Hallo zusammen,
erst mal meine Meinung zur Liberalismus-Frage von oben:
Die FDP hat für mich wenig mit Liberalismus oder Freiheit zu tun: Die FDP steht vor allem für die Freiheit der Besserverdienenden und Reichen sich nicht an den Kosten des Gemeinwesens beteiligen zu müssen.
Wer diese Partei unterstützt, ist normalerweise, selbst besserverdienend/wohlhabend.
23% der Erstwähler werden aber wohl kaum Besserverdiener oder Wohlhabende sein.
Außerdem sah es 2017 mit den Jungwählern noch etwas anders aus:
Bundestagswahl 2017 - Umfragen Wähler nach Altersgruppen:
18 - 24 Jahre:
CDU/CSU: 24%
SPD: 19%
Linke: 11%
Grüne: 13%
FDP: 12%
AFD: 10 %
(Hinweis: Ich hab nicht die Statistik für Erstwähler aus der Quelle genommen, weil dort nach Ost und West unterschieden wird, wir aber hier über die gesamtdeutschen Zahlen diskutieren.)
FDP und Grüne konnten ihre Anteile also ordentlich steigern. Während sich das bei den Grünen durch den Zulauf der „Fridays for Future“-Bewegung erklären lässt, ist es bei der FDP eben nicht so eindeutig.
Oder hab ich da eine „Fridays for Finance“-Bewegung nicht auf dem Radar gehabt?
Es wundert mich auch nicht, dass die FDP-Fanboys dieses Thema nicht mögen. Oder dass sie hier mit vorgeschobenem Unverständnis reagieren.
Ich frage mich aber vor allem, ob man aus dieser Entwicklung ableiten kann, dass die FDP in Zukunft generell stärker werden könnte:
Ich kenne jetzt nicht genau die Stichpunkte, mit denen die FDP an Erstwähler und junge Menschen herangetreten ist. Aber generell sollen es ja wohl folgende Punkte sein:
- Bessere Bildung
- Gleich großer Fokus auf Umweltpolitik wie bei den Grünen
- Weniger Corona-Einschränkungen
- „Wenn ihr mal ein reicher Youtuber seit, nerven wir euch nicht mit Steuern“
Die ersten beiden Punkte sind vorsichtig ausgedrückt keine klassischen starken FDP-Themen. Und beide Themen tragen im Wahlprogramm die typische FDP-Handschrift:
- Darf nichts kosten und
- soll unsere Klientel bevorteilen
Beides kostet in der Realität aber Geld und das will die FDP ihren Wählern ja nicht wegnehmen.
Das angeblich so viele Erstwähler darauf angesprungen sein sollen, zeigt, dass politische Bildung und Medienkompetenz stärker auf den Stundenplan gehören.
Der 3. Punkt, falls er zutrifft, ist natürlich rein populistisch. Die FDP würde selbstverständlich die Schulen öffnen wenn dadurch Mama und Papa schön arbeiten gehen können. Und natürlich würden sie als Ausgleich dafür alle anderen Freizeitaktivitäten der Jungendlichen (gerade Clubs usw.) bereitwillig schließen, damit das Infektionsgeschehen nicht überhand nimmt.
Da die Pandemie aber hoffentlich bei der nächsten Wahl kein Thema mehr sein wird, wird die FDP damit dann auch keine Stimmen mehr holen können.
Den 4. Punkt finde schon etwas schwieriger. Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Menschen da interessiert sind. Schließlich sehen sie mehrheitlich nur die erfolgreichen Influencer und nicht den großen Rest, der es nicht geschafft hat und dann einen normalen Job macht. Das könnte quasi ein Äquivalent zum „American Dream“ werden und dem sollte man in der Schule ggf. auch mit Bildung begegnen.
Mfg
Matder