Klimakonferenz: CO2-Fußabdruck des Militärs weiterhin aus verbindlicher Klimaberichterstattung der Länder ausgeklammert

Am Sonntag hat die Klimakonferenz COP 27 in Ägypten begonnen. Auch in diesem Jahr wird das Thema Krieg dort voraussichtlich kaum eine Rolle spielen - obwohl ein Krieg mitten in Europa tobt und obwohl der militärische Sektor für circa 6 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist!

Mehr noch: Auf Druck der USA wurde der CO2-Ausstoß des Militärs in Klimaabkommen wie dem Kyoto-Protokoll 1997 und dem Pariser Klimaschutzabkommen 2015 ausgeklammert. Bisher ist er damit kein verpflichtender Bestandteil in der Klimaberichterstattung der Länder und wird weder konsistent erhoben noch transparent veröffentlicht. Die dadurch fehlende Datenlage führt dazu, dass die Auswirkungen des Militärs auf die Erderhitzung nur ungenau berechnet werden können.

Einer Studie der Co-Direktorin des Costs of War-Projekts der Brown University, Neta Crawford, zufolge trägt das US-Verteidigungsministerium allein mehr zur Klimakrise bei als Länder wie Schweden oder Portugal. Damit ist es der weltweit größte institutionelle Verursacher von Treibhausgasen.

Deutschlands Militär hat bereits im Jahr 2019 circa 4,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen - und damit wesentlich mehr als der innerdeutsche Flugverkehr mit 2,5 Millionen Tonnen.

Ich fänd es sehr interessant dieses Thema mal näher zu beleuchten. Es kann doch nicht angehen, dass wir kaum noch Zeit haben, das 1,5-Grad-Limit überhaupt noch zu erreichen und einen ganz entscheidenen Faktor systematisch auszusparen!

Das IPG-Journal hat dazu einen interessanten Artikel veröffentlicht und geht darin auch auf den Ukraine-Krieg ein: Das 1,5-Grad-Ziel in Gefahr: der Ukrainekrieg und seine Klimabilanz – Wirtschaft und Ökologie | IPG Journal

Auch DIE ZEIT widmet sich dem Thema: ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.

Dazu hat auch Scientists for Future etwas aktuelles im Angebot (Artikel vom 10.10.22).

Daraus geht zumindest hervor, dass Deutschland im Vergleich zum Rest der Welt halbwegs zufriedenstellende Daten liefert. Das einzige Argument, das gegen eine genauere Erfassung oft vorgebracht wird, sind Sicherheitsbedenken - und das ist meines Erachtens oft übertrieben. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass im Zeitalter von Big Data eine zu genaue CO2-Aufschlüsselung in Verbindung mit den vielen anderen verfügbaren Daten genutzt werden kann, um sehr detaillierte Informationen über die Verteidigungsfähigkeit eines Landes zu erhalten. Dennoch: Ich denke nicht, dass die Veröffentlichung der Daten einen so großen sicherheitstechnischen Nachteil hat, dass dies die Vorteile ausgleichen würde. Denn zur CO2-Vermeidung muss erst einmal der Status Quo ermittelt werden, ohne das ist keine systematische Reduktion des CO2-Ausstoßes sinnvoll machbar.

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