Liebes Lage-Team, liebe Community,
ich höre gerade die Lage 268 und möchte einmal hier im Forum einen Erfahrungsbericht posten, der sich mit euren Schilderungen zu der schwierigen Verfügbarkeit von Impfungen deckt. Am Ende gibt’s dann auch noch gute Vorschläge.
In meiner Stadt wurde im Sommer eine sog. Impfstelle als Ersatz für das kurze Zeit später geschlossene Impfzentrum eröffnet. Das ist ein Ladenlokal in der Innenstadt, das in seiner Grundfläche vermutlich so gerade für einen Späti reichen würde. Es gibt dort zwei „Behandlungszimmer“, eine entsprechend dimensionierte Rezeption, einen Lagerraum und ca. 5 Stühle, auf denen die Geimpften ihre Wartezeit verbringen.
Neben dieser Impfstelle gab/gibt (s.u.) es eine nur weitere Impfstelle im gesamten Kreisgebiet sowie Impfbusse.
Das Problem an der Sache: Die Öffnungszeiten
Wie gesagt wurde die Impfstelle im Sommer eröffnet. Da ich dieses Angebot vor kurzer Zeit in Anspruch nehmen wollte, habe ich kurz gegoogelt, wann die Impfstelle geöffnet ist und habe einen Zeitungsartikel der Lokalzeitung zur Eröffnung gefunden. Ich bin daraufhin vor der Arbeit dort vorbei gegangen um festzustellen, dass diese Impfstelle nur noch halbtags geöffnet war. (Wir reden hier von Oktober.) Klar, da hätte ich mich nicht auf den Zeitungsartikel aus dem Sommer verlassen sollen. Die zweite Impfstelle im Kreisgebiet war zu diesem Zeitpunkt schon wieder geschlossen! (Inzwischen ist sie wieder geöffnet.)
Ich war sehr motiviert, bin also in meiner Mittagspause erneut dort vorbei gegangen. Die Schlange war so lang und der Fortschritt so langsam, dass ich irgendwann (ungeboostert) wieder gegangen bin, um meine Arbeit einigermaßen pünktlich fortzusetzen. Erst im dritten Anlauf konnte ich mir dort meine Booster-Impfung abholen.
Seit dem ist das Bild an dieser Impfstelle zumindest samstags immer gleich: Lange Schlangen, langsamer Fortschritt. Kein Wunder; 5 Warteplätze und 10 Minuten Wartezeit pro Impfung ergeben maximal 30 Impfungen pro Stunde. (Das deckt sich auch mit meiner gefühlten Beobachtung.)
Nebenrechnung
Wenn ich überzogen optimistisch annehme, dass diese 30 Impfungen pro Stunde an allen 6 Tagen (Montag bis Samstag) durchgeführt werden (was - wie gesagt - vermutlich nicht stimmt für Montag-Nachmittag 14:00 Uhr), und die rein statistische Quote an Umgeimpften und die Bevölkerung dagegen halte, müssten die Arztpraxen & Impfbusse hier in der Gegend mind. die Hälfte der restlichen Impfungen auffangen, wollten wir vor Ende des Winter überhaupt alle durchimpfen. Darin sind Zweit- und Booster-Impfungen sowie Kinder nicht eingerechnet!
Erklärungsversuch
Für mich deutet sich hier an, dass das wahre Hindernis (der Impfwilligen) verkannt wird: Die Leute können/wollen sich nicht während der Arbeitszeit impfen lassen.
Deshalb ist die Schlange am Samstag so lang. Die sonstigen Öffnungszeiten sind für Leute mit Vollzeitjob ohne Arbeitsausfall kaum zu realisieren. Die Impfbusse sind ebenfalls unbrauchbar, wenn sie nicht gerade genau vor der eigenen Firma (oder dem eigenen Homeoffice) stehen. Beispiel: Ein Impfbus steht einmal pro Woche ab ca. 10:00 Uhr vor dem Arbeitsamt. Das ist praktisch für die „Kunden“ beim Arbeitsamt, aber nutzlos für alle, die eine Arbeit haben und dieser nachgehen.
Dass eine Hausarztpraxis hier keine Alternative ist, ist klar. Die Öffnungszeiten sind ebenfalls für Arbeitnehmer nur mit Krankschreibung/Gleitzeit oder Kulanz des Arbeitgebers zur realisieren.
Lösung I: Wochenende
Impfangebote am Wochenende! Ja, ich weiß, es ist bestimmt nicht schön für Ärzte, dass sie nun auch ihr Wochenende damit verbringen sollen. Neben der völlig überlaufenen Impfstelle kenne ich jedoch keine Impfmöglichkeit an einem Samstag oder Sonntag.
Lösung II: Bahnhöfe
Impfangebote an großen Bahnhöfen, vor allem an solchen, die häufig als Umstieg dienen. Wie oft habe ich schon meinen Anschluss verpasst und hatte dann spontan ca. 20-30 Minuten Zeit am Bahnhof. Das ist genau (!) die Zeitspanne, die man für eine Impfung von Warteschlange über Anmeldung, Impfung und Wartezeit benötigt.
Hier kann man genau die Menschen abgreifen, die morgens vor der Öffnung der Impfstellen und Arztpraxen schon im Zug zur Arbeit sitzen und abends spät nach Hause kommen.