Künstliche Intelligenz: Nur eine Blase?

Das Problem mit den aktuellen LLMs ist halt, dass man selbst über eine nennenswerte Expertise auf dem jeweiligen Gebiet verfügen muss, um sie erfolgreich zu verwenden. Ich kann mit Hilfe der KI Aufgaben, die mich sonst einen Tag beschäftigen würden, in unter einer Stunde erledigen - wenn ich den Prompt entsprechend formulieren und die Qualität der Antwort beurteilen kann. Die Erwartung - und zum Teil auch das Versprechen - bei Vielen ist aber, dass die KI einem die Aneignung von Expertenwissen erspart. Und das ist (noch lange) nicht der Fall.

Neue Studie zur KI-Nutzung in Unternehmen (mit Link zur kompletten Studie):

https://www.zew.de/presse/pressearchiv/ki-einsatz-stagniert-in-deutschen-unternehmen

Eine durchaus aufschlussreiche Studie, aber diesen frühen Satz finde ich etwas unglücklich:

Die geringe Dynamik in der KI-Nutzung durch Unternehmen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren überrascht vor dem Hintergrund der immer größeren Aufmerksamkeit, die das Thema KI in der öffentlichen Diskussion und als ein bestimmender technologischer Trend erfährt (vgl. Filippucci et al. 2024, McKinsey 2023).

Klingt fast so, als ob sich der Autor wundert, dass deutsche Firmen dem KI-Hype nicht noch stärker erliegen, den Medien und Unternehmensberater beschwören.

Aber sonst gibt es einige durchaus interessante Zahlen und Grafiken zur KI-Nutzung:

Scheinbar beschränkt sich die Nutzung überwiegend auf Sprach- und Bild-Verarbeitung. Das ist mMn gut nachvollziehbar und entspricht wohl auch dem, auf das man aktuelle KI-Software gut trainieren kann.

IMHO ist das weit weg von der Wahrheit. Ich kann KI selbstverständlich auch in ganz anderen Themen hervorragend trainieren.

Das Problem mit der Frage dürfte sein, dass vielen Unternehmen gar nicht bewusst ist was KI alles umfasst.

Beispielsweise nutzen Labore häufig Software, die Objekte automatisch auf Bildern zählen. Das sind KI-Systeme. Viele weitere Unternehmen setzen Software ein um Produktpreise oder die Produktionsmengen zu steuern. Auch hierfür kommen oft KI Systeme zum Einsatz. In der Textilbranche oder der Metallindustrie werden außerdem Schneidsysteme verwendet, die die zu schneidenden Teile so auf dem Material anordnen, dass möglich wenig Verschnitt entsteht. Die Supermarktketten nutzen extrem komplexe KI-Lösungen um sicherzustellen, dass immer genug Ware im Laden verfügbar ist.

Mittlere und große Unternehmen haben außerdem oft Analytikabteilungen, die sich mit Churn-Prozessen, Trendanalysen, der Optimierung von Prozessparametern und vielen mehr beschäftigen.

Ich schätze deine Meinung zu vielen Themen. Allerdings frage ich mich oft Fragen woher deine Meinung zu KI kommt. Fachlich fundiert ist sie in aller Regel jedenfalls nicht.

KI ist viel mehr als ChatGPT (Generative Textmodelle), Midjourney (Generative Bildmodelle) und Whisper (Text to Speech). Und sie umgibt uns schon seit mindestens einem Jahrzehnt.

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Nicht nur in der Wirtschaft wollen scheinbar alle unbedingt KI-Software einsetzen, sondern auch in Verwaltung und Justiz. Hier mal 2 aktuelle Beispiele:

Baden Württemberg will Prozessakten für Richter per KI zusammenfassen lassen. - Landtag BW

Besonders „toll“:

Zunächst soll es um die Sozialgerichtsbarkeit gehen - Richter des Sozialgerichts Ulm sollen Erfahrungen aus der Praxis einbringen.

Das erinnert ein wenig an diese Meldung aus den USA:

Ein Schelm wer böses dabei denkt, dass KI im staatlichen Kontext erst mal bei den Schwächsten in der Gesellschaft eingesetzt werden sollen und nicht etwa bei z.B. den Finanzgerichten.

edit:
Wer haftet eigentlich, wenn eine Prozessakte von einer KI-Software fehlerhaft zusammengefasst wird und in Folge dessen ein falsches Urteil gesprochen wird? Vermutlich haftet dann keiner, oder?

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Ein Richter wird am Schluss nochmal „drüber schauen“, also sein Servus drunter setzen.
Damit haftet der Staat, dessen Vertreter das abgesegnet hat.