Ich bring hier jetzt mal eine Gegenmeinung an, nicht weil ich sie 100% vertrete, aber ich denke, dass sie die Diskussion interessanter macht.
Herrenfußball ist in Deutschland derzeit massiv beliebter als Frauenfußball, sowohl was Zuschauerzahlen angeht:
In der Saison 2022/2023 besuchten durchschnittlich 2.723 Besucher ein Spiel der Frauen-Fußball-Bundesliga. Die Spiele der 1. Fußball-Bundesliga der Herren hatten einen Zuschauerschnitt von rund 43.000.
statista
Als auch in Anzahl an Vereinsmitgliedern:
Die Zahl der weiblichen DFB-Mitglieder (1,17 Millionen) ist um 5,6 Prozent gestiegen, bei den Männern (6,19 Millionen) lag die Steigerung bei 2,5 Prozent.
sport.sky.de
Das heißt, wenn man sich mit einer Fremden Person über Fußball unterhält, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass diese Person Herrenfußball schaut. Das heißt, dass die andere Person Herrenfußball schaut ist tatsächlich der „Normalfall“ („in der Technik und in der Gesellschaft der am häufigsten anzutreffende Zustand; in der Alltagssprache das in den meisten Fällen zu erwartende Verhalten von Personen, Gegenständen oder anderen Ereignissen.“ - wiki) Und das jemand Frauenfußball schaut, ist die Ausnahme. Das ist natürlich weder gut noch schlecht sondern einfach erst mal Statistik.
Nun zum Thema Sprache: Sprache dient der Kommunikation, das heißt wir versuchen in aller Regel, mit der minimalen Anzahl an Wörtern. Das heißt, wenn man jemanden fragt, ob er am Wochenende Fußball geschaut hat, ist es wahrscheinlich, dass beide sich über Herrenfußball unterhalten. Das ist dann ausnahmsweise mal kein Bias („a disproportionate weight in favor of or against an idea or thing“ - wiki) sondern einfach nur, dass was am wahrscheinlichsten ist. Wenn ich jemanden kenne, der Frauenfußball schaut, würde ich auch fragen, „hast du gestern das Fußballspiel gesehen?“ und nicht „hast du gestern das Frauenfußballspiel gesehen?“, weil davon auszugehen ist, dass beide wissen wovon die Rede ist.
Was man aber meiner Meinung nach schon machen könnte, wäre zumindest die offiziellen Titel der Wettbewerbe in 1. Männer-Bundesliga und Fifa-Men World Cup, etc. umzubenennen, weil offizielle Titel sind nochmal was anderes, als Umgangssprache.
Übrigens nochmal ein Beispiel, dass man meiner Meinung nach noch viel eher kritisieren kann. In den USA ist Frauenfußball beliebter als Herrenfußball, trotzdem heißt die Liga der Frauen National Women Soccer League und die der Männer Major League Soccer. Dort passt das wirklich nicht und sollte wohl mal angepasst werden.