LdN 238: erhöhtes Risiko durch Corona für Schwangere

Hi, in der aktuellen Folge erwähnte Ulf, dass eine Bekannte mit Kinderwunsch sich habe impfen lassen können und dass das ja sehr sinnvoll sei, weil „bekanntermaßen Corona ein besonders hohes Risiko für Schwangere darstellen würde“ (sinngemäß). Habt ihr dafür Belege? Alles was ich bisher gehört habe war, dass weder Schwangere noch ungeborene Kinder, sowie stillende Mütter oder Säuglinge zu den Risikogruppen gehören. Es wird vermutet, dass keiner der Impfstoffe für Schwangere, Stillende, ungeborene und gestellte Kinder negative Auswirkungen hat (ausgenommen das leicht höhere Risiko der Sinusvenenthrombose für junge Frauen), aber ausreichende Daten und Studien gäbe es nicht.
Wenn ihr anderslautende Informationen habt, wäre es sehr interessant darüber mehr zu hören.

Danke für eure tolle Arbeit und viele Grüße, Hannes

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oder auf der Tonspur ab 01:04:19

@herr.hannes

Artikel hierzu:

Hallo Hannes, in dem Podcast von Christian Drosten diese Woche gab es eine gute Info dazu!

Eine internationale Kohortenstudie belegt das erhöhte Risiko für Schwangere ziemlich eindeutig: Maternal and Neonatal Morbidity and Mortality Among Pregnant Women With and Without COVID-19 Infection
Sie wurde am Dienstag in Kekulés Podcast besprochen, wo u.a. kritisiert wurde, dass das RKI die Bewertung von Schwangeren bei den Risikogruppen schon seit Herbst(?) nicht mehr aktualisiert hat. Manchmal weiß man echt nicht, was die in dieser Behörde eigentlich den ganzen Tag machen…

Hinzu kommt mal ganz abgesehen von den ganzen Studien, dass Schwangere nicht so ohne weiteres mit allen Mitteln behandelt werden können. Deswegen ist es auch absolut richtig, dass Kontaktpersonen von Schwangeren priorisiert geimpft werden.

Genau. Und noch spannender/wichtiger fänd ich Untersuchungen hinsichtlich Impfung von Schwangeren und Stillenden zum Schutz von Säuglingen. Dazu ist die Datenlage ebenfalls sehr dünn…

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/122403/SARS-CoV-2-Impfung-von-Schwangeren-und-Stillenden-schuetzt-auch-Fetus-und-Neugeborenes

Auch Herr Kekulé hatte sich kürzlich dazu geäußert hinsichtlich des Risikos für Schwangere:

„Das Risiko dafür [ Eklampsie*] ist 1,76-fach, also knapp 1,8-fach erhöht. Für schwere Infektionen bei Covid ist das Risiko knapp 3,4-fach erhöht, wenn man Covid hat. Die Wahrscheinlichkeit auf der Intensivstation zu landen, im Vergleich zu Schwangeren ohne Covid, ist um das 5,4-fache erhöht, also über fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit. Und die Wahrscheinlichkeit zu sterben für die Schwangere während der Schwangerschaft ist 22-mal erhöht. D.h. es ist völlig klar, dass Schwangerschaft ein massives Risiko ist, wenn man Covid bekommt“
Kekulés Corona-Kompass, Folge 175 als Textversion | MDR.DE

*Eine plötzlich auftretende, schwere Erkrankung, die mit Krampfanfällen einhergeht. Weitere Symptome dieser Gestose sind ein hoher Blutdruck, Schwellungen, Nierenschädigung und Eiweißverlust.

Im Steckbrief des RKI zu SARS-CoV-2, zuletzt aktualisiert am 19.04.2021, heißt es:

Zu den Besonderheiten in der Schwangerschaft zeigt ein großes systematisches Review/eine Metaanalyse, dass Schwangere, deren SARS-CoV-2 Infektion im Krankenhaus festgestellt wurde, vergleichsweise seltener Symptome wie Fieber, Atemnot und Muskelschmerzen aufweisen (70). Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf mit Aufnahme auf eine Intensivstation und für eine invasive Beatmung ist gering, jedoch im Vergleich höher als bei nicht-schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter, Todesfälle sind selten. Schwangere mit schwereren COVID-19 Verläufen haben im Vergleich zu Schwangeren mit asymptomatischem oder mildem Verlauf ein deutlich erhöhtes Risiko für Präeklampsie und vorzeitige Entbindung (92). Zu den Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf zählen ein höheres mütterliches Alter, starkes Übergewicht, Vorerkrankungen wie Bluthochdruck sowie Gestationsdiabetes und Prä-Eklampsie. Die bisherigen Auswertungen der Daten des CRONOS-Registers legen bei den untersuchten Schwangeren in Deutschland einen überwiegend günstigen Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 nahe (93).