Seit vielen Jahren denke ich an eine andere Art der militärischen Verteidigung. Anlässlich des russischen Überfalls möchte ich meine Überlegungen doch mal in eine Diskussion bringen, und zwar hier, wo einfach viele kluge Leute zugange sind.
Vorab: ich bin kein Fachmann und meine Vorstellungen sind noch nicht wirklich weit gediehen, weil eben Gegenmeinungen fehlen. Ich hoffe, dass die Leute, die sich an dem Thema beteiligen wollen, ggf. Denkfehler aufdecken und möglicherweise gute Ideen beitragen.
Wenn sich aktuell die ukrainische Verteidigung zunehmend auf den Untergrundkampf verlegen würde, hätte sie mE. Chancen, die Russen aufzuhalten und auf längere Sicht zu zermürben.
Das würde heissen: eine schon mitten im Krieg befindliche Verteidigung wäre durch eine improvisierte Umorganisation von der quasi offenen Feldschlacht zu einem Guerillakrieg gegen eine hochgerüstete Übermacht erfolgreich.
Warum dann nicht von vorherein die offene Feldschlacht auslassen und mit einer bestens organisierten Untergrundarmee die Angreifer mit einer blutigen Nase heimschicken?
Man stelle sich vor, man könnte mit dem Bruchteil der heutigen Verteidigungsetats die besten Fachleute auf allen relevanten Gebieten (Ingenieure, Strategen, Psychologen, Programmierer, KI-Leute, Logistiker, Architekten, Waffenexperten usw.) auf das Ziel einer optimalen dezentralen Verteidigung ansetzen.
Die folgenden Stichpunkte ohne Konjunktiv, der Einfachheit halber.
• Es besteht allgemeine Wehrpflicht, für alle Erwachsenen.
• Je nach Neigung und Konstitution Ausbildung an den Spezialwaffen oder in der Logistik oder für leichtere Hilfsdienste.
• Ausbildung für gezielte Sabotage, Fallenstellen usw.
• Jede Person ist Reservist.
• Dezentrale Kampfgruppen mit zentraler Kommunikation.
• Waffenlager dezentral mit entsprechender Sicherung.
• Waffenlager innerhalb von 15 Minuten erreichbar für an den Waffen Ausgebildete.
• Regelmässige Übungen für Alle, mit einem Vorschlagswesen für Verbesserungen.
• Keine Panzer, keine Kampfflugzeuge, keine Grenzsicherung (keine offene Feldschlacht).
• Ein Angriffskrieg ist unmöglich.
• Die Regierung veröffentlicht das ganze Konzept. Mögliche Angreifer sollen sehen, was auf sie zukommt. Kein anderes Land muss Angst vor dieser „Armee“ haben. Jedes Land kann das Konzept übernehmen.
• Ergebnis von allem: Das Land ist unbesiegbar, der Frieden wahrscheinlicher.
Weil:
• Selbst ein kleines Land hat mehr VerteidigerInnen als eine grosse Angriffsarmee Soldaten hat.
• Jede VerteidigerIn kennt jeden Winkel in ihrem Bereich, Angreifer kennen selbst bei bester Aufklärung nur einen Bruchteil davon.
• Psychologischer Vorteil für die Verteidiger durch eingeübten Zusammenhalt.
• Psychologischer Vorteil durch moralische Sicherheit, das Richtige zu tun (Selbstverteidigung).
Was spricht gegen eine radikal defensive Landesverteidigung?
• Konservative Militärs kennen nur die Schlacht.
• Sie halten Untergrundkrieg für unsoldatisch.
• Konservative Politiker können sich den Umbau nicht vorstellen.
• Friedensverwöhnte Bürger halten sich lieber heraus, zahlen lieber eine teure Armee.
Um trotz dieser Ausrichtung noch friedenssichernde Einsätze irgendwo auf der Welt zu leisten, stellt man herkömmlich Einsatztruppen zusammen (10 000), die eben nicht für einen Angriff reichen.
Was haltet ihr davon?