Lage der Nation 206 - Abtreibung im Medizinstudium

Liebe Lage-Team,

ich verfolge euren Podcast schon seit längerem, aber habe mir extra zur vergangenen Lage einen Account hier erstellt.
Konkret geht es um das Thema Abtreibung:
In meinem näheren Freundeskreis gibt es einige Medizinstudentinnen, von denen sich auch einige speziell für den Themenbereich Gynäkologie interessiert. Fakt ist, dass das Thema Abtreibung im Studium kaum behandelt wird, geschweige denn eine Abtreibung tatsächlich geübt wird.
Kein Wunder, dass es kaum Ärzt:innen gibt, die Abtreibungen durchführen, wenn man es im Studium nicht beigebracht bekommt.

Aber wieso sollte man strafbare Taten im Studium beibringen?

Vielleicht als kleiner Ansatz, warum das System mit „Strafbar, aber wird nicht verfolgt“ vielleicht nicht das optimalste ist…

Liebe Grüße

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Hier haben schon einige Medizinstudierende kommentiert, das es ganz normal sei, dass konkrete Operationsmethoden nicht im Studium erwähnt werden, das sei nämlich bei allen Operationen so. Die seien vielmehr Teil der Ausbildung zum Facharzt beziehungsweise zur Fachärztin. Ich habe jetzt nicht alle Ausbildungsordnungen für Gynäkologie durchgeschaut, aber beispielsweise in der für Nordrhein-Westfalen findet sich das Thema. Das dürfte also eher ein Scheinproblem sein.

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Bitte schaut doch mal bei msfcberlin.com oder @msfc_berlin vorbei. Zitat der Website: " Studierende der Charité werden nicht ausreichend darauf vorbereitet, später unter Umständen einmal einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, noch nicht einmal in der Theorie."

Zitat von @doctorsforchoichegermany:
„Es verwundert auch nicht, dass deshalb der Schwangerschaftsabbruch oft weder im Medizinstudium noch in der Fort- und Weiterbildung gelehrt wird. Und es verwundert nicht, dass viele Ärzt*innen durch diese Rechtslage verunsichert und eingeschüchtert sind und deshalb selbst keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen und somit zur lückenhaften Versorgungssituation beitragen.“

Der Aktuelle Zustand in Lehre und Ausbildung ist so nicht akzeptabel und führt dazu, dass immer weniger den Vorgriff anbieten. Obwohl er medizinisch gesehen sehr leicht ist!

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Diese Antwort hört man immer, allerdings gibt es 2 Dinge zu beachten:

  1. Sehr wohl werden wichtige/ häufige Operationen oder Prozeduren auch im Medizinstudium angesprochen. Wenn Jemand erwähnt, dass das Thema Abtreibung im Studium nicht gelehrt wird, werden damit außerdem nicht nur die genauen Operationtechniken gemeint, sondern einfach allgemein das Besprechen des Themas. Das beinhaltet also generelle Optionen/ Methoden, die medizinischen Aspekte (Nebenwirkungen, Kontraindikationen etc.), Häufigkeiten, ethische/ rechtliche Aspekte. Und all diese Aspekte werden gar nicht oder nicht ausreichend gelehrt. Wenn überhaupt wird in den meisten Unis, die es ansprechen, nur die rechtliche Lage thematisiert - was sonst fast nie im Medizinstudium vorkommt. Aber für einen der häufigsten gynäkologischen Eingriffe sollte es ein bisschen mehr und v.a. medizinische Information auch im Studium geben.

  2. Grundsätzlich stimmt die Annahme, dass genaue praktische/ chirurgische Fertigkeiten in der fachärztlichen Weiterbildung vermittelt werden (sollen), und nicht im Medizinstudium. Das besondere beim Schwangerschaftsabbruch ist aber, dass dieser kein (!) verpflichtender Bestandteil der gynäkologischen Facharztausbildung ist. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: einer der häufigsten gynäkologischen Eingriffe ist nicht verpflichtender Bestandteil der gynäkologischen Facharztausbildung! Viel mehr kommt es darauf an, ob das Haus und die Ärzt:innen dort, in dem man die Ausbildung absolviert, Schwangerschaftsabbrüche durchführen (die meisten kirchlichen Krankenhäuser fallen also hier schon einmal raus). Das ist doch total absurd!

Von daher finde ich es in diesem Kontext wirklich in Ordnung bzw. sogar wichtig, so etwas zu kritisieren.

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