Naja, das ist einer dieser typischen Richtungsstreits bei einer sich anbahnenden Veränderung. Betamax vs. VHS, AC vs. DC, BluRay gegen HDDVD…
China scheint aktuell sehr stark den Wasserstoff-Bereich zu dominieren und hat scheinbar ein ernsthaftes Interesse daran, Wasserstoff-Autos marktreif zu bekommen.
Die große Frage ist halt wirklich, welche Technologie langfristig besser funktioniert. Kurzfristig ist das E-Auto klar im Vorteil, weil die Infrastruktur dafür recht leicht aufzubauen ist (Strom gibt es überall), aber langfristig kann ich mir vorstellen, dass Brennstoffzellen-Autos dem E-Auto den Rang ablaufen werden. Denn das große Problem bei E-Autos bleibt die Speicherung der Energie.
Daher: Naturstrom fällt über den Tag verteilt vor allem in den Mittags- und Nachmittagsstunden an, weil hier der ganze Solarstrom entsteht. Wenn wir diesen Strom wirklich nutzen wollen, müssen wir ihn speichern, denn der Strombedarf ist vor allem am Abend hoch, wenn die Sonne untergegangen und die Leute von der Arbeit kommen und ihr Auto laden wollen.
Nun gibt es innovative Ideen wie z.B. die Batterien der E-Autos als Netz zu nutzen, daher: die gesammelte Energie-Kapazität aller an’s Netz angeschlossenen E-Autos soll genutzt werden, um Schwankungen auszugleichen. In der Praxis würde das z.B. bedeuten, dass die obersten 20% der Batterie (also der Teil zwischen 80% voll und 100% voll) bei Bedarf vom Auto abgezapft und woanders verwendet werden kann. Das klingt auf dem Papier gut, bringt aber in der Praxis Probleme mit sich, weil Batterien auch heute noch eine begrenzte Wiederverwendungszahl haben (der ADAC geht von 1.500 bis 2.500 Ladezyklen aus). Kurzum: Ein solches Modell lässt die Batterien schneller altern und die Batterien sind - trotz aller Recycling-Bemühungen - weiterhin ein großes Umweltschutzproblem.
Gelingt es hingegen, die Solarenergie z.B. in Nordafrika, wo sie in groben Mengen anfällt, direkt in Wasserstoff umzuwandeln (was zwar ineffizient ist, aber in großen Mengen möglich wäre), wäre das Resultat in jedem Fall ein besserer Energiespeicher - schlicht ein Energiespeicher, dessen Herstellung wesentlich Co2-Neutraler ist und der wesentlich flexibler genutzt werden kann (eben wie aktuell Benzin nicht auf eine Batterie angewiesen ist).
Der Streit, welche Technologie sich durchsetzen wird, hängt daher maßgeblich davon ab, welche Technologie die massiveren Durchbrüche in der Entwicklung erzielen wird. Die Forschung an neuen Batterien (vor allem Feststoff-Batterien) ist aktuell sehr interessant zu beobachten und könnte die Probleme der E-Autos ein gutes Stück weit negieren, die Forschung an besseren Elektrolyse-Verfahren, insbesondere die Steigerung des Wirkungsgrades der Umwandlung von Solarenergie in Wasserstoff, könnte aber auch das Wasserstoffauto an die Spitze katapultieren…
Aktuell ist das Elektroauto jedenfalls eine machbare Realität und das Wasserstoffauto eine Utopie - aber ob das so bleibt… naja, sagen wir’s so, ich würde nicht darauf wetten wollen, weil beide Technologien starke Entwicklungspotentiale haben und Wasserstoff meines Erachtens eine höhere Potential-Decke hat, daher: Das beste Wasserstoffauto wäre vermutlich etwas praktischer als das beste E-Auto, während gegenwärtig das beste E-Auto deutlich besser ist als das beste Wasserstoffauto…