Zunächst einmal, ich finde Kritik an der russischen Regierung in vielen Fällen sehr wohl angebracht. Aber ich finde, euer Bericht ist sehr einseitig pro Ukraine.
Beide Seiten zündeln gerade. Die Ukraine könnte testen wollen, wie weit Biden (als einer der Unterstützer des Konflikts 2014) mit seiner Unterstützung geht. Russland könnte dies ebenfalls auf seine Weise versuchen und im Zweifelsfall eventuell weitere Gebiete (wie den Nord-Krim-Kanal) erobern, um die Wasserversorgung der Krim zu sichern. Dort herrscht nämlich gerade Wassermangel, sofern die Berichte korrekt sind.
Die aktuellen und weiter geplanten russischen Manöver sowie die NATO-Manöver (unter Teilnahme der Ukraine) tragen auch nicht gerade zur Entspannung der Situation bei.
Ich hoffe da auf unsere Kanzlerin und Macron, bzw. Gespräche im Normandie-Format (unter Ausschluss der USA), die ja schon damals die Lage stabilisiert haben.
Wo genau „zündelt“ denn die Ukraine?
Und warum soll man sich in einem Konflikt, in dem sich Staat A widerrechtlich einen Teil des Territoriums von Staat B einverleibt bzw. militätisch besetzt, nicht eindeutig für die Rechte von Staat B aussprechen? Was ist daran „einseitig“? Wie sähe denn dann eine „ausgeglichene“ Sichtweider Ihrer Meinung nach aus?
Da wäre z.B. der Drohnenangriff auf einen 8-jährigen Jungen, der auch von der OSZE bestätigt wurde (ohne den Urheber zu nennen). Aber wer, außer der Ukrainischen Armee, sollte es denn sonst gewesen sein?
Den Artikel auf Telepolis finde ich z. B. relativ ausgeglichen und ergreift deswegen auch nicht Partei für Russland:
Natürlich hat Russland die Krim annektiert, aber das war auch zu erwarten, sonst hätten sie keinen Schwarzmeerstützpunkt mehr. Ebenso die Unterstützung der Ostukraine mit „russischen Urlaubern“, da war auch klar, dass die undercover geschickt wurden. Aber man muss halt auch in Betracht ziehen, dass dort vorwiegend eine russischstämmige Bevölkerung lebt, mit engen Kontakten zu Russland.
Ich denke auch, dass es Russland darum geht, zu verhindern, dass die NATO in ihrem Vorgarten sitzt.
Zu dem Drohnenangriff: Sorry, aber ein Artikel, der wie selbstverständlich von „Volksrepubliken“ im Donbas schreibt als wären das anerkannte politische Entitäten, ist für mich keine objektiver Beleg für die krude These, die Ukraine würde gezielt Zivilist:innen in den Oblasten Donezk und Luhansk ermorden. Und wenn die Tatsache, dass die ukrainische Armee gegen bewaffnete Milizen auf ihrem eigenen Staatsgebiet vorgeht, für Sie bereits „zündeln“ ist, hat sich die Diskussion sowieso erledigt.
Was soll es heißen, dass das militärische Vorgehen Russlands auf der Krim und im Donbas „absehbar“ bzw. „klar“ war? Was rechtfertigt das, dass es niemanden überrascht hat? - schließlich unterstützen russische Truppen ja auch schon in Georgien und Moldawien sogenannte „Aufständische“.
In den Bezirken Donzek und Luhansk lebten vor allem ukrainische, aber auch russische Staatsbürger:innen. Die allermeisten sprachen russisch, aber was für „Stämme“ sie haben, ist m. E. lediglich eine wilde Mutmaßung. In vielen Gegenden im Süden und Osten der Ukraine bestehen sehr enge Verbindungen nach Russland, auch familiärer Art. Aber nochmal: Warum sollte das rechtfertigen, dass Russland einen souveränen Nachbarstaat militärisch angreift?!?
Ich denke auch dass Russland ein gewaltiges Problem damit hat, dass ihr die NATO so sehr „auf die Pelle rückt“. Die Frage ist ja nur warum? Und, zum x-ten Mal: wofür soll das ein Argument sein? Darf jetzt jeder Staat, der mit irgendeinem multilateralen Zusammenschluss ein Problem hat, Länder seiner Wahl überfallen?
Ach und wenn Russland demnächst in Estland einfällt weil dort auch eine russischen Minderheit lebt (deren Vorfahren dort als Teil einer Strategie der Unterdrückung nationaler Souveränität dorthin geschickt wurden) finden Sie das dann auch nachvollziehbar?
Ich finde auch ganz viele Dinge, die die USA oder England international so tun für völlig inakzeptabel und nicht nachvollziehbar, dennoch wird dies in den seltensten Fällen thematisiert.