LdN 210 Mehrere Messenger Apps - any good?

In der letzten Lage platzte aus Ulf (sinngemäß) das Unverständnis heraus, dass manche ihm bekannten Personen „zu faul“ wären, sich mehrere Messenger-Apps auf das Smartphone zu installieren. Mit dieser Bemerkung bin ich nicht so richtig glücklich.

Ich möchte mal mehrere Aspekte dazu betrachten.

(o) Es erfordert 1-2 Minuten, die App im Playstore rauszukramen und zu installieren. Das ist in der Tat der easy Part. Aber auch kein Pluspunkt.

(-) Man muss sich mit der Bedienung vertraut machen, weil die Funktionsumfänge der verschiedenen Apps nicht deckungsgleich, wenn auch konvergierend, sind. Im Zweifelsfall sucht man sich nach einer vertrauten Funktion dusselig, weil man gedanklich im anderen Messenger ist.

(-) Man muss sich mit Sicherheits- und Benachrichtigungseinstellungen herumschlagen. Bei iOS soll das dem Vernehmen nach easy sein, in Android aber die Hölle. Das muss man dann auch noch mit verschiedenen Apps machen, in denen man sich die möglichen, immer etwas unterschiedlichen Funktionen und Wordings (Verwirrung, Verwirrung) zu Gemüte führen muss. Und nein, ich möchte jetzt nicht zur Antwort bekommen: dann wechsel doch zur Church of i !

(-) Mehrere Apps, die im Hintergrund pushen und pollen, ziehen auch mehr Akkuladung.

(-) Man muss dauernd checken, wo verdammt nochmal welche Unterhaltung mit Kollege X denn zuletzt stattfand und wo diese eine Info von vor 2 Wochen war, die ich gerade dringend brauche, na dann suche ich halt mehrmals in diversen Apps.

(-) Der funktionale Gewinn dadurch, dass man mehrere nahezu deckungsgleiche Messenger-Apps nutzt, ist genau NULL. Ich will 1:1 oder in Gruppen chatten; plus natürlich Kram austauschen, Videochat, whatever. Dazu benötige ich genau 1 App, die das alles zuverlässig macht.

In meiner bescheidenen Endanwender-Sicht hat die Nutzung mehrerer Messenger nur Nachteile.
Ich habe ja auch nur 1 Smartphone, 1 Email-Client und 1 Browser am Start. Eventuelle Dopplungen sind immer durch Unzulänglichkeiten motiviert (ich klammer jetzt bewußt High Availabilty / Failover-Szenarien / Redundanzen aus). Warum soll das bei Messengern anders sein?

Der vertikale Ansatz, mehrere Messenger-Fullstacks parallel zu nutzen, ist ähnlich unsinnig wie parallele Internetze, parallele Frischwasserrohrleitungsnetze, parallele Autobahnnetze und parallele Gesundheitssysteme. Die architektonischen Schnitte müssen horizontal sein. Grundlegende Infrastruktur ist sinnvollerweise Monopolbereich und bedarf der staatlichen Regulierung, i.e. Protokolle und Preisgestaltung. Darauf aufsetzen können dann Verwerter/Vermarkter, die kundenorientierte Leistungen anbieten und im Wettbewerb zu einander stehen.