Könnte sich die Rechtssprechung zu den Kudamm Rasern hier auswirken?

Sicher habt ihr schon von dem Unfall in der Leipziger Straße mit zwei Todesopfer gehört. Was ich micht frage: Ließe sich die Argumentation, welche für das Mordurteil gegen die Kudamm Raser vorgebracht wurde auch hier anwende? Immerhin war der Unfallverursacher mit seinem Auto wohl mit überhöhter Geschwindigkeit auf dem Radweg unterwegs. Könnte man ihm hier also vorwerfen, den Tod von Menschen billigend in Kauf genommen zu haben und damit Mord?

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Der Mann war 83. Die Frage die sich hier zunächst mal stellt ist,ist der Mann geistig überhaupt fähig verurteilt zu werden. Ab einem gewissen Alter sollte einfach die Tauglichkeit zur Teilnahme im Straßenverkehr geprüft werden. Alles andere ist erstmal reiner Aktionismus und das alle möglichen Verbände dieses Unglück nutzen wollen um Ihre Agenda durchzusetzen finde ich eher fragwürdig wenn auch nachvollziehbar. Der Unfall ist nicht passiert weil auf der Straße z.b. 50 erlaubt war. Es war eine 30er Zone. Wofür ich allerdings auch wäre sind komplett baulich voneinander getrennte Fahrspuren für Fahrradfahrer und Autos. Das hätte hier eventuell geholfen den Unfall zu verhindern.

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Nein, das glaube ich nicht. Es lässt sich kein Rennen konstruieren (das schließt auch schnell fahren aufgrund des Nervenkitzels ein, braucht also keine weiteren Teilnehmer).
Hier zeigt sich wieder, dass eine Stadt durchaus Grund hat, den ÖPNV unter Einschränkung der Autos voranzutreiben. Er ist das kleinere Übel. Leider zeigt sich wieder z.B. in Erlangen, wo eine doppelspurige Straße eine Spur für eine Tram abgeben soll, wie Vorhaben an solchen Themen zu scheitern drohen.

Ein Zeuge behauptet eine Geschwindigkeit „im dreistelligen Bereich“ = über 100 km/h.

Da niemand im Alltag mit einer Radarpistole herumläuft, sollte man diese Zeugenaussage besser hinterfragen.

Womöglich habe das Tempo »im dreistelligen Bereich« gelegen und das bei erlaubten 30 Kilometern pro Stunde. Ob die Zeugenaussage stimme, müssten jedoch erst noch weitere Ermittlungen zeigen, so die Sprecherin. Der Wagen sei sichergestellt worden, ein Gutachten werde folgen.

Wobei es ja querende Fußgänger waren. Da hätte ein vergleichbarer Unfall auch beim Umfahren eines Staus auf einer Busspur, Bushaltestelle, etc. passieren können.
Natürlich sind baulich getrennte Radspuren trotzdem für den Radverkehr sinnvoll.

Vielmehr zeigen solche Vorfälle aber wieder die Denkweise vieler Autofahrer. Das Überfahren von durchgezogenen Linien zum Überholen, Abkürzen etc. ist ja so generell beachtet eher die Regel als die Ausnahme. Wo eine Lücke ist fährt oder parkt man, ob erlaubt oder nicht. Bestrafung ist schließlich unwahrscheinlich.
Fährt man mal einem Radfahrer wegen durchgezogener Linie ein paar hundert Meter hinterher statt zu überholen wird man schnell angehupt oder direkt von den Autos hinter einem überholt.

Da der Fahrer 83 Jahre alt war gehe ich eher von vollständiger Überforderung aus.

Ich denke daher auch, dieser Unfall hätte sich vor allem über Fahrtauglichkeitsprüfungen verhindern lassen. Ab einem gewissen Alter sollte man zumindest vernünftig genug sein, nicht mehr mit einem hoch-motorisierten Fahrzeug durch die Gegend zu fahren. Diese klassische „versehentlich beim Ausparken das Pedal verwechselt und plötzlich super beschleunigt“ würde mit einem 45-kmh-Auto nicht passieren - und die Mobilitätsbedürfnisse der meisten Rentner dürften diese Autos auch decken.

Gerade bei alten Menschen haben wir leider häufig eine extreme Inkompatibilität von sehr starken Fahrzeugen und sehr schwachen Fahrern… die Fahrerlaubnis im Alter bei ersten Auffälligkeiten daher auf 45-kmh-Autos einzuschränken finde ich grundsätzlich einen vernünftigen Ansatz, das Gefahrenpotenzial ist da einfach deutlich niedriger.

Dazu sollte der KFZ-Verkehr tatsächlich baulich vom Fahrradverkehr getrennt sein. Dass es überhaupt möglich für ein Auto ist, auf einen Radweg zu fahren, ist schon ein Problem (und führt dann auch zu vollgeparkten Radwegen und ähnlichen Folgeproblemen).

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Die Diskussion hat Wissing ja gleich mal eingefangen.

Verkehrsminister Wissing gegen Führerschein-Check bei Senioren | tagesschau.de

Die Freiheit des Fußgämgers endet dort, wo die des Autofahrers beginnt.

@pbf85 hat es ja schon geschrieben. Die Fußgänger wollten die Straße überqueren. Da bringt auch die bauliche Trennung nichts.
Bei unserer Zone30 gab es dank baulicher Trennung gleich mal Diskussionen warum hier überhaupt 30 ist, die Fußgänger seien doch weit weg von der Straße. Gerade die, deren Kinder dort laufen, halten sich nun am wenigsten dran.

Wie kommst du darauf? Sicher gibt es in dem Alter viele der sprichwörtlichen „Rentner mit Hut“, die absolut überfordert sind und trotzdem den Lappen nicht abgeben, aber die schleichen eher durch die Gegend, verwechseln mal beim Ausparken Gaspedal und Bremse oder fahren falschrum auf die Autobahn.

So wie dieser Unfall geschildert wird, sieht das aber vielmehr wie komplett rücksichtsloses Fahrverhalten aus. An der Ampel ist ein Stau, er möchte vielleicht abbiegen, und rast in vollem Bewusstsein das nicht zu dürfen auf dem Radweg am Stau vorbei, um schneller wieder auf seiner „legalen“ Spur anzukommen. Dass er in dem Alter vielleicht seine Fahrfähigkeiten und insbesondere seine Reaktionsgeschwindigkeit noch überschätzt hat, mag sein, aber nach „vollständiger Überforderung“ sieht mir das nicht aus.

Und sein Anwalt wird natürlich als erstes ein paar Gutachten anschleppen, die ihm „aufgrund seines hohen Alters“ Prozessunfähigkeit bescheinigen.

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Situationen wie diese beobachtet man bei Fahrern quer durch alle Altersklassen, vom Kleinwagen bis zur Oberklasse.

Also jeden Grünstreifen mit Pollern zupflastern?
Und jede Kreuzung mit Straßen oder Einmündungen für Autos, Landmaschinen etc. verengen, sodass entweder auch Radfahrer nicht mehr aneinander vorbei können oder die Abstände so eng sind, dass man mit Kinderanhänger nicht oder nur gerade so durchkommt? Also quasi den Radweg auch für Räder unattraktiv machen?

Denn selbst dort wo der Radweg mittels Grünstreifen von der Straße getrennt ist, wo durch Graben nur an der Einmündung vom Acker Zugang zum Radweg ist, etc. findet man Autos die sich auf den Radweg verirren, als Abkürzung, Parkplatz oder was die Situation sonst noch so hergibt.

Solange das weitestgehend ungestraft bleibt und langfristig gesehen meist billiger ist als bezahlt parken wird man das nur ändern indem man den Radwege verbarrikadiert.

In den Niederlanden gibt es viele gute, funktionierende Modelle zur Trennung von Radwegen und Fahrbahnen. Grünstreifen mit kleinen Büschen / mittelhohen Pflanzen reichen hier gewöhnlich und sind auch gut für die Artenvielfalt in der Stadt. Natürlich mit hinreichend vielen Zu- und Abfahrtwegen für Radfahrer.

Ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Ein in’s Alter gekommener rücksichtsloser Autofahrer, der es für eine gute Idee hielt, auf den Radweg auszuweichen und dann in Panik geraten ist, als er gemerkt hat, dass das ne ganz miese Idee war. Letztlich können wir ihm aber nicht in den Kopf schauen.

Ich gehe aber stark davon aus, dass diese Person nicht regelmäßig mit zumindest von Zeugen gefühlten 100 km/h durch 30er-Zonen fährt, aber das werden die Ermittlungen zeigen. Wenn er schon mehrmals wegen ähnlichen Dingen aufgefallen ist, war es wohl ein Mentalitäts-Problem, wenn das in der Vergangenheit nie passiert ist würde ich tatsächlich von geistiger Verwirrung und darauf folgende Panik, kurzum: altersbedingter Überforderung - ausgehen.

Das ist letztlich der Job des Anwalts. Der Job des Gerichts ist, das hinreichend ernsthaft zu prüfen und dann gerecht zu entscheiden.

Also das was ich aus den Niederlanden kenne war so gestaltet, dass Autofahrer die es drauf anlegen dort auch auf den Radweg gekommen wären.
Wenn ich mir ansehe was für Fahrmanöver bei mir um die Ecke gemacht werden wenn Autofahrer Parkplätze auf Radwegen suchen, dann ist das in meinen Augen nichts was man baulich verhindern muss sondern über Strafen.

Gerade wenn bei Sportveranstaltungen in der Turnhalle oder bei Schulfesten Eltern nahe Parkplätze suchen ist es ganz schlimm.

Das ist keine Unachtsamkeit mehr sondern gezieltes Brechen der Regeln.
Ohne mehr Strafen, vor allem mehr abschleppen würde sich nur die Kreativität erhöhen.

Das ist auch eine Frage der Mentalität vieler Fahrer. Bei uns denken eben noch zu viele, dass kostenloses Parken vor Ort ein Grundrecht wäre welches man sich nehmen kann. In dem Fall wären sogar 100 Meter weiter Bezahlparkplätze und 300 Meter weite kostenlose.
Und genau mit dieser Denkweise fährt man dann auch über andere gesperrte streifen, durchgezogene Linien oder überholt Radfahrer knapp.

Mir Verkehrserziehung (auch über den Geldbeutel und Zeit) erreicht man da insgesamt mehr als mit einem immensen Aufwand überall alle Radwege zu zu gestalten, dass kein Auto mehr drauf kann.

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Danke, du sprichst mir aus der Seele. Seitdem mein Schwiegervater wegen MS im Rollstuhl sitzt und ich 2 kleine Kinder habe fällt mir das noch mehr auf. Es gibt sehr viele Bereiche, wo man nicht mal mehr wirklich Platz hat zu Fuss vorbei zu kommen. Und es interessiert Polizei und Ordnungsamt Null Komma Null. Aber Wehe in Koblenz am bezahlten deutsche Eck Parkplatz steht man 15 Minuten zu lange, dann springen Sie wie Ninja aus den Büschen und verteilen Tickets.

Ich denke die Strafen müssen enorm erhöht und durchgesetzt werden, denn jedes Parken auf Radwegen und Gehwegen ist ein extrem gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Das muss auch so ankommen. Und gerne auch direkt Abschleppen. Lernen durch Schmerz ist alles was die große Anzahl rücksichtsloser Autofahrer versteht.

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Dem würde ich auch nicht widersprechen, ich denke, es braucht beides:

Hohe Strafen bei falsches Parken helfen tatsächlich, denn falsch Parken ist eine rationale Tat. Bedeutet: Die Falschparker rechnen durchaus nach, wie teuer es schlimmstenfalls werden könnte, wenn sie sich entscheiden, ob sie falsch parken. Es macht daher durchaus Sinn, Parken auf dem Radweg z.B. auch mit einem Punkt in Flensburg (und entsprechender Geldbuße) zu bestrafen. Gerade das Fahren auf dem Gehweg mit mehr als Schrittgeschwindigkeit sollte mindestens ein Punkt und ein Bußgeld im dreistelligen Bereich geben, das sollte mindestens so ein großes No-Go sein wie ein Rotlicht-Verstoß. Bei mehr als 10 km/h sollte es mindestens äquivalent zum qualifizierten Rotlichtverstoß gewertet werden (also mind. 2 Punkte und >200 Euro Bußgeld; wie wenn man nach mehr als einer Sekunde über Rot fährt).

Dennoch lassen sich Unfälle, bei denen Radfahrer zu Tode kommen, wohl auch stark durch die bauliche Trennung von Radwegen und Fahrbahnen verhindern.

In solchen Extremfällen hilft natürlich gar nichts. Bei der baulichen Trennung geht es eher um normale Unfälle, nicht um extrem fahrlässig und rücksichtslos herbeigeführte Unfälle. Es ist einfach eine Forderung, die man generell immer wieder stellen muss, weil Radfahrer bei der Straßenbauplanung immer noch eher als Anhängsel der Fahrbahnplanung betrachtet werden, statt als gleichberechtigte, besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer. Es werden immer mit viel Aufwand die Straßen geplant und dann - wenn noch Platz ist - die Radwege dran gepackt. Und das führt eben zu der extrem auto-freundlichen, geradezu radfahrer-feindlichen Verkehrsplanung, die man oft beobachten kann.

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Dann darf man aber bei der baulichen Trennung nicht aufhören, sondern muss bei der Verbindung der Spuren gleich weiter machen. Achtet mal morgens darauf, wie oft Schüler am Straßenrand stehen, weil sie mitten im Berufsverkehr diese überqueren müssen. Die wenigsten Stâdteplaner machen sich über solche Dinge Gedanken, dabei sollte jede Bushaltestelle einen Zebrastreifen, Tunnel, Brücke oder Ampel haben.

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Dem will ich auch nicht widersprechen. Da geht es dann aber eben um andere Unfälle. Der Unfall von Berlin hätte 1 zu 1 auch so passieren können, wenn die Spur statt Radweg eine Busspur gewesen wäre.
Deshalb finde ich es wichtig, dass einfach etwas dafür getan wird, dass generell das Überfahren von durchgezogenen Linien, das Befahren von Fuß und Radwegen und lauter weitere vermeintliche Kleinigkeiten nicht mehr als Bagatelle gesehen werden, sondern als potentiell ernsthafte Gefährdung.

Das führt zu einer Autozentrierten Planung. Autofreundlich gar nicht unbedingt. Ich habe mal einen Bericht gesehen wo Umplanungen in den Niederlanden und Dänemark vorgestellt wurden. Am Ende war teils trotz weniger Spuren die Fahrzeit für Autos kürzer. Dafür wurden dann aber Kreuzungen umgestaltet, Straßen zu Einbahnstraßen gemacht, Abbiegen teils nur nach Rechts erlaubt etc.

In Zeiten von Navis, wo sowas gut berücksichtigt werden kann war das auch für die Autos von Nutzen und der freigewordene Platz wurde für Rad- und Fußwege genutzt.

Sicher nicht überall möglich, aber vieles was man bei der Planung für Autos macht ist auch alles andere als Gut. Alleine schon die vielen Parkplätze parallel zur Straße bei denen Ein- und Ausparkende Fahrzeuge den Rückwärtigen Verkehr stoppen sorgt in Innenstädten für viel Rückstau. Eine Konzentration auf Parkhäuser wäre da effizienter.

Edit: langsam ziemlich OT, aber letztlich ist ja doch die Verkehrsplanung einer der Kernpunkte die die Unfallgefahr erhöht, neben solchen Rücksichtslosen Manövern dieses Fahrers.

Ich bin leidenschaftlicher Radfahrer, aber von baulicher Trennung halte ich wenig. Es ist seit Jahren bekannt, dass das höchste Risiko für Verkehrsunfälle zwischen Fahrrad und Auto im Kreuzungsbereich vorliegt, wenn das Auto abbiegen und das Fahrrad geradeaus fahren will.

Dabei ist das Risiko bedeutend erhöht wenn die Spuren nur baulich getrennt sind und sich nur an der Kreuzung schneiden. Wesentlich sicherer ist es wenn Rad- und Autofahrer die gleiche Spur benutzen oder noch besser Spuren räumlich getrennt sind. Eine mögliche Option für räumliche Trennung ist die Kombination aus „Auto-only Schnellstraße“ und Fahrradstraßen, in denen das Auto Rücksicht zu nehmen hat. Diese sollten idealerweise als Einbahnstraße gestaltet sein, damit Autofahrer auf waghalsige Überholmanöver verzichten. Beides klappt in Dänemark, speziell Kopenhagen, sehr gut.