Landesverteidigung: Abschreckung durch Unbesiegbarkeit

Aber um auf das eigentliche Thema hier zurück zu kommen:

Abschreckung hat uns seit dem 2. Weltkrieg mit wenigen lokalen Unterbrechungen Frieden n Europa beschert. Das ist unbestritten. Der Preis, den man jahrelang dafür bezahlt hat, ist aber nicht zu vernachlässigen. Ich bin in den 80ern erwachsen geworden und erinnere mich noch sehr gut an die Angst vor einem Atomkrieg.
Gefühlt für mich hatte sich dann aber vieles ab den 90ern zum besseren gewendet. An einen Atomkrieg oder einen flächendeckenden Krieg in Europa habe ich ersthaft nicht mehr gedacht bis dieses Jahr.

Nun ist die Frage: Wollen wir zur Abschreckung der 60er bis 80er Jahre zurück? Was wären Alternativen? Muss man dafür Milliarden in eine Bundeswehr stecken, die eigentlich seit ihrem Bestehen eher Spott und Hohn erntet, wenn sie tatsächlich mal aktiv wird (ausser als Katastrophenhilfe)? Wenn gleichzeitig Geld für den Umbau unseres Energiesystems dringend benötigt wird, um noch eine winzige Chance zu haben die Klimakrise einzudämmen (ich schreibe absichtlich nicht „abzuwenden“, denn das halte ich für unrealistisch).

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Falls du das auf meine Vision der Abschreckung beziehst: Die ist ja mit atomarer Abschreckung überhaupt nicht vergleichbar. Sie würde nur einen Bruchteil kosten, sie könnte weder durch Missbrauch noch durch Irrtum gefährlich werden, schon gleich gar nicht gefährlich für die ganze Welt. Leider ist niemand hier auf die Idee eingegangen, man klebt einfach zu sehr an dem bisher Gekannten. Und wenn mit einigem Glück 70 Jahre der (offensiven) Hochrüstung ohne grossen Krieg überstanden wurden, meint man, das wäre schon der richtige Weg und der würde in alle Zukunft so halten.

Bis vor kurzem hätte ich ihnen zugestimmt. Aber alles was ich z.Z. von Putin mitbekomme ist ziemlich irrational und enthält sehr wenig Strategie.

Zum eigentlichen Thema noch ein paar Gedanken:

  • Eine Bevölkerung die sich in Guerillataktik auskennt kann diese gegen die eigene Regierung einsetzen. Das ist DAS Schreckensszenario von jedem konservativen Politiker. Mit dieser Ausbildung hätte z.B. Spanien ein „Bundesland“ weniger, oder man bedenke dass die „Querdenker“ diese Taktik einsetzen.

  • Bei einem Entschluss die Landesverteidigung in Guerillamanier zu gestalten wäre ein Umbau des Staates zu mehr demokratischer Mitbestimmung der Bevölkerung unumgänglich.

  • ein großes Problem sehe ich darin wie dann kritische Infrastruktur vor fremder Übernahme gesichert werden soll.

  • In diesem Kontext ist es interessant sich mit „Gladio“ zu beschäftigen
    "Gladio" (1945-1990) - Themenabend Grundrechte im Angesicht des Terrors - ARD | Das Erste

  • Ich befürchte dass wir nicht die richtige Geisteshaltung dazu haben um das Thema erfolgreich umzusetzen. Dazu gehört zwischen der „Gnadenlosigkeit“ (die ein Krieg fordert) und der Menschlichkeit (die die Familie fordert) hin und her zu schalten, vor allem wenn das auch noch räumlich und zeitlich ziemlich nahe beieinander liegt.

Edit.

  • Wie verhindert man bei dieser Strategie, dass Städte ausgehungert bzw. von Wasser, Strom und Telekommunikation abgeschnitten werden?
  • Wie verhindert man dass Industriebetriebe (wie anscheinend in der Ostukraine geschehen) ausgeplündert werden?

Edit 2

  • was ist dann mit unseren Atomkraftwerken bzw. den Zwischenlagern oder den chemischen Anlagen?

Edit 3

  • ein Angreifer kann sich diese Verteidigungsstrategie zu nutze machen. Rein, alles kaputt machen, wieder raus. Eine so gebeutelte Gesellschaft wird nie aus der Steinzeit raus kommen. Das wäre das glaubwürdigste strategische Ziel das ich bei dem Feldzug in der Ukraine sehe.
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