Klimaschutz-Politik: Welche Maßnahmen unterstützt die Bevölkerung am ehesten?

Mit 500 Euro im Monat eine PV und eine WP in 3 Jahren abbezahlen? Ich frage mal vorsichtig, ob du dich in den letzten Jahren mal damit beschäftigt hast?

Eine PV kriegst du für 1500 EUR/kWp, dann bist du also bei 15.000 Euro. Förderung gibt es hierfür keine. Eine Wärmepumpe mit Installation und Anschluss wirst du kaum für unter 25.000 Euro bekommen, abzüglich Förderung. Dann hast du aber bereits passende Heiztechnik und musst ansonsten nichts mehr anpacken.

Mehr als die Hälfte der Häuser sind aber Energieklasse D oder schlechter. Da wirst du neben einer LWWP noch das Dach und Wände dämmen müssen und eventuell Fenster tauschen. Vermutlich sollte man das auch machen, bevor man eine WP installiert, da es energetisch viel mehr bringt.

Das hängt natürlich vom Strommix ab. Auch wenn man davor Ökostrom bezogen hat, fühlt es sich aber so an, als wäre der Strom jetzt sauberer. Die Diskussionen, dass hier seltene Erden verbaut sind und danach alles Sondermüll ist, halten sich hartnäckig.
Die Maßnahme ist individuell und damit sehr stark auf die Person selbst bezogen.
Es profitieren vor allem die 28% Eigenheimbesitzer und von denen vor allem die mit hohem Stromverbrauch, besonders Elektroheizung. Das sind dann meist schon die besser Gestellten.

Aber wenn ich das so beleuchte, geht es wohl eher um staatliche Maßnahmen als persönliche. Leider ist auch hier im Forum immer die erste Frage: Was bedeutet es für mich? Und die zweite: Wie rechtfertige ich, noch nicht das perfekte Verhalten an den Tag zu legen?

Es ist ja keine „Rechtfertigung“ wenn man es sich einfach nicht leisten kann. Rechtfertigung klingt so als wolle man nur nicht und Suche eine Ausrede.

Das glaube ich dir eben nicht. Selbst meine Schwester, nur Mann arbeitet, drei kleine Kinder, könnte, wenn sie wollte. Nur will sie nicht, weil wenn die Kinder aus dem Haus sind, wird es eh verkauft und was kleineres gekauft.
Da ist es natürlich leichter, die Diskussion gleich damit abzuwürgen, dass man sich das eh nicht leisten könnte. Ist auch ok, ist ja jedem seine persönliche Entscheidung.
Aber öffentlich in Foren sollte man so etwas nicht behaupten.

Aber das ist ja ein Beispiel welches gut passt. Viele fordern ja eine Pflicht auf Dächern (nur Neubau oder nach und nach überall) und da muss man eben sehen, dass sich das für viele kaum rechnet.

Bei uns z.B. mit einem Reihenmittelhaus und wenig Verbrauch (wird je älter die Kinder werden wohl etwas steigen) kann z.B. von einer Amortisationszeit von 2-3 Jahren keine Rede sein. Je nach Entwicklung des Strompreises und ohne E-Auto wären wir bei eher 20-25 Jahren, bezogen auf die Angebote die wir bekommen haben. Und das teils sogar eher optimistisch gerechnet.
Sollte es aber früher oder später Tarife geben bei denen wir dann zeitweise eh wenig zahlen wenn alle einspeisen und viel zahlen wenn die PV nichts liefert, dann sogar noch viel länger.

Und so wird aus deiner Rechnung, die das als Nobrainer hinstellt ganz schnell eine kleine Zumutung.

Davon abgesehen ist insgesamt eh fragwürdig ob es sinnvoll ist fast alle Module nur in eine Richtung auszurichten weil man so seine persönliche Bilanz am besten optimieren kann, aber insgesamt gibt es dann mittags hohen Überschuss und früh und Abend ist der Ertrag Aus Photovoltaik eher überschaubar. Da fehlt mir irgendwie eine übergreifende Strategie.

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Man muss hier ehrlicherweise noch sagen dass man vor allem Steuern und Netzfinanzierung „spart“, diese Kosten aber in gleichem Masse anfallen und jetzt von jemand anderen (der sich keine PV-Anlage leisten kann) bezahlt werden müssen.

Vermessen von dir zu behaupten, zu wissen was sich wer leisten kann. Ich denke an der Stelle ist die Diskussion für mich beendet.

Da bin ich mir gar nicht mal so sicher.
Der Strommix wird ja auch so immer sauberer werden.
Darauf bauen ja auch andere Dinge auf, die mit sauberem Strom produziert werden sollen, wie die Wasserkraft.
Punkt 1 ist also schon mal gar nicht so einleuchtend.
Punkt 2 und 3 sehe ich hier auch nicht genug ausgeprägt.

Viel besser passen würde vermutlich ein hoher Preis für Parken in Innenstädten oder die Innenstädte gleich autofrei zu machen.

Punkt 1 ist hier sehr stark ausgeprägt.
Punkt 2 ist je nach Lebenssituation mehr oder weniger ausgeprägt.
Punkt 3 betrifft ganz klar die ärmere Bevölkerung in den Städten, die oft gar kein Auto hat und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Sie profitieren also vor allem von mehr Lebensqualität.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Trotzdem ist das Thema sehr unbeliebt.

Ich würde vorschlagen, dass der Thread wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehrt. Wann sich exakt eine PV-Anlage für wen lohnt und wie viele Euro man damit spart hat in dem Detailgrad glaube ich nur noch bedingt etwas damit zu tun, wie und ob diese Maßnahme von der Bevölkerung unterstützt wird?

Nicht wenn es z.B. um eine Photovoltaikpflicht (wäre ja so eine Maßnahme), wie sie ja von verschiedenen Gruppen und Parteien für verschiedene Fälle gefordert wird. Denn bei einer Pflicht auf EFH z.B. würde ja zumindest für die, die davon betroffen sind dann sehr wohl relevant sein wann sich das amortisiert.

Und da sieht man dann wieder, dass solch eine Maßnahme meist viele Anhänger unter denen hat, die ohnehin nicht davon betroffen wären. Wie fast alle Maßnahmen. Am wenigsten Zustimmung erfahren die Maßnahmen von denen am meisten Leute betroffen sind.

Zum Thema:

Die Entscheidung PV zur Pflicht zu machen nennt sich „Verantwortliche Politik“. Wenn es sich rechnet braucht es keine Festlegung. Kein Schwein beschwert sich, wenn ein Kniestock verboten wird, aus „ästhetischen Gründen“, und damit Wohnraum verteuert. Nur zur Befriedigung des Gemeinderats. Sollen 2% der Bausumme investiert werden um die Bedrohung der Menschheitsgeschichte etwas entgegen zu setzen ist es plötzlich eine Zumutung.

Ich hielt das Argument, sich eine PV Anlage oder Wärmepumpe nicht leisten zu können, tatsächlich für ein eher schwaches und wollte mit diesem Beitrag eine Herleitung schreiben, die das Argument widerlegt. Denn bis auf Ausnahmen werden fast alle für eine solche Modernisierung einen Kredit bekommen. Nun muss die monatliche Ersparnis nur so hoch liegen, dass man binnen Komponenten-Lebenszeit die Installation mit der Ersparnis abzahlen kann. Am Ende der Herleitung das böse Erwachen. Die anfängliche These war falsch und du hast Recht. Dennoch der Transparenz wegen:

Amortisation einer WP-PV Kombination

Angenommen Peter Maier baut lässt sich eine Wärmepumpe + PV für 35.000 € einbauen. Ihm fehlt das nötige Kleingeld und so muss er einen Kredit zu jährlich 3% aufnehmen. Das sind initial 1050 € Zinsen im ersten Jahr. Da er alles finanziert, kann man alternative Investments als Benchmark vernachlässigen.

Der Gaspreis im Mittel der nächsten 20 Jahre dürfte locker bei 12 ct/kWh liegen. Der Strompreis eher bei 35-40 ct/kWh.

Ein Einfamilienhaus verbraucht im Schnitt 4000 kWh Strom pro Jahr. Eine Wärmepumpe verbraucht im Jahr zwischen 4300 und 6700 kWh pro Jahr[1].

Pro Jahr spart ihm die Wärmepumpe bei einer JAZ von 3,5 etwa 19 MWh Gas im Wert von 2300 €.

Zu den Stromkosten. Mit Wärmepumpe + Haushaltsstrom liegt er bei etwa 9000 kWh im Jahr. Davon erbringt er dank Speicher und intelligenter Steuerung der WP ca. 50% per PV (65%+ sind schon sehr optimistisch). Das ergibt einen finanziellen Wert an PV-Strom von 1700 €. Die übrigen 50% gehen zu mickrigen 8ct/kWh ins Netz. Ich vernachlässige sie hier. Sie können als Puffer für ungeplante Reparaturen, Versicherung oder als Gewinn fungieren.

Die übrigen 50 % muss er zu 1700 € aus dem Netz zukaufen.

Altmodisches Szenario

Kategorie Kosten/a
Gas 2300 €
Strom 1400 €
Gesamt 3700 €

PV + WP

Wir wissen nun, dass Peter das altmodische Szenario 3700 € pro Jahr kostet. Bei der Kombination WP+PV kann er die jährlichen Kosten auf 1700 € senken, also jährlich 2000 € sparen. Diese 2000 € können in Kredit und Tilgung fließen.

Nun können wir das in einen gängigen Kreditrechner[2] eintippen und stellen fest:

, die Anlagenkombination amortisiert sich erst nach 25 Jahren. Bei einer typischen Lebensdauer der Komponenten von 20 Jahren machen wir tatsächlich sogar Verlust. Das liegt vor allem am hohen Zinsaufwand durch die geringe Tilgung.

Bringen wir hingegen 1/3 Eigenkapital mit, nehmen also nur einen Kredit von 20.000 € auf, sieht die Rechnung viel besser aus:

Schon nach 12 Jahren ist der Kredit abgezahlt. In den restlichen 8 Jahren spart Peter noch 16.000 € und hat damit über die 20 Jahre insgesamt 1000 € Gewinn gemacht. Kann er die gesamte Anlage aus der Portokasse bezahlen, dann spart er insgesamt 40.000 € und macht so insgesamt 5.000 € Gewinn.

Summa summarum lässt sich zusammenfassen: Eine WP-PV Kombination ist kein absoluter No-Brainer. Man benötigt schon ein finanzielles Polster, damit sich ein solches Projekt finanziell lohnt. Je mehr man aber übrig hat, umso klarer ist die Entscheidung. Für alle anderen braucht es vermutlich eine finanzielle Förderung.

1 Der Stromverbrauch von Wärmepumpen | Bosch Home Comfort.
2 Kreditrate berechnen: Formel inkl. Rechner - Finanzfluss

Hier kommt dann die KfW-Förderung ins Spiel:
KfW: Heizungsförderung für Privatpersonen – Wohngebäude
Damit wird es auch für die ohne Eigenkapital interessant.

Erstens kommt es drauf an ob wir über eine Pflicht nur bei Neubau reden oder über eine Pflicht zur Nachrüstung welche ja auch einige Gruppen fordern.
Wobei selbst für die die Bauen bei den Preisen die häufig aktuell ausgerufen werden eher von 4-5 als von 2 % der Bausumme ausgegangen werden darf.

Zweitens ist diese Maßnahme keineswegs ein solcher NoBrainer weil wir mehr und mehr in die Situation kommen wo nicht mehr Strom im Sommer zur Mittagszeit unser Problem ist sondern in den Zeiten wo die ganzen Photovoltaikanlagen keinen oder wenig Strom zur Verfügung stellen. Viele Experten sprechen sich daher auch heute schon dafür aus Photovoltaik die nicht nach Süden ausgerichtet ist gezielt zu fördern, meinen da aber vorwiegend die großen Anlagen auf Feldern. Dort ließe sich auch mit dem gleichen Invest mehr Leistung installieren.

Zum Thema Mobilitätswende:

Fördert in der Häufung jetzt auch nicht den Drang, auf ÖPNV umzusteigen

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