Kommt mittelfristig eine Deflation?

Hallo,

Die allgemeine Inflation / Deflation ist ja nichts anders als eine Vergleichszahl, die Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat als prozentualer Wert, sprich 2021 zu 2022.
Aktuell stehen wir bei ca. 10%, maßgeblich getrieben von den Energiekosten.
Angenommen 2023 sinkt der Ölpreis, wir haben einen feuchten Sommer, sodass die Kernkraftwerke in Frankreich und die Wasserkraftwerke im Alpenraum viel Energie produzieren, und wir im besten Fall kaum bis kein Gas verstromen müssen.
Dazu wirksame Rettungsschirme der EU und in Deutschland, inkl. Preisbremsen.

Könnten wir dann nicht sogar schnell in Bereiche einer Deflation kommen, denn gemessen wird ja am Wert aus 2022? Und was würde das bedeuten?

Man könnte das Ganze sogar noch langfristiger denken:
Ziel ist es ja, ab den 30er Jahren nahezu ausschließlich erneuerbare Stromerzeugung zu nutzen, mit dem Nebeneffekt, dass die Strompreise im Vergleich zu den aktuellen Preisen deutlich sinken. Auch der Verkehrssektor wird zunehmend elektrisch, was bei ausreichend Erneuerbaren dazu führt, dass der gefahrene Kilometer günstiger wird.
Selbes beim Heizen oder dem ÖPNV.

Die Zentralbanken haben aber das Ziel, die Inflation Konsequenz bei rund 2% zu halten.

Hieße das nicht, dass wenn die Preise einmal ein gewisses Niveau erreicht haben, sie langfristig gar nicht sinken dürfen?

Kurz gesagt: nein

Zur Erklärung, selbst wenn die Energie nächstes Jahr nur noch 50% kosten würde wären da noch die teuere Energie die in Produkten steckt, die kommt erst deutlich verzögert beim Kunden an. So das höhere Produktpreise in dem Fall die direkt günstigere Energie ausgleichen würde, dazu kommt die Erwartung der für nächsten Winter wieder extrem knappen Energie Lage, so das es selbst bei akut günstigen Energiepreise kaum Preissenkungen bei Produkten bzw. Strom/Gas Tarifen geben wird.

Zur langfristigen Entwicklung:
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Energie billig wird nur weil ihre Herstellung billig wird. Tatsächlich wird Strom aber noch sehr lange Zeit knapp bleiben, da wir ja 100% des Primärenergiebedarfs direkt oder indirekt elektrifizieren müssen und auf dem Weg dahin wird Strom nicht billiger werden. Wenn wir dann in der voll elektrisierten Welt sind, wird der Strompreis vom Speicherpreis abhängen aber auch nicht ins bodenlose fallen, da mit zunehmender Elektrifizierung der Wirtschaft auch die Nachfrage-Elastizität zunehmen wird.