Kostenloses Ticket für den ÖPNV

Ich finde das Konzept, kostenfreie Tickets für einen bestimmten Zeitraum für den ÖPNV anzubieten, um mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen an sich eine gute Idee. Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich zum Nachteil für all jene auswirken kann, die sich bereits überwiegend mit öffentliches Verkehrsmitteln bewegen. Genauso sehe ich ein Nachteil für viele SchülerInnen und StudentInnen. Diese Personengruppen kaufen oft bereits ihre Tickets für mehrere Monate oder auch ein ganzes Jahr.
Das heißt, sie bekommen entweder nicht die Möglichkeit eines kostenfreien Tickets oder aber es ist mit erhöhtem bürokratischen Aufwand verbunden, da diese ja dann eine Rückerstattung der bereits gezahlten Tickets erhalten müssten.

Tatsächlich ist es bei einem kostenlosen Ticket einfacher, da die Jahrestickets einfach um drei Monate verlängert werden können.
Das 9-€-Ticket würde zwingend Erstattungen nach sich ziehen.
Das andere sehe ich genauso. Der ÖPNV ist auf die zu erwartende Nachfrage gar nicht ausgelegt. Damit sind die zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, die schon immer ÖPNV nutzten oder gar (wie Schüler) darauf angewiesen sind. Außerdem werden überfüllte Busse und Züge eher abschreckend wirken als dass es zum Umsteigen motivieren würde.

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Ich glaube nicht, dass soooo viele mehr fahren würden. Besonders im Frühjahr fahren halt viele auch Fahrrad statt ÖPNV. Es geht hier allerdings auch wirklich nicht um nachhaltig mehr Fahrgäste. Es geht um Reduktion des Spritverbrauchs, um Ölimporte aus Russland zu vermeiden. Und wenn der Preis dafür volle Busse und Bahnen sind - dann ist das meiner Meinung nach okay so.

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Es gab ja schon Städte, die kostenlosen ÖPNV angeboten haben.
Nur wenige Autofahrer steigen um, meistens sind es die Fußgänger und Radfahrer (vor allem bei schlechtem Wetter).
Es ist nicht der Preis, weswegen der ÖPNV nicht genutzt wird, sondern die fehlende Bequemlichkeit und der Zeitverlust im Vergleich zum eigenen PKW.

Wenn man Autofahrer wollte, müsste man die Innenstädte für PKW sperren oder die Parkgebühren drastisch anheben.
Vor allem gewinnt man die nicht mit drei Monaten. Keiner verkauft jetzt für das Ticket sein Auto (erst ohne die Fixkosten wird der Preisunterschied zum ÖPNV interessant), wenn er es in drei Monaten wieder braucht.

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Deswegen sag ich ja, es ist in der aktuellen Situation nicht dafür da, dass Leute nachhaltig umsteigen. Es ist dafür da, Leute vom Spritpreis zu entlasten und es hinzubekommen, dass wir weniger Öl brauchen = kurzfristig auf russische Importe verzichten können. Langfristig braucht es mehr Investitionen in Strecken und Fahrzeuge.

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Kostenloser ÖPNV schön und gut, ich denke aber es liegt nicht am Preis warum die Leute nicht mit den ÖPNV unterwegs sind.
Ich gehe jetzt Mal von meinem persönlichen Umfeld aus und da muss ich feststellen, das der geringste Teil mit BUS und Bahn fahren könnte. Zum einen liegt es einfach am Wohnort (Dorf) und Arbeitsplatz (Stadt) warum das Auto unverzichtbar ist.
Wenn man als „Stadtmensch“ in der Stadt arbeitet in der man wohnt, kann man womöglich ganz leicht auf das Auto verzichten, da auch einkaufen Mal mit Bus oder Fahrrad zu erledigen ist.
Nur würde mich interessieren wie viele Menschen auch da arbeiten wo sie wohnen?

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Gut im innerstädtischen Raum vielleicht. Wenn es jedoch um größere Distanzen wie etwa die Fahrt in die Heimat aus dem Studienort oder etwa die Fahrt vom Speckgürtel aus in die Stadt geht, so sehe ich da definitiv auch ein Problem was die Auslastung der Züge angeht. Es müssten wesentlich mehr Verbindungen geschaffen und Züge auf den Weg geschickt werden, um eine steigende Nachfrage zu bedienen.

Mmh Erfahrung im Studienort ist, dass die meisten eh mit der Bahn fahren, weil sie ein Ticket haben. Das mit dem Speckgürtel könnte stimmen - aber ich glaube ehrlich gesagt, dass Pendler nicht so leicht umsteigen, wenn sie ans Auto gewöhnt sind. Und bei allen anderen findet es nicht zu Stoßzeiten statt (Ausnahme vielleicht der Shoppingverkehr am Samstag, das ist in Köln teilweise schon krass). Kann ich mich aber auch vielleicht täuschen. Aber nochmal: volle Bahnen sind was Gutes, weil die Leute sonst russisches Öl verbrennen. Kurzfristig ist es das wert!

Ich bin absolut eurer Meinung. Ich würde es wirklich gut finden, wenn die Tickets dabei helfen, dass die Menschen wenigstens kurzfristig die Autos stehen lassen und auf die Bahn umsteigen. Ich möchte aber auch hier nochmal zu bedenken geben, dass die Bahnen ohnehin schon aus allen Nähten platzen zu Stoßzeiten und ich mir kaum vorstellen kann, dass die DB ein Anstieg der Fahrgastzahlen im Regionalverkehr handeln könnte. Um mehr Menschen von der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu überzeugen, halte ich weniger ein kostenloses Ticket als vielmehr eine grundlegende Umstrukturierung und Sanierung der DB für zwingend erforderlich.

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Da bin ich deiner Meinung @AnnaM , nur kann man sich, glaube ich von der Illusion verabschieden jeden auf Bus und Bahn zu bringen. Dafür sind die Lebensverhältnisse der Menschen zu individuell.
Meine persönliche Idee einer Lebenswerter Stadt, am Stadtrand Parkhäuser, Parkplätze zu schaffen ( mit Ladeinfrastruktur) wo dann Bus, Straßenbahnen in die Stadt pendeln. Dienstleister und Anwohner dürften für gewisse Tätigkeiten die Stadt befahren.

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Da kommt man sicherlich auf mehrere Millionen.

Genaue Zahlen dürften schwierig zu bekommen sein, aber gerade in Großstädten und deren Speckgürtel dürften da einiges zusammenkommen.

Und selbst bei kleineren Städten so aber 10k aufwärts dürften so ein paar 100k Beitrag dabei sein.

Womit wir wieder beim eigentlichen Kern der Diskussion sind: es beiteiligen sich hauptsächlich diejenigen für die die Öffis so gar keine Alternative darstellen.

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Tatsächlich finde ich generell kostenlose oder zumindest stark subventionierte Tickets für den ÖPNV auf Dauer viel besser und viel nachhaltiger, als so manch eine Subvention in umweltschädliche Dinge.

Nehmen wir allein die Subvention für den Diesel: Man verhätschelt die Autoindustrie, anstatt dafür Sorgen zu tragen, dass mehr der ÖPNV und die Bahn genutzt werden. Der Vorteile gäbe es viele. Nicht zuletzt weniger Güterverkehr auf der Straße und mehr auf der Schiene oder auch weniger dieselgetriebene Transporter in den Kleinbetrieben und stattdessen E-Transporter.

So manch einer wird sich noch daran erinnern, wie im Jahr 2010 die Post einen E-Transporter von Daimler testete, diesen für unzureichend befand und daraufhin in Eigenregie einen E-Transporter entwickelte, bzw. entwicklen ließ. Sieben Jahre später spionierte Daimler die Post aus. Was für ein Armutszeugnis sowohl für die deutsche Autoindustrie als auch für die deutsche Politik des Verhätschelns ebendieser.

Überspitzt (und absichtlich provokativ) gefragt: Braucht es wirklich einen Krieg, um der deutschen Politik aufzuzeigen, wie unvernünftig ihre Verkehrspolitik war und ist?

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