Kunst und Kultur während Corona

Hallo Liebe Lage Community,

Gerade beim Hören der aktuelle Lage habe ich mal wieder über das Aufheben der Beschränkungen für Geimpfte nachgedacht.

Ich selbst bin 27 und Berufsmusiker und Leistungssportler. Also weit davon entfernt in der nächsten Zeit geimpft zu werden. Zudem verdiene ich seit nunmehr über einem Jahr nur noch knapp unter 500 Euro im Monat, da ich keine Möglichkeiten mehr habe in meinem Beruf zu arbeiten.

Mir stieß beim Hören die Formulierung : " Vorreflektiertes Denken" doch sehr auf, als über die Rücknahme der Beschränkungen gesprochen wurde, denn für mich und meine Frau (Pianistin und Ibstrumentalpädagogin) stellt sich nun das Problem, dass unsere Schüler sich langsam wieder Präsenzunterricht wünschen, wir aber aus gesundheitheitlichen Erwägungen nicht das Risiko von vielen Schülern in unserem Haus tragen möchten, da meine Frau und ich uns auch im direkten Kinderwunsch befinden und wir auch das Risiko von Long Covid nicht eingehen wollen.

Da hat meine Frau nun an der Musikschule, an der sie arbeitet, direkt drastische Konsequenzen zu spüren zu bekommen. Eine Mutter (Ärztin, wahrscheinlich schon lange geimpft) war der Meinung, dass es ohne Präsenz nun nicht mehr weitergehen kann. Da die Musikschule fast nur Honorarkräfte beschäftigt wurden ihr die Schüler dann einfach weggenommen und eine andere Lehrkraft übernimmt nun den Job. Im Gegensatz dazu wurde jede Ärztin die schwanger wurde sofort ins Berufsverbot geschickt.

Hier zeigt sich, dass nun viele privilegierte Menschen und vorallem auch alte Menschen nun zurück zu einem alltäglichen Leben können, aber viele Gruppen die während der Pandemie gerne ihr Leben stark für den Schutz dieser Gruppen eingeschränkt haben nun doch vor einem sehr unangenehmen Erlebnis stehen.

Vielleicht ist das Gefühl, dass viele Studenten, Künstler und Musiker sich nun unfair behandelt fühlen aus einer juristischen Sichtweise nicht begründet. Ich finde jedoch aus einer Moralisch-gesellschaftlichen Betrachtung sieht es anders aus.

Viele meiner Kollegen und ich haben kaum Hilfen erhalten und ihre gesamte Existenz steht teilweise kurz vor dem Abgrund. Ich selbst musste schon einige meiner besten Instrumente verkaufen.

Nun stehen wir hier so da und bekommen nun auch noch Druck von Menschen in privilegierten Positionen, welche nun auch noch mehr Privilegien bekommen und die Jugend / Kunst und Kultur wird weiterhin im Regen stehen gelassen.

Kurz gesagt:

Ich und viele meiner Kollegen haben einfach langsam keine Nerven mehr und keine Kraft. Viele sehr begnadete Instrumentallehrer oder Künstler werden wohl erstmal nicht hauptberuflich in die Musik zurückkehren können.
Wenn man dann hört was der geimpfte Teil der Bevölkerung bald alles wieder machen darf ist das extrem frustrierend und man ist einfach nur noch verzweifelt und fertig. Denn selbst wenn man dann mal geimpft ist : In den Urlaub werden die meisten Künstler sicher lange nicht fahren können.

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Ich habe absolutes Verständnis für die Verbitterung in dieser Situation. Aber der Ausweg ist doch nicht, den Geimpften ihre wiedergewonnenen Freiheiten nicht zu gönnen, sondern eine bedarfsbezogene Priorisierung. Jetzt ist es wahrscheinlich dafür zu spät. Die Diskussion darüber hätte viel früher (Anfang des Jahres) geführt werden müssen. Damals wurde mE falsch entschieden. Man hätte die Personen vornehmlich impfen müssen, die viele unterschiedliche Sozialkontakte haben, und wohl auch die, die unter den Einschränkungen am meisten leiden. Vielleicht wäre dann auch nicht die Debatte über den angeblichen Impfneid aufgekommen.

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Das tut mir sehr leid für dich und deine Partnerin! Du hast mit deinen Aussagen vollkommen Recht und es ist sehr unfair. Ich hoffe, dass die Musikschule da mit Augenmaß reagieren kann und deine Partnerin jetzt nicht abwertet.

Mit einer anderen Politik, also anderen Parteien, wäre das zu vermeiden gewesen… Man kann nur hoffen, dass es die CDU nicht mehr wird. Die hat ja jetzt nicht das Auge für andere Bevölkerungsgruppen als für die Reichen.

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Ich sehe da jetzt kein Hindernis, über dieses Problem zu sprechen und auch diese Privilegien zu thematisieren. Es ist eine große Ungerechtigkeit entstanden und jetzt wird es noch ungerechter und du sagst: Müssen wir jetzt so hinnehmen, kann man nichts machen. Finde ich echt schwach.

Jetzt auf einmal entdeckt man ja, z. B. in Köln, dass man ja Menschen aus sozialschwachen Schichten impfen müsse, weil die vermehrt auf die Intensivstationen müssen. Jetzt auf einmal, ganz plötzlich. . . Diese Politik hat sowas von versagt und hat den Impfneid einfach so hingenommen, genauso wie die CDU auch alles andere hinnehmen lässt: Klima, Digitalisierung, Korruption und, und, und.
Aber Hauptsache die Ehrenämtler, die einmal die Woche mit Geflüchteten arbeiten oder einmal in einer Arztpraxis hospitieren sind geimpft.
Diese *** Stiko hat ihre Arbeit doch Anfang des Jahres vehement verteidigt. Totaler Realitätsverlust. Sowas hätte man echt im Bundestag diskutieren/entscheiden müssen.

An welche andere Partei dachtest du, die aktuell keine Regierungsverantwortung trägt?

Ich gäbe Dir recht, wenn wir jetzt noch substanziell was dran ändern könnten. Aber ich gehe davon aus, dass die Priorisierung sowieso in ein par Wochen ausläuft. Vielleicht ist das eine falsche Annahme, und vielleicht sollten wir auch darauf drängen, dass die Priorisierung weiterläuft, aber eben nicht diese, sondern eine andere. Wenn das Aussicht auf Erfolg hätte, würde ich da auch mitdiskutieren, aber daran glaube ich nicht.