer Jahresarbeitszahl von 3 ökologischer als 100% fossil befeuerte Heizungen. Und der Energiemix, der die neuen Wärmepumpen versorgt wird zu einem signifikanten Teil auch erneuerbar sein. Da sehe ich also gar kein Problem.
Haben wir im Forum bereits mehrfach diskutiert. Auf absehbare Zeit wird es das nicht geben. Sofern das Projekt jemals gelingen sollte, wird einige Zeit ins Land gehen, bis Nordafrika Stromüberschüsse produziert und die HGÜs gebaut sind. Darauf können wir also nicht warten und der Großteil unserer Energie muss aus unserer heimischen Produktion kommen.
Mögliche Szenarien habe ich hier schon desöfteren verlinkt. Quasching, Kemfert, Fraunhofer, Agora haben alle Studien veröffentlicht, die einen gangbaren Weg skizzieren.
Und wenn man sich anschaut, wo die Windräder heute stehen, passiert genau das. Vergleich mal den Windstrom aus Schleswig Holstein mit dem aus Bayern. Die guten Standorte werden aber zum einen rar und zum anderen, brauchen wir überall im Land Windkraft, denn irgendwann ist es wirtschaftlicher, Strom an schlechten Standorten lokal zu erzeugen, als ihn über riesige Übertragungsnetze durch ganz Deutschland zu transportieren.
Allein das Potential auf Dächern ist gigantisch. Auf Äckern plant die Bundesregierung den gleichzeitigen Anbau von Pflanzen und das Aufstellen von PV-Anlagen. In warmen Sommern ist die zusätzliche Beschattung sogar vorteilhaft für Ertrag und Boden. Also sehr ethisch.
Wo ich dabei bin: man muss den Ausbau der Wärmepumpen und der Stromerzeugungskapazitäten gleichzeitig im Blick haben. Aber selbst zeitweilige stärkere fossile Stromerzeugung zugunsten von mehr Wärmepumpen halte ich für eine gute Idee – insbesondere, wenn man die langfristige Strategie im Blick hat.
Ich befürchte du hast recht und wir sind sehr weit von der Einbindung Nordafrikas in die europäische Energieversorgung entfernt.
Es fällt mir aber schwer mich damit abzufinden, da aus meiner Sicht die Vorteile auf der Hand liegen und es im öffentlichen Diskurs nach meiner Wahrnehmung nicht stattgefunden hat.
Zudem sehe ich aktuell wirklich kein Konzept, wir sind beim Speicherbau weit hinterher. Tatsächlich konnte ich in Deutschland kein in der Umsetzung befindliches industrielles Power to Gas Speicherprojekt finden.
Kein heute verkauftes Elektroauto kann bislang bidirektional ins Stromnetz eingebunden werden, selbst beim Standard dafür gibt es noch Unklarheiten.
Diese Darstellung vom Frauenhofer ISE ist wie ich finde sehr gelungen und verdeutlicht die Notwendigkeit von Speichern eindrücklich.
https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&stacking=stacked_absolute_area&interval=month&year=2021&month=07&legendItems=00111111111111100
Um nochmal ganz zum Anfang zurückzukommen, kurzfristig unsere Abhängigkeit von russischen Importen reduzieren wird uns wohl nur durch Energiesparen und die Nutzung der LNG Infrastruktur unserer Nachbarn gelingen.
Da haben wir uns in eine ziemliche Sackgasse manövriert.
Sorry aber das ist nicht meine Diskussionskultur.
Ich denke wir sollten hier ohne irgendwelche Unterstellungen auskommen.
Ok, Butter bei die Fische. Entgegen jeglicher vernünftiger Physik habe ich mir vor 2 Jahren erlaubt, eine Kita mit 200qm PV im Raum Aachen zu bauen, das bekanntlich nicht in Afrika liegt.
Jahresproduktion 2021 waren 40.500 kWh. Damit könnte man z.B. 270.000km mit dem E-Auto fahren, um mal ein Gefühl für die Leistungsfähigkeit zu bekommen.
In Realität reicht es für 37% Autarkie für Heizungs- und Verbrauchstrom, der sich durch intelligente Steuerung noch erhöhen ließ. Von einer Batterie nicht zu sprechen. Bei einer 6 Gruppen Kita.
Aber Gesamtkonzept ist na klar scheisse. Kabel von Afrika rüberziehen wäre viel cleverer.
Warum bestehst du dann darauf als zwingende Vorraussetzung für ein Gelingen der Energiewende?
Auch hier muss ich dir widersprechen und behaupten: du hast den Diskurs nur nicht mitbekommen.
Die Idee mit dem Solarstrom aus Nordafrika ist nicht neu, die gibt es bereits seit den Anfängen der Photovoltaik wurde immer wieder aufgeworfen und immer wieder aus denselben Gründen verworfen: es gibt keine politische Stabilität und die Verluste machen es extrem teuer.
Das ist bedingt richtig, nur ist so ziemlich jeder der mit diesem Argument beginnt darauf aus zu beweisen dass alles daran scheitert dass man nicht Energie für mehrere Wochen vorhalten kann.
Für die Speicherproblematik gibt’s hier übrigens auch schon eine sehr spannende und aufschlussreiche Diskussion im Forum wo auch der Frage nachgegangen wird wieviel man speichern müsste.
Darin herrscht weitgehend Einigkeit.
Deine Vorstellungsliste zur Energiewende lässt aber kaum einen anderen Schluss zu, denn all das wird von so ziemlich jedem Bremser, Verhinderer, NIMBY in dieser oder ähnlicher Reihenfolge vorgebracht.
Willst du verhindern, mit solchen Leuten in einen Topf geworfen zu werden, dann bring gleichzeitig mit deiner Liste damit verbundene Probleme, die zeigen, dass du dich damit grundlegend beschäftigt hast und nicht nur nach Ausreden suchst.
Denn wie auch von anderen geschrieben: dass ist genau der Forderungskatalog und die Vorstellungen die uns 20 Jahre Stillstand bei der Energiewende und die heutigen Abhängigkeiten eingebracht haben.
Tolles Projekt, keine Frage!
Ich will hier niemanden davon abhalten sich PV auf sein Dach zu bauen es ist toll, dass das mittlerweile auch in unseren Breiten ernsthaft konkurrenzfähig ist.
Aber wenn wir es ganzheitlich betrachten müssen wir uns auch die schwierigen Fragen anschauen:
Wie viel bringt die PV-Anlage im November, Dezember, Januar?
Wie hoch ist der Verbrauch in diesen Monaten, besonders wenn elektrisch (Wärmepumpe) geheizt wird?
Was ist das Konzept um auch in dieser Zeit das Land mit Energie zu versorgen?
Die 200qm PV hätten in Afrika ca. 2 - 2,5 mal so viel Energie produziert, 5000 km HGÜ haben ca. 15% Verlust kommt also mindestens 1,7 mal so viel Energie hier an.
Diese aber viel konstanter über das Jahr verteilt.
Gemäß PVGIS liegt in Nordafrika (Beispiel irgendwo in Ägypten) Faktor 1,2 zwischen dem ertragsschwächsten und -stärksten Monat, in Aachen Faktor 3,5 und das auch noch gegenläufig zur Heizperiode.
Bislang fehlt das Konzept wie wir wirklich über das gesamte Jahr unabhängig werden wollen.
Mit Wind und PV wird ohne Speicher der gläserne Deckel bei gut 60% vielleicht 70% des aktuellen Stromverbrauchs erreicht werden, wenn wir im großen Stil elektrifizieren (was wir müssen) sinkt dieser Deckel da viel Wärme im Winter benötigt wird wo PV kein Faktor ist.
Außerdem muss es unser Anspruch sein die aktuelle (absolut hervorragende) Versorgungssicherheit beizubehalten.
Hier vllt noch eine schöne Ausführung, warum ein Importstop von russischen Energieträgern große nachteilige Auswirkungen für Deutschland hätte:
Ich habe mir privat wie auch als Ingenieur abgewöhnt mit Leuten zu arbeiten, die auf jede Lösung mit „ja aber…“ antworten. Bringt nichts und man kommt keinen Meter weiter.
Statt diese Diskussion neu zu beginnen, könntest du dich an der laufenden beteiligen:
Vielen Dank für den interessanten Link. Allein die Tatsache, dass Habeck sich auch dagegen ausspricht, hat mich an meiner spontanen Meinung (Import-Stopp) zweifeln lassen. Was ich aber noch nicht überzeugend finde: Wenn in dem Artikel dann von den Problemen im nächsten Winter und den 30 Mrd. € an Exporten die Rede ist, dann fehlt mir der Blick auf die zeitliche Perspektive.
Denn natürlich ist das Ziel möglichst schnell möglichst so großen Druck aufzubauen, dass Putin sich möglichst schnell zurückzieht. Und dass dann natürlich der Handel auch weiter gehen kann. Wenn die Sanktionen für ein Jahr fortgesetzt werden müssen, haben die Ukrainer, die Russen und schlimmstenfalls die baltischen Staaten oder Polen viel schlimmere Probleme als unsere Porzellan-Industrie. Die Sanktionen sollen maximal weh tun und nicht nur so sein, dass wir sie möglichst lange durchhalten.
Und dann ist es natürlich auch so, dass eben diejenigen Industriebereiche, die besonders Gas-hungrig sind, auch noch aus ökologischen Gründen die größe Transformation in den nächsten Jahren durchlaufen müssen - völlig unabhängig von Putin.
Gruß Jakob
Wenn wir hier von Lösungen sprechen müssen wir vielleicht erstmal das Ziel definieren.
Meine Zieldefinition dieser Diskussion ist den Primärenergiebedarf Deutschlands bis 2050-2060 komplett aus erneuerbaren Quellen zu decken und dies so ökologisch und ökonomisch wie möglich mit den positiv möglichsten gesellschaftlichen Effekten.
Für diese Zieldefinition, die nach meinem Verständnis, der zumindest formulierte Konsens der demokratischen Parteien ist sehe ich im Handeln der vergangen und im Handeln und den Plänen der aktuellen Regierung kein Konzept.
Ich betreibe seit knapp 20 Jahren unser Vereinsheim Off-Grid, obwohl es seit ca. 30 Jahren eine Zusage des Netzbetreibers gibt uns an das Netz anzuschließen, die sie aber nicht umsetzten.
Ökonomisch und ökologisch wäre der Netzanschluss deutlich besser gewesen, die Bürokratie und die Abhängigkeit vom Netzbetreiber binden uns aber die Hände.
Ich habe großen Spaß an meinem selbst ausgelegten, gebautem und mehrfach modernisiertem PV-Windrad-Speicher System.
Ändert aber nichts daran, dass es gesamtheitlich besser gewesen wäre wenn die vor 30 Jahren das blöde Kabel verbuddelt hätten.
Genauso sind natürlich 200qm PV besser als 0qm PV trotzdem kann zumindest ich das nicht als Lösung für das ganz oben definierte Ziel bezeichnen.
Toller Text, allerdings erschließt sich mir nicht, warum „Frieren für den Frieden“ als Slogan so falsch sein soll.
Es heißt ja, dass das meiste Gas zum Heizen drauf geht, also kann jeder der eben mit Gas heizt, sein ganz persönlichen Importstopp verhängen und so den Verbrauch massiv senken.
Eine solche Komforteinschränkung dürfte den Exporteuren auch schon ordentlich weh tun, aber keine Verwerfungen in der Chemieindustrie hervorrufen.
Vielleicht weil das mal wieder deutlich macht, dass man es sich eben leisten können muss nicht zu frieren. Denn es ist wohl anzunehmen, dass die, die es sich leisten können, nächsten Winter nicht frieren müssen. Und es auch nicht tun werden. Sprich die Ärmsten der Gesellschaft wird also jetzt auch noch der „Frieden“ aufgebürdet.
Es ist aber ein Beitrag.
Deine Zielvorgabe und deine bisherigen Lösungsansätze deuten darauf hin, dass du ein vollständiges Konzept mit Universallösung fertig haben willst bevor auch nur der erste Spatenstich geschieht.
Zum einen ist es dafür zu spät und zum anderen ist es unrealistisch.
Man sollte endlich anfangen das zu tun was man bereits kann und die auftretenden Probleme lösen.
Heißt für die Problematik hier im Thread: wieviel Erneuerbare kann ich für Wärmepumpen bis zum Winter realisieren und anhand dieser Antwort zusehen, dass ich die entsprechende Menge Wärmepumpen an’s Netz bekomme.
Denn dann können die Gasimporte reduziert werden und vielleicht auch ein Kohlekraftwerk abgeschaltet werden.
Hat man dieses Ziel erreicht macht man für 2023 dasselbe.
Will man aber erst ein vollständiges Konzept bis zum Laden des letzten Mobiltelefons fertig haben wirst du dein großes Ziel 2050-60 niemals erreichen, weil du dann immernoch über dem Konzept brüten wirst.
Lösbare Einzelprobleme definieren und angehen ist das einzigste was uns als Gesellschaft vorran bringt.
Ein Zahlenspiel für meine gebaute PV-Anlage, wenn man sie 10 Jahre nur für Elektromobilität nutzt:
10 Jahre x 40.500 kWh/a Ertrag = 405.000 kWh „Primärenergie“
Bei einem Verbrauch von 15kWh/100km kommt man auf 2.700.000 km Fahrleistung.
Bei einem Verbrennerfahrzeug mit 6 Liter Benzinverbrauch auf 100km sind das 162.000 Liter Benzin (ca.1000 Barrel), die man nicht bei Putin oder sonstigen Autokraten kaufen muss. Finde ich ok für so eine popelige Anlage.
Noch schöner: 1 Liter Benzin hat einen einen Energiegehalt von 12 kWh pro Liter. Ergibt 162.000 x 12kWh = 1.944.000 kWh Primärenergiegehalt.
Das heißt die PV-Elektroautovariante senkt den Primärenergiebedarf auf 1/5tel.
Für die Wärmepumpe darf es jetzt jemand anderes vorrechnen.
Sektorkopplung ist das Stichwort. Aber das hast du bei deiner Forderung zum Primärenergiebedarf berücksichtigt und denkst bestimmt nicht wie Friedrich Merz, man müsste den jetzigen Primärenergiebedarf 1 zu 1 durch Erneuerbare ersetzen.
ja, aber…
…stimmt, ohne Wind und Speicher wird es nicht funktionieren.
Vielen Dank für den Hinweis zu dem anderen Thread!
Werde ich ab jetzt nutzen wenn ich dazu noch was mitzuteilen habe.
Es ist zudem für unser Handeln in den nächsten Jahren unerheblich, ob wir am Ende bei 50, 80 oder 100 Prozent erneuerbaren Energien stehen. Wir müssen den CO2 Verbrauch drastisch reduzieren und sollten unabhängiger von Energieimporten werden. Das geht derzeit bei der Energieproduktion am besten mit erneuerbaren Energien.
Momentan können wir noch fast jede zusätzliche kWh aus erneuerbaren Energien nutzen, da deren Produktion ohnehin selten über dem Energieverbrauch in Deutschland liegt. Und wenn das in Zukunft häufiger der Fall ist, wird sich die Industrie darauf einstellen. Letzten Freitag hat die MWh Strom an der Börse teilweise 10 Cent gekostet, weil gleichzeitig viel Wind blies und es sonnig war. Gerade bei sonst hohen Energiepreisen lohnt sich das.
Um nochmal auf den Beginn des Threads und zur Frage, ob Biogas einen Teils des fossilen Gases ersetzten könne, zurückzukommen.
Ich hatte das hier gestern bei tagesschau.de gelesen: