Eines möchte ich vorwegnehmen, damit mein Beitrag nicht falsch verstanden wird: Ich sehe die Impfung als einzige Möglichkeit, um im Alltag wieder etwas mehr Normalität zu erfahren und insbesondere als einzigen Weg, vulnerable Gruppen zu schützen. Das war mir während der ganzen Zeit stets die größte Motivation zur Einhaltung der Maßnahmen. Nachdem nun auch ein weiteres Semester nach kurzer Zeit zurück ins Online-Format ging und das Studium somit nichts mehr an Sozialleben und Austausch zu bieten hat, habe ich diesen Herbst/Winter als doch sehr frustrierend empfunden. Insofern stehe ich wie gesagt hinter einer allgemeinen Impflicht für jene, die ihr eigenes Wohlergehen an erster Stelle sehen!
Dennoch habe ich mich in den letzten Folgen bei der Diskussion ein paar Mal dabei ertappt, dass ich nicht mehr uneingeschränkt die Meinung teilen kann, die Impfung stelle ein kaum nennenswertes Risiko dar…
Am 02. Januar bin ich früh morgens in die Notaufnahme (der Grund dafür war eher harmlos), wo man zum Glück ein Blutbild gemacht hat und eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung feststellen konnte. Die Ärzte*innen haben die Entzündung von Anfang an in Verbindung mit meiner Booster-Impfung gebracht.
Nach 4 Tagen im Krankenhaus bin ich mit ebenjener Diagnose und einem Sportverbot von 6 Monaten entlassen worden. Ich betreibe (insbesondere seit der Pandemie und als enorm wichtigen Ausgleich zum Studium sowie als Erlebnis der eigenen Freiheit) etwa sechs von sieben Tagen Sport in der Woche und bin an Silvester noch einmal 145 km Rennrad gefahren - quasi zur Feier des Tages.
So sehr mich die Diagnose in den ersten Tagen aus der Bahn geworfen hat und ich mich jetzt erst einmal an einen ganz neuen Lifestyle gewöhnen muss, so froh kann und muss ich sein, dass die Entzündung entdeckt wurde, bevor es zu bleibenden Schäden kam. Die Angst, dass ich solche noch erleiden kann, begleitet mich nun natürlich. Jede Anstrengung zu vermeiden und keine Treppen mehr zu laufen, ist für einen jungen Menschen wirklich nicht schön.
Wenige Tage nachdem ich entlassen wurde, ist ein guter Bekannter von mir (wir sind beide etwa 24 Jahre alt) ins Krankenhaus und hat es mit derselben Diagnose wieder verlassen. Im Anschluss habe ich von mindestens vier weiteren Fällen gehört, allerdings immer „um eine Ecke“.
Ja, prozentual sind wir wahrscheinlich nur ein kleiner Kreis, die davon betroffen sind. Meine ganzen Freunde waren jedoch ziemlich geschockt, insbesondere weil uns eben nach der Impfung Schonzeiten von ein bis drei Tagen genannt wurden - im Krankenhaus wurde mir gesagt, dass ich mich mindestens eine Woche hätte schonen müssen, was ich tatsächlich nicht getan habe (diesbezüglich mache ich mir aber keinen Vorwurf, weil ich keinerlei medizinischen Kenntnisse habe und bei so etwas auf die Aussagen meiner Ärzten*innen vertraue).
Ich bin für die Impfung, aber ich finde es wichtig, dass auch Risiken benannt bzw nicht verharmlost werden. Vielleicht zeigen sich entsprechende Folgen eben doch erst mit der Zeit, sodass man stets einen gewissen Respekt wahren sollte, weil wir (logischerweise) über keine Langzeitstudien verfügen. Diejenigen, die eine entsprechende Nebenwirkung der Impfung erlitten haben (bei einer Bekannten meiner Mutter kam es bspw zu einer Thrombose), müssen Nachsicht für dadurch entstandene irrationale Ängste erfahren und nicht mit Impfgegnern in eine Ecke gestellt werden.
Es gibt durchaus schlimmere Schicksale, das ist mir bewusst. In der emotionalen Diskussion sollte man aber eben nicht den Fehler machen, sich dazu verleiten zu lassen, Risiken gänzlich zu negieren, sondern lieber rational und vernünftig zu benennen und zu erläutern. Ggf müssen Informationen ja auch angepasst werden.
Jedenfalls kann es nicht sein, dass jeder eine andere Schonzeit nach der Impfung genannt bekommt - einen einfacheren Weg, um Nebenwirkungen zu vermeiden, gibt es ja gar nicht.
Wer sich dann nicht daran hält, ist meiner Meinung nach selbst Schuld. Diejenigen, die sich das aber (im wahrsten Sinne des Wortes) zu Herzen nehmen, haben dann wenigstens die Chance, sowohl ihrem eigenen Körper als auch der Gesellschaft etwas Gutes zu tun.