„Klimazoll“: Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) soll für 80% der urspr. geplanten Unternehmen doch nicht gelten

Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute, dass die EU-Kommission den Anwendungsbereich des CBAM deutlich einzuschränken will. Demnach sollen 80 % der Unternehmen, die ursprünglich betroffen gewesen wären, durch neue Regelungen ausgenommen werden.

Dies ist Teil einer Initiative zur Deregulierung und zum Bürokratieabbau, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stärken.

Zur Einordnung:

Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ist ein zentraler Bestandteil des europäischen Green Deals und unterstützt das Ziel der Klimaneutralität bis 2050[1][3]. Er ist ein EU-Instrument, das sicherstellen soll, dass CO₂-intensive Importe aus Drittstaaten denselben CO₂-Preis zahlen wie in der EU produzierte Waren.

Der Klimazoll ist das dritte Standbein des „Dreiecks CO₂-Preis, Klima-Zoll und Klima-Geld“. Er betrifft ausländische Hersteller, die in Staaten ohne „CO₂-Preis-Regime“ produzieren, sowie ihre deutschen Importeure. Er soll den Wettbewerbsnachteil für Europäische Unternehmen durch den CO₂-Preis ausgleichen und so verhindern, dass, dass CO₂-intensive Unternehmen in Länder mit schwächeren Klimauflagen abwandern (Carbon Leakage).

Was mir bislang gar nicht klar war (die LdN-Hosts hatten kürzlich schon mal so was erwähnt): Dieser „Klimazolls“ ist längst beschlossene Sache und bereits voll im Gange:

  • Seit dem Oktober 2023 müssen Importeure für bestimmte Waren (z. B. Stahl, Aluminium, Zement) quartalsweise die eingebetteten CO₂-Emissionen melden. Ab 2025 müssen Emissionen ausschließlich nach der EU-Methode berechnet werden[1][3].
  • Seit Januar 2025 müssen sich Importeure als „zugelassene CBAM-Anmelder“ registrieren lassen[4][7].
  • Ab dem1. Januar 2026beginnt die Zertifikatepflicht: Importeure müssen CBAM-Zertifikate erwerben, deren Preis an den EU-Emissionshandel gekoppelt ist[2][6].
  • Die erste verpflichtende Zertifikatsmeldung für 2026 ist bis zum Mai 2027 abzugeben

Wäre schlimm, wenn das jetzt wieder rückgängig gemacht wird. Details zu den geplanten Änderungen sind noch nicht veröffentlicht. Laut SZ könnte es sich um höhere Schwellenwerte oder vereinfachte Berichtspflichten handeln, die kleinere Importeure entlasten soll.

Wie die Abmilderung des „Klimazolls“ die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken soll, ist mir völlig unverständlich.

„Quellen“

[1] CBAM 2025 – was Importeure wissen müssen - AEB Was Importeure jetzt zu CBAM wissen müssen
[2] Die wichtigsten CBAM - Aufgaben für 2025 - Ventum Consulting Die wichtigsten CBAM - Aufgaben für 2025
[3] CBAM: Verschärfte Berichtspflichten ab 01.08.2024 und 01.01.2025 CBAM: Verschärfte Berichtspflichten ab 01.08.2024 und 01.01.2025 | Franßen & Nusser Rechtsanwälte PartGmbB
[4] Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) | Deloitte Deutschland Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) | Deloitte Deutschland
[5] Registrierungspflicht für CBAM ab 1. Januar 2025 | ZDH Registrierungspflicht für CBAM ab 1. Januar 2025 | ZDH
[6] CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) - Zoll online Zoll online - CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM)
[7] Zulassung als CBAM-Anmelder (ab 2025) Zulassung als CBAM-Anmelder (ab 2025)
[8] Zulassung für CBAM-Regelphase - DEHSt DEHSt - Zulassung für CBAM-Regelphase
[9] CBAM: Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus - IHK Region Stuttgart CBAM: Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus - IHK Region Stuttgart

3 „Gefällt mir“

Frage: Für welchen Anteil des Imports von Waren, die maßgebliche CO2-Emissionen verursachen, sind die 80% der Unternehmen verantwortlich?
Wenn es nun vorallem um Klein- und Kleinstunternehmen geht, die zusammen genommen nur einen kleinen Anteil des Marktes abdecken, sähe ich das weniger kritisch.
Aber evtl. erfahren wir das erst später.

Heute erfordert der Import eines Päckchen Schrauben genau so viel Verwaltungsaufwand wie 10.000 t Stahl.
Dazu gehört nicht nur Daten je Quartal in eine Datenbank zu liefern, Max eine Woche nach dem Quartal. Vom Hersteller der Schrauben (oder dem Händler) muss man einen speziellen PCF einfordern, der einer CBAM Berechnungsmethode entspricht, die über hunderte von Seiten beschrieben ist, und gerade nicht den ISO Normen entspricht. Viel Spaß wenn der Lieferant kein Konzern ist.

Man sieht bei Tönnies wozu das führen kann.
Als die Regeln bei Leiharbeitern für große Konzerne verschärft wurden hat man den Konzern einfach in kleine Betriebe aufgespalten.

1 „Gefällt mir“

Meiner Kenntnis nach für 20% der Importe. Also die restlichen 20% für 80% der Importe. Klingt nach Pareto.
Gerade für die Debatte „Bürokratie“ ein gesunder Ansatz.