LdN 224 - zweiter Lockdown wirkt nicht?

Nur kurz, weil vom Telefon:

In der Sendung hieß es der erste lockdown sei wirksamer gewesen, weil die Leute ihre Kontakte um 50-60% gesenkt hätten, jetzt aber müde seien ( oder so ähnlich)

Und ich muss sagen: ja das stimmt, aber es sind auch einfach keine Kontakte mehr übrig, die ich reduzieren könnte. Im Frühjahr habe ich alle ‚nicht nötigen‘ Kontakte abgebrochen, jetzt im Winter habe ich alle nötigen Kontakte reduziert (seltener einkaufen z.B., vermeidbare Dienstleistungen werden in den Sommer verschoben…)
Wenn ich jetzt noch Kontakte vermeiden wollte müsste ich kündigen oder mich krank schreiben lassen.

Und ich vermute es geht vielen so : es gibt nichts mehr zu reduzieren.

Liebe Grüße

3 „Gefällt mir“

Ich habe die Quelle jetzt nicht noch mal nachgelesen, aber ich habe sie so verstanden, dass sich beide Prozent-Angaben auf den „Normalzustand“ vor dem Lockdown beziehen. Mit anderen Worten: Es gibt offenbar viele Menschen, die ihre Kontakte weit wenige reduzieren als im Frühjahr 2020.

Ich fürchte leider, dass es viel zu vielen Menschen ganz anders geht, als dir - also dass sie sich längst nicht so einschränken, wie es möglich oder den Zahlen angemessen wäre.

1 „Gefällt mir“

Er wirkt, wenn aber die Leute nicht so viel HO machen wie im März dann is klar ein Unterschied sichtbar.
Quarks hatte ein Bild das 1% mehr HO die Zahlen um 4% senken kann.
das wir irgendwie halb so viel HO machen im Novemeber wie im März und wir immer noch Luft nach Oben haben weil 51% aller Jobs im Ho gemacht werden könnten.
Da muss man definitiv den Arbeitgebern helfen mit der Digitalisierung.

Ach so, das freilich ist etwas anderes :sweat:

Gut, dass es Statistiken gibt, von meiner anekdotischen Beobachtung her wäre ich nicht davon ausgegangen.

Mir geht’s wie dir, in der Nachbarwohnung ist drei bis viermal in der Woche Party. Was in NRW ja bisher auch wohl nicht verboten ist. Man muss sich da einfach auf die Statistiken verlassen, denke ich.

1 „Gefällt mir“

Bei uns gab es am Wochenende einen Ansturm auf die regionalen Wintersport Bereiche. Ab 10:30 hat die Polizei aufgerufen diese Bereiche zu meiden und sperrte verschiedener Zufahrtstrasse. Da waren Pulks von Menschen unterwegs wie wenn es kein Corona gäbe.

Ich begegne immer wieder Leuten und komme in Situationen wo ich nur den Kopf schütteln kann.

Gestern musste ich eine Reparatur machen. Die Frau des Hauses meinte zu mir „wir setzen keine Maske auf, wir hatten schon Corona“, da bleibt einem die Spucke weg.

2 „Gefällt mir“

Der Vergleich Frühjahr und jetzt ist wie bei den Äpfel und den Birnen. Wir hatten im Frühjahr Grenzen „geschlossen“. die Lieferketten sind zusammengebrochen und die Leute waren so geschockt das sowas bei uns in Europa passieren kann, das viele, also auch Unternehmer, ängstlicher reagiert haben.
Durch das Zusammenbrechen der Lieferketten hat sich die Arbeit in den Unternehmen automatisch reduziert und es war ein leichtes die Leute nach Hause zu schicken.
Damit waren deutlich weniger Menschen unterwegs zu Arbeit als jetzt.
Diesen Fakt haben wir aktuell nicht mehr. Damit liegt die Entscheidung bei den Unternehmen oder der Politik. Das diese sich, natürlich nach dem wirtschaftlichen Einbruch im Frühjahr, nicht leicht tun Ihre Firma runter zu fahren wenn unklar ist wie lange und wie ob finanziell geholfen wird ist völlig nachvollziehbar.
Was auch noch etwas schade ist. Man hatte Tönies und andere Ausbrüche im Sommer und hatte den Verdacht das entweder Arbeitsbedingungen oder Kälte einen Einfluss haben der noch unklar ist und das wurde bis jetzt nicht erforscht. Das kann eigentlich nicht sein.

2 „Gefällt mir“

Außerdem spielt vermutlich auch immer noch „das Wetter“ eine Rolle. Frühling und Sommer, man hält sich sowieso eher draussen auf, man fährt eher mit dem Rad irgendwo hin, wenn man doch muss. Inwieweit Sonneneinstrahlung hilft ist, soweit mir bekannt ist, noch unklar, ganz von der Hand zu weisen ist sie aber nicht.

1 „Gefällt mir“

Mich wundern die Ansteckungen nicht. Gestern mit meiner Tochter bei der Kieferorthopädin: Mini-Wartezimmer voller Leute, nicht gelüftet, 2 Patienten in einem Raum mit 4 Helfern und die Ärztin selber hat nur eine einfache Maske auf, Nase frei, 10 cm überm offenen Mund der Patientin, fingerte mit den Gummihandschuhen abwechselnd im einen und im anderen Mund herum.
Die Woche davor beim HNO: Wartezimmer voller Leute, über 1/2 Stunde Wartezeit, gelüftet wurde einmal kurz, da wars.
Oder bei Alnatura: Dichte Schlange vor der Kasse, die Kassiererin schiebt die Ware wie gewohnt aufeinander, während man noch einpackt, kommt man schon mit der nächsten Kundin in die Quere.
Beispiele gäbe es noch unzählige.

2 „Gefällt mir“

Ich muss auch gestehen, wo ich wohne scheint der Lockdown light zu funktionieren. Zwei mal habe ich kurz gezittert, aber der allgemeine Trend ist langsam aber stetig abwärts, kaum jemand stirbt noch.
Ich schätze die Feiertage müssten in den Meldedaten auch schon zu sehen sein.

Kurzum: Vielleicht lebe ich auch einfach in einer Region, in der das ganz gut klappt… bis die Leute sich wieder (zu) sicher fühlen.

Also Leute die zu zweit zum Aldi gehen um einen Apfel zu kaufen habe ich im April nicht gesehen. Jetzt schon. Da war im ersten „Lockdown“ dann doch etwas mehr Angst, Rücksichtnahme, Verantwortung.

Es wurde ja in der LdN auch die Studie zitiert, dass die Home Office Quote immer noch weit hinter dem April zurück hängt. Das sagt ja auch das gleiche.

Ich finde die Solidarität ist auch nicht mehr da. Im April war es mehr so „Wir vs. Virus“, jetzt versucht jede/r irgendwie durchzukommen und für sich irgendwie Vorteile zu bekommen. Es muss ja nicht gleich wieder Balkonklatschen sein, aber die Menschen sind wirklich müde. Haben es rationalisiert und normalisiert und machen weniger mit.

Es ist am Ende doch kein richtiger Lockdown. Es gibt einfach haufenweise Lücken wo die Ansteckungen passieren. Im April haben die Leute die nicht ausgenutzt, weil sie gemeinsam das Problem überwinden wollten. Jetzt wird jede Regel ausgereizt und zT auch einfach missachtet. Ich sehe auch kein Ordnungsamt, was die Grüppchen in der Stadt ansprechen würde. Im März April wurde doch schon fast zu viel kontrolliert.

Die Leute haben keine Lust mehr mitzumachen und deswegen geht das auch noch ein paar Monate und kommt im schlimmsten Fall im Herbst nochmal zurück.

Auch mal anekdotisch: Ich wohne in Thüringen und ich kann durchaus erkennen, dass es genug Menschen gibt, die sich weiter einschränken können. Die Straßenbahnen sind zu Stoßzeiten recht voll, aber trotzdem spürbar leerer. Dazu teilen wir die Büroküche mit einem anderen Unternehmen. Die sitzen morgens und mittags teilweise zu zehnt darin. Natürlich ohne Masken und Lüftung. Und ich weiß, dass die ihre Büros teilen.
Wir sitzen zum Glück verteilt und versuchen so gut es geht Abstand zu halten, was auch gut funktioniert.

Und zum Titel: Hier wirkt der zweite Lockdown. Die Zahlen steigen nicht mehr exponentiell, sondern sinken tatsächlich. Wenn auch nicht schnell genug. Ramelow meinte gestern, wenn der R-Wert so bleiben würde, dann wären wir noch Monate entfernt von einer Inzidenz von 50.

Bei uns (Großstadt in NRW) ist die Polizei in der Innenstadt recht präsent und spricht auch konsequent Leute an, die keine Maske vorm Gesicht haben.