Koalition der Willigen?

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Da die NATO Mitgliedschaft unrealistisch ist hängt alles von Sicherheitsgarantien ab. Ernsten Garantien. Also solche, die man mit „Hard Power“ unterlegen kann. Alles andere sind Worthülsen und schrecken Moskau nicht ab. Ich hoffe sehr, dass sich jetzt eine brauchbare und schlagfertige Koalition der Willigen um die strategischen Mächte UK und Frankreich bildet. Deutschland könnte hier mit seiner industriellen Stärke auch viel dazu beitragen. Aber solange nur geredet wird, bleibe ich skeptisch. Die letzten 11 Jahre seit 2014 geben leider nicht Anlass zur Ermutigung.

Die europäischen Armeen sind jetzt ja keine Nasebohrer und verfügen gegenüber Russland schon über einiges sehr modernes Gerät.
Leider oft nur in geringen Stückzahlen und mit wenig Reserven (Munition, Personal).

Ein ehrlicher Kassensturz sowie eine konkrete nationale und europäische Bedarfsanalyse zeitnah wäre ein Schritt.
Parallel lässt sich Munition und schon bestellte Rüstungsgüter produzieren.
Dann hat eine Koalition der Willigen auch Substanz

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Es sickern ja schon ein paar Details durch, wie das konkret ablaufen könnte. Dazu die wichtigsten Punkte:

  1. man will mit dem fertigen Plan trotzdem zu den Amerikanern gehen, weil man diese als Rückabsicherung bräuchte um glaubhaft gegenüber Russland abzuschrecken und weil den Europäern in bestimmten Bereichen die Fähigkeiten fehlen. Ursprünglich wollte Starmer ja erreichen, dass die USA die Luftraum Überwachung übernehmen, was diese ablehnen.

  2. egal was in den letzten Wochen/Wochen Monaten gesagt wurde, es geht um die Absicherung des aktuellen Frontverlaufs und nicht mehr die Ukraine in eine günstigere Lage zu versetzen. Also der Status quo. Man will auch keine Truppen direkt an die Front stellen. Die Truppe aus etwa 30k europäischer Soldaten soll die wichtigsten Großstädte im rückwärtigen Raum der Front Dnipro, Poltava und Kyrvi Rhi schützen und Russland davor abschrecken, weiter vorzustoßen.

  3. Die Truppen sollen hauptsächlich von Frankreich und GB gestellt werden (aktueller stand).

Quelle: u.a. https://x.com/nikgerassimow/status/1896209278035546551?s=46&t=UOKdjL2icQU_8Oh5I5HDrA Und verschiedene andere

Also bevor es einen Waffenstillstand gibt?

Würde ich mir wünschen, ist aber unwahrscheinlich, dass es so gemeint ist. Dazu ist die Angst vor dem Krieg noch zu groß.

Wieder typisch Deutschland. Wir geben das Geld, die anderen ihr Leben…

Und da ist wieder das Problem der Demokratien. Wo ein Autokrat einfach machen kann, muss der Demokrat immer bedenken, dass die nächsten Wahlen vor der Tür stehen. Und so werden solchen Dinge verschleppt, denn irgendwo ist immer eine Wahl und Ausgaben für’s Militär sind in den meisten Ländern nicht populär, vor allem, wenn es im sozialen Bereich bereits brodelt (siehe Gelbwesten-Proteste usw.). An „Zeitnah“ und „Ehrlich“ glaube ich daher erst, wenn ich es sehe…

Wir werden die Amerikaner für ihre „militärischen Dienstleistungen“ in Zukunft bezahlen müssen. Das ist exakt, was Trump will. Was Trump nicht versteht, ist, dass das dazu führen wird, dass wir uns langfristig von den USA militärisch unabhängig machen werden. Das wollte die amerikanische Außenpolitik der letzten 70 Jahre gezielt verhindern. Ob das langfristig gut oder schlecht für den Weltfrieden ist, wenn Europa nun auch gezwungen ist, zu einem globalen Player in militärischer Hinsicht zu werden, ist natürlich die große Frage. Aber ich sehe aktuell keine Alternative, sonst werden wir Milliarden über Milliarden an die USA zahlen, die davon eine noch stärkere Rüstungsindustrie bauen und Wohlstand anhäufen, während wir unter der Last erdrückt werden. Da macht es mehr Sinn, die eigene Wirtschaft über die Rüstungsindustrie anzukurbeln.

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Da immer vom übermächtigen Militär der USA gesprochen wird:

Die Zeit nach ‚45 betrachtend…

Welche Konflikte mit maßgeblicher Beteiligung der USA führten zu einem „Erfolg“, also wie in Deutschland zu einer dauerhaft besseren Zustand oder Frieden?

Das sehe ich auch so.
Ich würde allerdings noch hinzufügen, dass wir das bereits heute tun. Trump weist ja immer gerne auf das Außenhandelsdefizit hin, dass die USA mit vielen anderen Ländern haben. Was er aber unterschlägt ist, dass die USA dieses Handelsdefizit einfach mit immer mehr Schulden gegenfinanzieren (daher die ständigen Anhebungen der Schuldenobergrenze in den USA) und diese Schulden auch nie zurückzahlen.

Das heißt die USA kriegen permanent aus aller Welt Waren und Dienstleistungen aber bezahlen de facto nie den vollen Preis dafür.

Aber du hast natürlich Recht, dass Trump gerne noch mehr Geld für den Schutz durch die USA hätte.

Denke das ist dem geschuldet, dass wir noch die Regierung bilden und hier wenig konkrete Zusagen vorweg genommen werden sollen. Finde ich verständlich. So ein Einsatz müsste ja am Ende auch durch das (neue) Parlament abgesegnet werden.

Selbst bei ausgeglichenem Haushalt wäre die Anhebung aufgrund von Inflation notwendig. Eine absolute Obergrenze ist halt noch dümmer als die Schuldenbremse.

Den Punkt verstehe ich nicht ganz. Die Schulden machen die USA. Das Geld liegt bei uns auf dem Konto. Die USA bezahlen also uns und nicht umgekehrt.
Was Trump nicht sagt, dass sie im Ausland kaufen, weils dort billiger ist. Sonst wären die Preise in den USA teurer.

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Naja, die einfache Sicht darauf ist doch eigentlich die, dass die USA das geliehene Geld einfach nie zurückzahlen. Und dann sind Schulden natürlich auch kein Problem mehr.

Die wirtschaftswissenschaftliche (und damit komplizierte) Sicht darauf dürfte wohl so sein, dass die USA sich halt laufend neu verschulden bzw. umschulden müssen. Aber sie sind dabei, soweit ich es verstehe, viel kreditwürdiger, als andere Länder mit vergleichbaren Schuldenstand (relativ zum BIP).

Aber ich bin kein Ökonom und lasse mich da gerne korrigieren, falls das falsch sein sollte.

Da hast du natürlich Recht. Der europäische Mechanismus, die Verschuldung z.B. anhand des BIP zu begrenzen scheint da deutlich sinnvoller zu sein.

Achso verstehe. Ja das stimmt wohl, grundsätzlich sind halbwegs ausgeglichene Bilanzen aber doch fairer, weil sonst das eine Land Wohlstand auf Kosten des anderen Landes macht.

Da gebe ich dir Recht. Was das Defizit der USA angeht, sagt z.B. das Handelsblatt (Quelle):

Das Handelsdefizit der USA ist chronisch, da die Vereinigten Staaten ein typisches Nettoimportland sind. Finanziert wird das Defizit der größten Volkswirtschaft der Welt durch die Auslandsverschuldung. Die Kapitalmärkte der USA gelten als besonders attraktiv, unter anderem weil die Vereinigten Staaten mit dem Dollar über die Weltleitwährung verfügen.

Wie groß der Wohlstands-Gewinn ist, den den USA daraus ziehen, ist vermutlich sehr schwer zu messen und trifft wohl wie immer vor allem die ohnehin reichen Amerikaner.

Natürlich zahlen die die Schulden zurück, sonst würde den ja niemand mehr Geld leihen.
Die USA nimmt halt immer größere Beträge an frischem Kapital bzw. Schulden auf, um die laufenden Kredite und Ausgaben zu begleichen. Das hat dazu geführt das inzwischen ein riesiger Posten im Haushalt jedes Jahr dafür verwendet werden muss.

Das liegt daran, dass die USA auf dem Papier immernoch die größte Wirtschaft der Welt sind und gleichzeitig das schlagkräftigste Militär bzw. „Hard Power“ der Welt besitzen.

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Was man berücksichtigen sollte:

Kein Problem, nimmt man halt einen riesigen Posten neuer Schulden auf :wink:

Trump passt da gut in’s Bild, denn in seiner bisherigen Erfahrung als Unternehmer ging’s oft ähnlich. Irgendwann wird dann halt das Subunternehmen in Insolvenz geschickt und die Gläubiger bleiben auf ihren Schulden sitzen. Trump weiß, dass die Welt keinerlei Interesse an einer Insolvenz der USA hat, weil dann die komplette Weltwirtschaft kollabieren würde. Das will niemand, nichtmal Russland und China. Also weiß Trump, dass er Schulden bis zum Abwinken aufnehmen kann…

Irgendwann kommen wir natürlich an den Punkt, an dem das nicht mehr funktioniert. Und das ist dann der Punkt, an dem wir „vorbildlichen“ Deutschen mit unserer minimalen Staatsverschuldung realisieren werden, dass wir die dummen Netto-Gläubiger sind, die auf ihren Schulden sitzen bleiben, während der Rest der Welt mit ihren doppelt so hohen Schuldenquoten sich darauf einigt, doch lieber einen Schuldenschnitt zu machen, bevor die ganze Weltwirtschaft uns um die Ohren fliegt (oder schlicht eine Mega-Inflation alle Schulden komplett entwertet).

Die deutsche Schuldenpolitik ist einfach unglaublich naiv, weil sie davon ausgeht, dass wir davon profitieren würden, wenn alle anderen höher verschuldet sind als wir. Dass ein Weltwirtschaftscrash aber ganz schnell dazu führen kann, dass Geld (und damit alle Schulden) völlig entwertet sind und dann nur noch einen Wert hat, was Substanz hat (z.B. Infrastruktur, die von Schulden gebaut wurde…), also derjenige profitiert, der am meisten Geld in „crash-sicherer Form“ umgewandelt hat, wird einfach nicht gesehen…

Das ist das eigentliche Problem: Wir wissen aus der Vergangenheit sehr gut, dass große Imperien immer an solchen Dingen zerbrochen sind. Plötzlich sind die Kassen klamm, aber man hat einen riesigen Militärapparat. Tja, muss man den wohl nutzen, um die Kassen aufzufüllen, indem man eine aggressive Expansionspolitik fährt. Davor haben alle Staaten Angst, daher wird man den USA eher noch mehr Geld leihen, damit das Biest weiter schläft. Aber wie gesagt, irgendwann wird es dennoch knallen.

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Hier und auch generell kann ich ihrem Beitrag nur voll und ganz zustimmen.
Ich habe nie verstanden warum man es in Deutschland lange mehrheitlich für besser gehalten hat, als Staat lieber alles vergammeln zu lassen, aber dafür keine Schulden aufzunehmen.
Das sind dann halt spürbare „Schulden“ anstatt finanzielle… Aber wem nützt das? Wenn das nahezu alle Staaten anders machen, warum zum Teufel machen wir das hierzulande so?!

Aber um zum Thema zurück zu kehren und meinen Puls wieder zu senken:

Und genau das sehen wir doch unter Trump in seiner zweiten Amtszeit.
Hier wird auf alle internationalen Gepflogenheiten gespuckt und versucht durchzusetzen, was den USA „hilft“ und auch wirklich nur den USA.
Dass er innerhalb von ein paar Wochen damit die eigenen langfristigen Verbündeten nicht nur irritiert, sondern dazu bringt sich von Amerika als verlässlichen Partner abzuwenden, wird den USA natürlich überhaupt nicht weiter helfen.
Inzwischen sehe ich die ganze Situation als echte Chance für ein starkes Europa trotz des ganzen bedrohlichen Szenario. Weil wenn nicht jetzt, wann dann?

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Ich fürchte nur, dass wenn in vier Jahren dann ein Demokrat im weißen Haus sitzt, alles verziehen ist und ganz schnell wieder alles ist wie vorher.

Für die USA war es 80 Jahre ja vorteilhaft, Europa in einer größeren Abhängigkeit zu halten. Man hatte entscheidenden Einfluss in Europa, hat zwar viel investiert, aber auch Geld und Vorteile einheimsen können.
Für die Europäer war es so bequem, besonders nach 1990. Man konnte Militär-Ausgaben sparen, sich auch moralische Themen fokussieren, und es reichte eine sehr begrenzte militärische Beteiligung.
Nun gibt es für die USA unter Trump offenbar in Europa nicht mehr genug zu holen oder es wird zu teuer, in Europa vertreten zu sein, wenn Taiwan wichtiger scheint.

Bleibt diese Einschätzung der USA dauerhaft so?

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